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Barbus titteya

Woher stammt der Name Bitterlingsbarbe

Helmut Stallknecht

 Da stand ich nun in einem der größten und bekanntesten Fachgeschäfte des Ruhrgebietes und hatte während des Rundganges so ziemlich alles an attraktiven und zum Teil für mich neuen Fischarten vorgeführt bekommen. Aber es zog mich immer wieder vor eines der Aquarien, in dem ein Trupp Fische im Schwarm herumzog. Einige Männchen imponierten voreinander mit gespreizten Flossen, jagten sich ein kurzes Stück und trugen - nicht eben üblich in Verkaufsaquarien - eine mich faszinierende Prachtfärbung. Mein Begleiter, ohnehin ein bißchen konsterniert, weil ich nicht nur ein paar Cichliden nicht erkannt hatte, sondern auch an aufregenden neuen Welsen kommentarlos vorbeigeschritten war, sah mich verständnislos von der Seite an. Wo war da eine Besonderheit? Die gab's doch überall. Das sagte er auch, und ich mußte ihm wenigstens insofern beipflichten, daß dem Artnamen nach diese Fische überall zu haben sind. Aber nicht in dieser Färbung, die nunmehr erklärlich machte, wie es zu einem der deutschen Namen kam, der für die üblicherweise angebotenen Tiere keinen Sinn ergibt.

Es handelte sich um eine kleinbleibende Barbenart aus Sri Lanka, die ich seit nun fast 30 Jahren immer wieder einmal hielt und züchtete, meist, weil ich die Beflossung ausgereifter Männchen so attraktiv finde. Irgendwann luchste man mir am Schluß einer Ausstellung meine Fische wieder ab, und irgendwann beschaffte ich mir wieder einige Paare, zog Jungfische auf, dann kam wieder eine Ausstellung...

Sie haben am Begleitbild natürlich sofort erkannt, daß ich von Titteya-Barben berichten will, auch Stirnstrich- oder Bitterlingsbarben genannt, und um den letztgenannten Namen geht es mir. Meist kennt man diese Barben mit hell blutroten oder tief weinroten Männchen. Ein anderer Stamm, den ich einmal besaß, zeichnete sich durch rote Körperseiten bei leuchtend grünem Rücken aus. Stirnstriche hatten sie alle - aber bei keinem meiner Männchen hätte ich an Bitterlinge gedacht. Der von tiefem Dunkelblau über Türkis bis zu lebhaftem Hellgrün übergehende Schuppenglanz hochstimulierter Bitterlingsmännchen war mir bisher bei dieser Barbe nicht begegnet - bis ich in der besagte Handlung, zum ersten Mal solche Fische sah. Nein, keine Nachzuchten, es seien Importtiere aus Sri Lanka, wurde mir versichert.

Nun ist es Geschmacksache, ob man die roten oder diese blaugrünen Stämme schöner findet - für mich waren diese Tiere etwas richtig Neues, und ich nahm selbstverständlich einige Paare mit.

Wenn ich von einer Reise zurückkomme, finden sich stets ganz „zufällig“ ein paar in der Nähe wohnende Aquarianer ein und spähen nach den Neuheiten, die ich mitunter mitbringe. So auch diesmal. Nun kannten sie die roten Titteya-Barben, die ich schon ausgestellt hatte und konnten den in einem Quarantänebecken ohne Bodengrund graubraun gebliebenen Tieren absolut nichts abgewinnen...

Ich wollte, da die Fische in guter Kondition waren, die Quarantäne gleich mit einem Zuchtversuch verbinden. Eine Lochfolie schob ich schräg in das 50 x 30 x 30 cm messende Becken, beschwerte die Ecken mit zwei Steinen, ein dritter hielt in der Mitte die Folie von unten auf Distanz, während der freie Teil zur Längswand hin schräg aufstieg. Ein Strang Javamoos kam in den flachen Teil, fertig war das Zuchtbecken. Und tatsächlich lagen am nächsten Morgen bereits Eier am Boden, nicht viele, aber die Paare laichten noch bis in den Vormittag hinein.

Was machte es, daß viele Eier weiß wurden und verpilzten? Mit der Lupenbrille hatte ich auch klar bräunlich bleibende gesehen, und am übernächsten Tag, als die Elterntiere weiterlaichten, drehten sich schon ein paar Larven am Boden oder stiegen im freien Wasser bis unter die Folie.

Mittags fischte ich die Paare ab und setzte sie in ein ähnlich eingerichtetes Becken mit Frischwasser. Natürlich fütterte ich, wenn auch sparsam, die Barben koteten entsprechend - an „peinlich saubere“ Verhältnisse war nicht zu denken. Die Barben laichten nunmehr täglich, der Anteil weiß werdender Eier nahm ab, und es schwammen bald auch Jungfische unter der Lochfolie und den Elterntieren am Boden herum und suchten im Mulm nach Futter. Der hohe Anteil unbefruchteter Eier aus den ersten Laichakten erklärt sich aus überständigem Laich, in den Folgetagen waren es frisch gebildete. Wer sich mit den handelsüblichen Barben und Bärblingen längere Zeit beschäftigt hat, ist nicht überrascht, daß sie über mehrere Tage ständig laichen - wenn der Futterzustand das erlaubt. Ich konnte ihnen lebende Mückenlarven „satt“ bieten. Jedenfalls hatte ich ohne Probleme bald über 200 Jungfische in verschiedenen Größen beisammen.

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