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Zum Khao Yai

Wieder hatten wir einen Bus bestellt, wieder sprach der Fahrer kein Wort Englisch, und gewiß war er noch nie im berühmtesten Nationalpark Thailands gewesen, im Khao Yai. Schnurgerade führt die Straße 331 von Sattahip nach Norden. Wo sie auf die Nr. 319 nach Prachan Buri stößt, biegt er links statt rechts ab, und so verlassen wir das Hügelland und nähern uns der Stadt Chachoengsao. Da aber wollen wir nicht hin. Auf unsere Karte schaut der Fahrer recht verständnislos, schließlich fragt er Einheimische und wendet.

Rechts und links der Straße wechseln Reisfelder, lotosbewachsene Teiche, Ananasfelder und erstaunlich viele Blumen- und Ziertopfgärtnereien einander ab. Wer es sich nur leisten kann, schmückt sein Grundstück mit gepflanzten Stauden und Sträuchern sowie mit Topfpflanzen, an denen ständig "herumgeschnippelt" wird. Mögen Bonsai anderswo "erfunden" worden sein - in Thailand blüht diese Baum- und Strauchkultur in einem geradezu beeindruckenden Maß.

Da wir den Bus nur bis Mittag gemietet haben und zeitlich schon im Rückstand sind, müssen viele Gewässer rechts und links der Straße unbeachtet bleiben, doch hoffen wir, daß uns KLAUS DERWANZ zu ähnlichen Teichen führen wird. So ist es ja auch gekommen.

Während wir uns der Stadt Prachin Buri nähern, werden in der Ferne schichtstufenartige Bergkanten sichtbar - die ersten Ausläufer des Khao Yai-Berglandes. Die Straße führt quer durch den Nationalpark hindurch, und es wird ein geringer Obolus gefordert.

Dann beginnt eine unvergeßliche Fahrt durch nahezu unberührtes Gelände. Lediglich die Straße wird passierbar gehalten. Die warnenden Hinweise auf Wildwechsel scheinen berechtigt zu sein. Elefantenlosung liegt herum und ist, wie wir uns überzeugen können, noch warm. Leider (oder glücklicherweise?) sehen wir aber diese Tiere nicht. Dagegen nutzen Kurzschwanz-Makaken  ihre Sonderstellung als "Vorzeigeaffen" aus, bringen Autos zum Stehen und betteln um Obst oder Nüsse. Das sollte in einem Naturschutzpark ja eigentlich nicht sein, aber...

Für die knapp 60 km Strecke brauchen wir fast drei Stunden, dann verlassen wir den Park und nähern uns der Einmündung unserer Straße auf die Nr. 2 von Saraburi nach Nakhon Ratchasima.

Am Kilometerstein 7 vor dieser Einmündung befindet sich die "Khao Yai-Garden Lodge". KLAUS DERWANZ ist noch unterwegs, so bekommen wir unser Quartier zugewiesen und können erst einmal etwas essen und uns umsehen. Neben den zahlreichen Übernachtungsgebäuden bestaunen wir für uns ungewohnte Gewächshäuser aus Maschendraht, in denen prächtige Pflanzen und Schmetterlinge gehalten werden.

Dann kommt der Erwartete. Er schlägt vor, eine nahegelegene Wasserpflanzengärtnerei zu besuchen. Das wird insofern eine Enttäuschung, als zwar viele aus Aquarien bekannte Arten zu sehen sind, jedoch außer Cryptocoryne crispatula (in der Wuchsform, die wir als C. balansae kennen) keine Art aus Thailand. Es dominieren Echinodorus, Alternanthera und Spathiphyllum.

Leider führen hier alle Flüsse Hochwasser, und so fallen unsere Fangversuche kl„glich aus. Lediglich ein allerdings prächtiger Mastacembelus sp. kann aus einem Vallisnerienbusch geklopft werden und flieht in das bereitgehaltene Fangnetz. Sonst nichts.

Am Spätnachmittag kommt es schließlich zu der bereits beschriebenen Kampffischsuche, die mit dem Fang von Betta smaragdina endete.

In und um Bangkok

Wenn uns auch die natürlich gebliebenen Regionen Thailands der Fische und der Pflanzen wegen mehr interessieren, so reisen wir doch für zwei Tage in die uns anfangs so schockierende Hauptstadt. Wir wollen dort eine Aquarienfisch-Exportfirma, den "Weekend-Market" und das alte Bangkok mit seinen Prachtbauten aufsuchen.

Es sei kein Saison, deshalb habe er nur wenig da, das meiste sei davon bereits für einen Auftrag verpackt - aber bitte, umsehen können wir uns, sagt Mr. Wallop, der Inhaber des Betriebes.

So fotografieren wir ein bißchen, sehen einer Frau beim Verpacken von Krabben zu und finden keine Fisch-Art, die uns interessiert hätte.

Die Großhandlung wird mit einfachsten Mitteln und ohne Vorratshaltung betrieben. Je nach Auftragseingang wird meist durch die Angebote einheimischer Fänger, ergänzt nur durch wenige gezüchtete Arten, eigentlich nur portioniert und verpackt. Nicht einmal der Transport zum Flughafen erfolgt mit eigenen Fahrzeugen - das erledigen Cargo-Firmen.

Das Aquarienfisch-Angebot auf dem für Europäer verwirrenden Wochenendmarkt war ausgesprochen durchwachsen. Neben zahlreichen südamerikanischen und afrikanischen Arten dominierten Goldfisch-Zuchtformen. Selbstverständlich gab es reichlich "pla kat", überwiegend jedoch langflossige Zuchtformen, nur vereinzelt wilde, kurzflossige Männchen. Obgleich wir selbst Halbschnäbler, Dermogenys pusillus fangen konnten, bedauerten wir später, keine von den prächtigen Kämpfern mitgenommen zu haben, die hier auf dem Markt angeboten wurden. Aber wir wußten um diese Zeit noch nichts Genaues über die weitere Gestaltung der beiden Bangkok-Tage und wollten bei den herrschenden Temperaturen nicht das Leben der Tiere riskieren.

Dabei waren es nicht allein die Tageshöchstwerte von über 40 oC, die uns Europäern zu schaffen machten. Zur Ausstattung nahezu aller Fahrzeuge und vieler Geschäfte gehören Klimaanlagen. Die aber werden brutal auf 14 bis 18 oC gefahren. Klettert man in leichter Kleidung total verschwitzt in solch einen Kleinbus oder besucht ein Kaufhaus, so friert man innerhalb weniger Minuten und ist froh, wieder in die Tropen zurückkehren zu können. Film- und Video-Kameras spielen bei solchen Temperaturwechseln durch Kondenswasser oft dann nicht mit, wenn man eigens wegen eines Motivs oder einer Begebenheit anhalten läßt.

Mit Fahrern zu verhandeln ist wegen der Sprachprobleme sinnlos. Außerdem tragen sie nämlich gepflegte lange Dienstanzüge mit höchstens kurzärmeliger Jacke. Darüber hinaus sind sie stolz auf die technische Ausrüstung ihrer Fahrzeuge. Folglich wird die Kühlung bis zum Anschlag aufgedreht.

Für den Transport von Fischen brauchte man eigentlich Thermosgefäße: Draußen, damit der Inhalt nicht zu warm und drinnen, daß er nicht zu kalt wird.

Ist schon der erste Eindruck von Bangkok verwirrend, so verstärkt sich der Widerstreit der Gefühle mit der Anzahl gesehener und erlebter Details. Ergreifend nicht nur die Schönheit der Bauwerke in der Altstadt und deren andächtige Würdigung durch die Gläubigen - ein für uns ungewohntes, selbstverständliches Leben mit der Tradition.

Ebenso fremdartig wie reizvoll ist Chinatown, das während der Routineführung viel zu schnell durchquert wird.

Andererseits geradezu abstoßend schmutzig sind die "Lebensader" Bangkoks, der Menam Chao Phraya und die verbliebenen Klongs. Wie müssen die wegen der ständig drohenden Cholera zugeschütteten Stadtkanäle ausgesehen haben, wenn die verbliebenen als noch tragbar eingeschätzt werden? Auch in den prächtigsten Häusern möchte man nicht wohnen. Badende und sich gegenseitig in dieses Wasser schubsende Kinder rufen bei uns eine Gänsehaut ab. Auf Stegen hocken Frauen und waschen Geschirr ab, hoch über uns trocknet Wäsche, die ganz offensichtlich mit diesem Wasser gewaschen wurde. Angler winken uns zu, und gerade noch hatten wir darüber gesprochen, ob uns irgendeine seltene Fisch-Art veranlassen könnte, in dieser üblen Brühe mit einem Kescher zu hantieren.

Am Wat Arun unterbrechen wir die Fahrt und werden nun wieder vom anderen Pol der Stadt gepackt - von der fremdartigen Schönheit dieser Architektur.

Um zu unserem Ausgangspunkt zurückzukommen, müssen wir den Fluß erneut überqueren. Der Bootsführer dreht gewaltig auf, und ein paar Liter der Gischt treffen über die Bordwand bis in unsere Gesichter. Wir brauchen ein bißchen Zeit, ehe uns anschließend das prächtige Mittagessen schmeckt...

Land der Extreme

Inzwischen sind wir mit einigen Fischen zurückgekehrt, und die ersten Nachzuchten schwimmen. Mit Hilfe der Fotos sind die Erinnerungen wieder plastischer geworden, wir haben erzählt und manche Frage beantwortet.

Sind es die noch frischen Eindrücke, die Thailand stärker als andere besuchte Tropenländer auf uns einwirken ließen? Wird man sensibler, je mehr man gesehen hat? Oder ist Thailands Ausstrahlung so stark, daß es auch drohendes Abstumpfen übertrifft? Wir wissen es nicht.

 

 

 

 

 

 

 

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