home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum

Der Tag von Migahatenna

Die oberen Zuflüsse des Bentota waren das Ziel unserer letzten fischkundlichen Exkursion. Bei einer Bootsfahrt den Bentota aufwärts konnten wir feststellen, daß der Einfluß der Gezeiten soweit reicht, bis Barbus filamentosus auftritt und Etroplus suratensis selten wird. Ein zusätzliches Kennzeichen reinen Süßwassers sind die ausgedehnten Bestände von Aponogeton crispus, vorwiegend in Buchten oder in Ufern„he.

Nun hatten wir in den Tagen zuvor nahezu ständig die gleichen Arten, wenn auch in unterschiedlichen Anteilen, gefangen und wieder zurückgesetzt. Auf meiner Wunschliste standen aber noch Aplocheilus dayi werneri, Esomus thermoicos und vor allem Rasbora vaterifloris und Malpulutta kretseri. Von diesen Fischen hatten wir auch nicht zufällig ein Exemplar gefunden, so daß ich den Literaturangaben vertrauend, unbedingt noch die Kleingewässer um Migahatenna sehen wollte.

Auf dem Wege dorthin, sahen wir in einem straßenparallel verlaufenden Graben große Mengen von Tilapien, so daß ich schon resignieren wollte. Hinter einer Brücke änderte der Bachlauf seine Richtung, und von da an fehlten die eingeschleppten Cichliden. Hier war das Wasser flacher, in mehrere Arme gegliedert und floß wesentlich schneller. Ein paar Schritte aufwärts erweiterte sich der Bachlauf erneut, und hier spielten eine ganze Menge flinker Bärblinge, im Schwarm gegen den Strom schwimmend. Deutlich waren bereits vom Ufer aus Danio malabaricus auszumachen, ebenso sah ich langgestreckte Rasbora mit bräunlich-rötlichen Flossen und vermutete R. daniconius, die wir schon mehrfach gesehen, aber nicht mitgenommen hatten. Zunächst maß ich die Wasserverhältnisse und fragte Rathna, wie diese in meiner Karte nicht eingezeichnete Ortschaft heißt. Auch er wußte das nicht, aber bald erschienen wieder zahlreiche Schaulustige, wie immer, wenn ich irgendwo ins Wasser stieg. Und so erfuhr ich, daß der Ort Wellipenne und der Bach Koppiwater (?) heiße. Die Wasseranalyse ergab:

Temperatur: 27 oC

GH 3o

KH 3o

pH 6

NH3, NO3, NO2N 0 mg/l

02 5 mg/l

Nach dem ersten Kescherzug entnahm ich einige dieser vermutlichen Rasbora und schaute sie mir im Beobachtungsglas ein bißchen näher an. In der Erregung hatten sie schnell atmend die Kiemendeckel weit abgespreizt, aber noch etwas anderes: lange Bartelf„den, die fast bis zu den Bauchflossen reichten - es waren Flugbarben! Nun hatte ich die auch.

Langsam stieg das Gelände zunehmend an. Rechts und links der Straße erstreckten sich Gummibaum-Plantagen, Hevea brasiliensis, die in terrassierten Stufen hügelaufwärts angelegt wurden. Parallel zur Straße und wegen des starken Uferbewuchses kaum zu sehen, floß ein schmales Rinnsal, das in Abständen von 20 bis 50 Metern tiefe kolkartige Erweiterungen bildete. Schon beim ersten Hinzutreten waren Purpurkopfbarben, Barbus nigrofasciatus, und Stirnstrichbarben, B. titteya, auszumachen. Doch waren auch Fische blitzschnell weggehuscht, als mein Schatten auf das Gewässer fiel. Vorsichtig klopfte ich mit der freien Hand den üppigen Isoetes-Bestand durch und hoffte, daß diese scheuen Tiere in Richtung meines bereitgehaltenen Keschers fliehen würden. Erfreulicherweise taten sie es, und siehe da, es waren die gesuchten Hechtlinge, Aplocheilus dayi werneri. Deutlich war bei den gefangenen Weibchen das Charakteristikum, das schwarze Band an der Unterseite des Schwanzstiels, ausgeprägt. Eigenartigerweise sah ich kein einziges großes Männchen, nur ausgewachsene Weibchen und Jungfische in beiden Geschlechtern.

Eigentlich waren wir so weit nicht mehr von Migahatenna entfernt. Bei der nächsten Bachüberquerung bat ich Rathna anzuhalten. Er suchte sich eine schattige Stelle zum Parken, und während er nach den attraktiven Barbus filamentosus und Danio malabaricus unmittelbar an der Brücke schaute und sie mit Flocken fütterte, ging ich ein paar Schritte auf den Waldrand zu. Dort knickte der Bach leicht ab und bildete eine kleine schattige Bucht. Am Boden lagen Blätter, und durch die Erweiterung war die Fließgeschwindigkeit stark herabgesetzt. Hier mußten sie sein! Und da sah ich sie auch: Rasbora vaterifloris, große und mittelgroße, in Ufernähe auch relativ kleine. Mit meinem Kescher teilte ich den gar nicht so scheuen Schwarm und versuchte möglichst kleine Exemplare einzukreisen. Schnell wurden mir zwei Flaschen zugereicht. Wieder schöpfte ich vorsichtig Wasser aus dem Netz und saugte dabei einige der gefangenen Fische in den Behälter. Von der Seite betrachtet, konnte man schon die intensiver rötlich schimmernden Männchen von den blaß-grauen Weibchen unterscheiden. Nun fehlten nur noch die Malpulutta.

Als ich mit meinem neuerlichen Fang zum Auto kam und beim Verstauen den Kopf ins Wageninnere steckte, mußte ich befürchten, daß die bereits gefangenen Fische die Heimfahrt möglicherweise nicht überstehen würden. Über 60 oC herrschten im Inneren des Autos, und ich goß Wasser über meinen Sportbeutel und hoffte auf die kühlende Wirkung durch das Verdunsten dieses Wassers. Schweren Herzens aber glücklich über das Erreichte verzichtete ich auf die Suche nach Malpulutta, um das Leben der anderen Tiere nicht zu gefährden. Nach drei Stunden Fahrt kamen alle gut in Beruwela an, eine Woche später auch in Deutschland.

Literatur:

DHAMI, L. & M. PERERA (1992): The Royal Botanic Gardens Paradeniya. A Samanala Map. Colombo, Sri Lanka

DONIK, L. v. (1995): Sri Lanka - een land voor aquariumliefhebbers. Belgische Killifish Vereniging, Killi-Kontakt, 23, Nr. 2, S. 26-35

ENDE, R. (1995): Sri Lanka - ein Traum wurde wahr. Aquaristik aktuell, S. 20 - 22

- & H.-J.ENDE (1988): Aquarienfische aus Sri Lanka. AT, S. 338-342, 374-378

GRAAF, F. de (1990): Biologische Notizen von Sri Lanka. DATZ, S. 750-754

MASANNEK, H.-J. (1994): Sri Lanka - ein aquaristisches Paradies. DATZ, S. 318-322

NIEUWENHUIZEN, A. van den (1985/1986): Sri Lanka - Aquaristische Perle im Indischen Ozean. DATZ 4/85: S. 156-159; 5/85: 199-202; 6/85: 253-255; 7/85: 304-308; 8/85: 351-356; 9/85: 423-426; 10/85: 449-453; 11/85: 495-499; 12/85: 539-542; 1/86: 7-10

PERERA, M. & M. JAIN (1992): Fountains of life. Sri Lanka's Flora: The Supreme living Heritage. The Royal Botanic Gardens, Peradeniya. Peter Druck, Samanala Books, Oberrieden, Schweiz

PETHIYAGODA, R. (1991): Freshwater fishes of Sri Lanka. The Wildlife Heritage Trust of Sri Lanka, Colombo, Sri Lanka

WIMMER, H. (1965): Herpetologische Beobachtungen auf Ceylon. DATZ, S. 180-1283

Nach oben Seite2 Seite3

home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum