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Als ich am 13. 12. 1995 zurückflog, kam ich in den bereits seit über einen Monat anhaltenden Winter, der bis kurz vor Ostern 1996 anhalten sollte. Nach drei Wochen getrennter Haltung setzte ich das große Paar in ein mit Astyanax sp. (Costa Rica), Hyphessobrycon reticulatus, ein paar Schwertträgern und Fadenfischen besetztes 100-l-Aquarium. Wurzeln und stellenweise sehr dichte Bepflanzung boten viele Versteckmöglichkeiten. Da sowohl die Schwertträger als auch die Fadenfische ständig Jungtiere hervorbrachten, bestand an „Beute" kein Mangel.

Während der ersten Tage war das Weibchen kaum zu sehen und wies Risse in der Schwanzflosse sowie Lücken im Schuppenbesatz auf. Aber bereits nach einer Woche erschien es, wenn auch zögernd, bei den Futtergaben im freien Wasser.

Der Winter nahm einfach kein Ende. So wechselte ich das Wasser selten, senkte die Temperatur auf 22 oC und hoffte auf wärmere Tage, das Abschmelzen der Eisdecke auf den Teichen und den dann wieder möglichen Fang von lebendem Futter. Das aber zog sich bis zum Wochenende vor Ostern 1996 hin.

Am Karfreitag fand der erste Wasserwechsel nach gut sechs Wochen statt, Ostermontag der zweite. Am Mittwoch erschien das Weibchen im freien Wasser, und das Paar drehte sich langsam umeinander, wie ich es 5 Monate zuvor in dem Bach auf Sri Lanka gesehen hatte...

Die fast gleichgroßen Astyanax wurden vom Männchen auf Distanz gehalten, die anderen Fische hatten ohnehin keine Chance näherzukommen.

Am Donnerstag nachmittags sah ich die ersten Paarungsversuche. Dabei war das Weibchen der wesentlich aktivere Teil, indem es ständig imponierend um das Männchen herumschwamm, es auch mit leichten Stößen in die Seiten förmlich zum Einnehmen der Breitseitstellung aufforderte. Nach anfänglichen Drehungen in waagerechter Schwimmlage nahmen die Fische gleitend eine immer steilere Haltung während des Drehens ein, aus der sich schließlich die Paarungsklammer ergab.

Dieses Verhalten weicht insofern von den Paarungen anderer von mir daraufhin beobachteter Labyrinthfische ab, als zum Beispiel Betta-, Colisa-, Trichogaster-, Trichopsis-, Macropodus- und Pseudosphromenus-Männchen unmittelbar vor der Paarung in Breitseitstellung verharren und die jeweiligen Weibchen "mit oder ohne stubsende Maulbewegungen auf das stehende Männchen zuschwimmen. Hat das Maul des Weibchens das spitze Ende der Rückenflosse erreicht, klappt das Männchen hufeisenförmig um das Weibchen herum und vollzieht die Paarungsklammer unter nun erst wieder einsetzenden Drehungen. Das Belontia-Männchen stand nie still, und die Umklammerung geschah stets übergangslos aus den Drehungen heraus.

Die Eier sind relativ groß und von auffallend goldgelber Farbe. Einige Schaumblasen, keinesfalls ein Nest, wie es andere Arten zu bauen vermögen, lagen seitlich neben dem zum Klumpen gesammelten Laich, der vor allem vom Weibchen bewacht und gepflegt wurde. Das Männchen umstrich das Revier, in dessen Mitte das Weibchen unter dem Nest stand. In unregelmäßigen Abständen kam das Weibchen auf das Männchen zugeschwommen, forderte es zur Imponierhaltung auf und schwamm zum Nest zurück. Dort betupfte es den Laich mit dem Maul, schöpfte Luft und spie einige Schaumblasen aus, die jedoch stets neben dem Laichklumpen aufstiegen und nicht eingebaut wurden.

Nicht nur durch das Ablaichen unmittelbar nach den ersten Frischwassergaben nach wochenlanger Stagnation erwiesen sich meine Kammschwänze als typische Regenzeitlaicher. Die Temperatur war, weil ich noch nicht so schnell mit Paarungsvorbereitungen gerechnet hatte, weiterhin bei 22 oC geblieben. Wie ich schon bei vielen anderen Arten aus Wechselklimaten festgestellt habe, wirkt als Auslöser vor allem Frischwasser. Die Temperatur muß nicht unbedingt die literaturgemäßen „25 oC" oder mehr erreichen.

Sollte ich nun den so schön klumpig vorhandenen Laich abschöpfen, um erst einmal diese Nachzucht zu sichern oder mich auf die Literaturangaben verlassen? Dort wurde stets darauf hingewiesen, daß harmonierende Paare - nur solche laichen überhaupt ab - auch in der Lage sind, die Jungfische zu schützen. Andererseits habe ich oft nachträglich meinen Hang verwünscht, die Eltern brutpflegender Arten auch pflegen zu lassen. Das früher oder später erforderliche Abfischen der Jungen wird in bepflanzten Aquarien zu einer zeit- und nervenraubenden Angelegenheit. So schön wie in den ersten Tagen hat man sie nämlich niemals wieder zusammen. Später sind sie bei jeder ungewohnten Bewegung alle verschwunden, ob es sich um Buntbarsche, Labyrinthfische oder Blaubarsche handelte. Besonders mühsam war es immer, junge Buckelköpfe, Steatocranus casuarius, oder „Prinzessinnen von Burundi", Neolamprologus brichardi, einzeln aus dem Aquarium herauszusuchen. Nachtfänge waren nur ein bißchen erfolgreicher, und oft mußte ein ganzes Aquarium abgelassen werden, um auch den letzten Jungfisch zu bergen. Das ist aber wichtig, weil auch ein einzelnes übersehenes halbwüchsiges Jungtier für künftige Bruten eine schlimmere Gefahr darstellt als die erwachsenen Beifische. Die sieht man, auch die brutpflegenden Elternfische können sie auf Distanz halten. Ein einzelner größerer Jungfisch aber sitzt irgendwo in der Deckung und rührt sich oft tagelang nicht aus seinem Versteck. Ich habe oft gestaunt, wenn ein der Größe nach mindestens sechs Wochen alter Jungfisch eines Tages im freien Wasser erschien. Wovon hatte der wohl bisher gelebt? Solch ein Einzeltier hat viele seiner Wurfgeschwister und Larven anderer Arten verzehrt und wuchs dadurch zu einem wahren Prachtstück heran.

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