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   Beide Acaronia - Arten besitzen einen recht hochrückigen, seitlich nur mäßig zusammengedrückten und gedrungenen Körperbau. Der Kopf ist massig und das große, leicht oberständige Maul tief gespalten. Die Kiefer sind mit vielen kleinen Zähnchen besetzt die Beutefische sicher festzuhalten vermögen. Das große Auge deutet schon auf eine dämmerungsaktive Lebensweise bzw. auf das Jagen in dunklen Unterständen hin. Die Schuppen sind sehr groß und die unpaaren Flossen großflächig. Bei erwachsenen Fischen beiden Geschlechts sind diese an den Spitzen sehr lang und fadenförmig ausgezogen. Die großen und durchsichtigen Brustflossen ermöglichen ein manövrieren selbst im dichtesten Wurzelgewirr und machen den Fisch beim Anpirschen von vorn aufgrund ihrer Transparenz fast unsichtbar denn das Opfer glaubt es hätte ein treibendes Blatt oder ein Stück Holz vor sich. Der Schwanzstiel ist kurz und kräftig und verleiht der großen abgerundeten Schwanzflosse die Schnellkraft zum blitzschnellen Vorstoß bei der Jagd.

    Die Weibchen von A. nassa erreichen ausgewachsen ein Länge von etwa 16 cm, während die männlichen Exemplare die eindrucksvolle Größe von über 20 cm erreichen. Das größte je dokumentierte Exemplar maß 24 cm Standartlänge, also von der Schnauzenspitze bis zur Schwanzflossenwurzel gemessen. Rechnet man die Schwanzflosse noch hinzu kommt man gut und gern auf 30 cm Gesamtlänge. Das Zeichnungsmuster von A. nassa ist auf den Fotos recht gut zu sehen. Trotzdem möchte ich hier in aller Kürze einmal die arttypischen Charakteristika darstellen. Auf braunbeigem Untergrund besitzen die Fische neun Querbinden von denen die erste sich auf dem Nacken befindet und die letzte auf dem Schwanzstiel einen langgestreckten vertikalen Fleck bildet, der kontrastreich hell abgesetzt ist. Dieses Querstreifenmuster tritt besonders bei aggressiv gestimmten, balzaktiven oder brutpflegenden Fischen stark hervor. Das große Auge ist golden oder orange gefärbt. Der Kopf hat eine ganz typische Zeichnung. Vom Auge aus gehen sternförmig sechs dunkle Linien aus, von denen die am stärksten ausgebildete von Auge schräg nach unten und hinten zum unteren Rand des Kiemendeckels verläuft. Sie ist immer gut zu erkennen und zusätzlich weißglänzend gesäumt. Eine weitere reicht vom unteren Augenrand zum oberen Rand der Maulspalte. Zwei weitere Binden zieren die Stirn, eine geht von oberen hinteren Rand des Auges zum Nacken und dort in die erste Querbinde des Körpers über. Vom hinteren Rand des Auges zieht sich ein Streifen über die Schulter bis hin zur oberen Hälfe der Schwanzflossenbasis. Dort wird er vom Schwanzwurzelfleck beendet. Er ist bei erwachsenen Fischen nicht immer gut zu sehen während ihn die heranwachsenden Tiere dieser Art oft zeigen. Fühlen sich A. nassa beunruhigt tritt jener Streifen hingegen stark hervor und bildet das charakteristische Element der Schreckfärbung. Zusätzlich werden die Buntbarsche dann am Körper auffällig hell. Von diesem Längsstreifen breitet sich im Bereich unter den hinteren Dorsalstrahlen stimmungsabhängig eine schwarze Zone bis zum Ansatz der Rückenflosse aus. Etwas oberhalb der Körpermitte zeigen A. nassa einen auffälligen großen schwarzen und glänzend weiß gesäumten, länglich ovalen Fleck, der sich an jener Stelle befindet, wo sich das sechste Querband (von hinten gezählt) mit der erwähnten Längsbinde kreuzt. Ein weiterer solcher Fleck befindet sich hinter dem oberen Kiemendeckelrand direkt oberhalb der Körperlängsbinde. Allerdings sind auch diese Markierungen nicht immer gur zu erkennen und verschwinden in manchen Situationen fast ganz. Die unpaaren Flossen sind bei dieser Art recht kräftig mit kleinen dunklen Flecken gemustert.

Territoriales Männchen von Acaronia nassa Kämpfende Männchen an der Reviergrenze Kämpfende Männchen an der Reviergrenze

    Die zweite Art der Gattung, Acaronia vultuosa, wurde erst 1989 durch den schwedischen Ichthyologen Kullander wissenschaftlich beschrieben. Typusfundort dieser Art ist ein kleiner austrocknender Schwarzwasserteich (5°47´N,67°29´W) seitwärts der Straße von El Burro nach Puerto Ayacucho im venezolanischen Bundesstaat Territorio Federal Amazonas. A. vultuosa ist im gesamten Einzugsgebiet des oberen und mittleren Orinoco verbreitet. Südlich ist sie bis ins Gebiet des oberen Rio Negro zu finden der durch den Casiquiare direkt mit dem Orinoco in Verbindung steht. Dort überschneiden sich offensichtlich die Verbreitungsgebiete beider Arten. Weiter flußabwärts im Rio Negro wird die Art dann vollends durch A. nassa abgelöst. A. vultuosa bleibt kleiner  als A. nassa. Die Männchen erreichen Endlängen um die 20 cm, während die weiblichen Tiere 14-15 cm kaum überschreiten. Charakteristisch ist bei A. vultuosa das hübsche Zeichnungsmuster des Kopfes. Die Kopfseiten sind mit einem komplexen Muster Streifen dunkler Streifen geschückt, die glänzend weiß, gelb oder hellblau gesäumt sind. Dieses Maskenmuster inspirierte Kullander seinerzeit auch zu dem Artnamen. „Acaronia vultuosa“ bedeutet nämlich soviel wie „Barsch mit finsterem Blick“ oder „Grimasse“.  Die Augen von A. vultuosa sind dunkel weinrot gefärbt. Der Körperbau unterscheidet sich nicht gravierend von A. nassa. Allerdings wirkt die Art nach meinen Beobachtungen schlanker und weniger gedrungen. Auch ist der Kopf etwas spitzer und das Maul stärker oberständig. Rücken-, Bauch- und Afterflosse sind auch bei erwachsenen Exemplaren an den Spitzen nicht so lang ausgezogen und auch nicht so stark gemustert. Hingegen treten die Querbinden bei A. vultuosa stärker in Erscheinung.  Die Körperflecken sind weniger stark ausgeprägt und auch kaum hell gesäumt.

Acaronia vultuosa Männchen (Portrait) Männchen von A. vultuosa Weibchen von A. vultuosa

    Während unserer fischkundlichen Expeditionen nach Venezuela konnten wir feststellen, daß diese Art reines Weißwasser zu meiden scheint. Zwar konnten wir sie in leicht trüben, etwas 34 °C warmen Restwassertümpeln bei Las Guabinas in der Umgebung von Los Pijiguaos, etwa auf halbem Wege an der Straße von Caicara del Orinoco nach Puerto Ayacucho, fangen, im Bereich der Llanos ist sie aber offensichtlich nur in Klar- oder Schwarzwasserflüsschen zu finden. Meist sind es klare, recht schnellströmende und pflanzenreiche Bäche mit ruhigen Buchten oder verkrautete Restgewässer in denen A. vultuosa dort lebt. Diese Gewässer führen alle weiches und recht saures Wasser und sind in der Trockenzeit ziemlich warm. Solche ein typisches Gewässer ist der Cano el Toro, der in den Rio Guariquito mündert, einen nördlichen Zufluß des mittleren Orinoco im Bereich der zentralen venezolanischen Llanos (Bundesstaat Guarico). In diesem fischreichen Gewässer (Januar 1997, pH 5,5, Temperatur im Bach 28°C) war A. vultuosa nicht selten. Junge und halbwüchsige Tiere fingen wir dort in der Trockenzeit überwiegend im flachen verkrauteten Uferbereich der durch die starke Sonneneinstrahlung in einigen Bereichen bis auf 38°C aufgeheizt war. Adulte Tiere hielten sich dagegen ausschließlich im Bereich der Uferböschung zwischen Wurzeln und Wasserpflanzenwäldern auf. Die Strömung war an diesen Standorten kaum merklich. Einige adulte Tiere hielten sich aber auch für kurze Zeit inmitten stärkerer Strömung auf. In Cano el Toro lebten die Tiere zusammen mit Mesonauta insignis, Heros severus, Hypselecara coryphaenoides, Aequidens cf. metae „Calabozo“, Crenicichla sp.„Guarico“, Crenicichla wallacii, Crenicichla lugubris, Satanoperca daemon, Satanoperca leucosticta, Microgeophagus ramirezi, Apistogramma hoignei und besonders vielen Salmlern, die neben Garnelen (Macrobrachium) offensichtlich die Hauptnahrung dieser Räuber darstellten. Dort konnte ich im April 1994, gegen Ende der Trockenzeit schnorchelnd ein Pärchen dieser Buntbarsche beobachten, das im leicht fließenden Wasser etwa 100 ca. 1,5 cm Jungfische führte. An der Brutpflege waren beide Partner beteiligt. Die Jungen hielten engen Kontakt zum Weibchen während das Männchen in ein Scharmützel mit einem ebenfalls brutpflegenden Paar Aequidens cf. metae „Calabozo“ verwickelt war.

Cano el Toro, Rio Guariquito, Estado Guarico, Llanos Venezuelas, Lebensraum von A. vultuosa Frisch gefangener A. vultuosa, Cano el Toro, Venezuela

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