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Wichtigstes Utensil aller dieser Aufzuchtbehälter von der Wanne bis zum großen Teich sind Netze! Nicht etwa zum Abfischen. Die allgegenwärtigen Eisvögel und Reiher werden von den Fischteichen mit den auffälligen Arten geradezu magnetisch angezogen. Auf Goldfische und rote Schwertträger läßt es sich nun einmal leichter zielen als auf oberseits graue Wildarten. So sind alle Anlagen mit Netzgewebe überspannt - und das ist mit dem erforderlichen Stützsystem aus Masten und Drähten die kostspieligste Investition solcher Züchtereien.

Die Fütterung der Jungfische wird durch das Einbringen von Geflügel- oder Rindermist vor dem Bespannen mit Wasser vorbereitet. Der sich bildende Schlamm („mud“) ist die Grundlage für Algen, Kleinkrebse und Mückenlarven. So kommen „baby-fish“ und „fingerlings“ über die ersten zwei bis drei Wochen nach ihrem Einsatz. Dann wird an Futterstellen das aufgeschwemmte Hühner-Fertigfutter in eingehängten Schüsseln gereicht. Die direkt am Futterplatz befindlichen größten Fische verwirbeln die Brocken so weit, daß auch die etwas entfernter schwimmenden kleineren Tiere noch reichlich freischwebende Partikel vorfinden.

Nach sechs bis acht Wochen wird abgefischt und sortiert, zum Auskoten zwischengehältert, vorgezählt und zum „Stammbetrieb“, möglichst nahe am Flughafen Colombo gelegen, transportiert. Nachts. Hitze, Straßenverhältnisse und Ortsdurchfahrten lassen 100 km zu einer mindestens dreistündigen Strapaze für Menschen und Fische werden.

Da das Hochlandwasser „traumhaft“ weich ist, muß vor dem Verpacken ein drei- bis fünftägiger Anpassungsprozeß während der Zwischenhälterung erfolgen, bis der Transporttag herankommt. Man wirft einfach händeweise Salz in die Hälterungsbecken, aus Erfahrung weiß man, wie viel etwa.

Wieder muß nachts verpackt werden, denn auch relative Nähe zur für unsere Begriffe unpassierbaren Stadt Colombo und ihren von dort noch rund 60 km entfernten Flughafen Cananayake erfordert Stunden des Antransports. Sicherheitseinrichtungen und Zollformalitäten kosten wegen der gegenwärtig wieder kulminierenden Bürgerkriegssituation weitere Zeit.

Schließlich geht der Flug in den späten Vormittagsstunden ab. Da können die zuerst verpackten Fische bereits fast 12 Stunden im Beutel sein. Zwischenlandung in Abu Dhabi. Umladen. Welcher Flughafen in Europa auch Ziel ist - es wird Abend. Hinzugerechnet werden müssen die nun vom Flughafen bis zum Großhändler vergehenden Transportstunden. Und wenn zufällig die zuerst verpackten Fische zuletzt eingehältert werden sollten, waren die oft über zwei Tage im Transportbeutel.

Denken wir nun an die Umstellung auf neues Wasser, das Abzählen für Einzelhändler, den erneuten Transport, das neue Wasser im Zoogeschäft und schließlich beim Aquarianer, so staunt man nicht über die dabei entstehenden Verluste - viel beeindruckender ist für mich immer wieder wie viele Fische diese Prozeduren überleben!

Und offensichtlich kommen trotz (oder wegen?) der proportional sehr ungleich verteilten Kosten und Preise alle Partner in ihren jeweiligen Ländern zurecht. Jedenfalls lohnt es sich weitaus weniger, in den Ländern des höchsten Aquarienfischbedarfs auch zu züchten. Dort sind die Kosten für Wärme, Wasser, Futter und Arbeitskräfte einfach zu hoch! Dabei ist beim Flug aus den Lieferländern wahrlich die sprichwörtliche „Suppe teurer als das Fleisch“, denn Raum oder Gewicht des Transportkartons werden vom Wasser bestimmt, und die Liter = Kilo bestimmen die Luftfrachtkosten.

Es leuchtet ein, daß man in gleich großen Beuteln mehr Guppy-Männchen als Skalare oder große Fadenfische unterbringen kann. Sauerstoff- und Betäubungsmitteldosierungen werden als „Geheimrezepte“ bewahrt. Aber schon die unwägbaren Transportzeiten lassen die Temperatur der mit Eisbeuteln auf 24 oC heruntergekühlten Behälter schon auf dem Weg zum Flughafen wieder auf fast 30 oC steigen.Das alles wird durch eigenes Miterleben und wahres „Interesse“ wesentlich plastischer, als es die bloße Schilderung vermitteln kann. Es gehört ebenso zur Aquaristik, wie die Hälterung und Zucht, das Beobachten des Verhaltens und das Kennenlernen der natürlichen Verhältnisse, in denen die Arten unseres Hobbys leben.

So habe ich meinen in Sri Lanka gewonnenen Freunden NORBERT WÖLFEL, GANGANATH JAYASINGHE und nicht zuletzt SOMA, die mich vorzüglich mit landesüblichen Gerichten bekannt machte, aufrichtig zu danken. Durch das Engagement der Genannten habe ich unvergeßliche drei Wochen Sri Lanka erlebt: tägliches Leben mit den Menschen, Landschaften, in denen viele unserer Aquarienfische vorkommen und schließlich fast jeden Tag, wie Fische unter tropischen Bedingungen gezüchtet werden.

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