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Trichopsis aus Thailand
Helmut Stallknecht
Beim Beobachten laichender Salmler saß ich schon lange ganz ruhig in meinem Keller. Da hörte ich es: Ein leichtes, helles Knarren. Endlich!
Ein
halbes Jahr hatte ich darauf gewartet. Im Juli 1996 wateten mein Freund Jan und
ich durch einen völlig mit Lotos (Nelumbo nucifera) bewachsenen Teich an der
Straße von Nakhon Ratchasima nach Saratburi, 150 km nordöstlich von Bangkok.
Klaus DERWANZ, vielen deutschen Thailand-Reisenden ein Begriff, hatte uns
gesagt, daß in den Senken unweit der Straße Knurrende Guramis zu finden
wären. Nachdem ich eine Weile in einem lediglich mit binsenartigen Gräsern
umwachsenen Teich mühsam einige der schnell abtauchenden Jungfische erbeuten
konnte, rief mir Jan zu, daß er einen besseren Fundort ausgemacht habe.
Tatsöchlich lag nur wenige hundert Meter weiter eine Senke, deren Wasserfläche
durch den dichten Bewuchs nicht zu erkennen war. Dadurch wurde das Gewässer
auch derartig schattiert, daß trotz flachen Wasserstandes nur eine Temperatur
von 25 oC herrschte.
Während
ich noch die Wasserwerte aufnahm (dGH 3o, pH 7), hatte Jan bereits
einige Jungfische von etwa 2 cm Länge gefangen, indem er mit dem Kescher unter
eines der schwimmenden Lotosblätter fuhr und die darunter befindlichen Tiere
herausschöpfte. 12 solcher Jungtiere sowie ein größeres Exemplar sowie zwei
kleinere Trichogaster trichopterus nahmen wir mit.
Zuhause erst, als die Fische in einem Aquarium mit Bodengrund eingewöhnt wurden und die Färbung sichtbar wurde, stellte ich fest, daß wir zwei Trichopsis-Arten mitgebracht hatten. Einige größere der Jungfische waren düster grau-braun, die kleineren dagegen heller. Das etwas größere Tier war ebenfalls grau-braun und sah so aus, wie die an einem weiteren Fundort gefangenen Trichopsis vittata. Was aber waren die helleren Fische?
Nach meiner Erinnerung - es ist immerhin rund 30 Jahre her - war mir Ende der 60er Jahre beim Züchten meiner ersten jungen Trichopsis schalleri aufgefallen, daß deren Jungfische hell-gelb waren, nachdem der schwarze Längsstrich der Larven einem schwachen Punktmuster gewichen war. Jungtiere von T. vittata dagegen sind gleich dunkler und tragen ein dichtes schwarzes Punkt- und Streifenmuster mit weißlichen Aufhellungen.
Hatten wir in jenem Tümpel Jungfische beider Arten gefangen? Tatsächlich entwickelten sie sich in den folgenden Monaten zu im Habitus deutlich abweichenden Fischen: Die Grauen wurden größer, ihre Flossen erreichten flächige Ausmaße und tönten sich violett ein. Die helleren blieben gelblich. Auf dem Körper entstand ein blau-grünes neben einem bräunlichen Fleckenmuster, und die Flossen nahmen eine rote Umrandung an. Bis zu einer Größe von 4 cm dachte ich zeitweilig an die Möglichkeit, T. pumila vor mir zu haben, doch wuchsen die Fische weiter und erreichten 5 und 6 cm Länge.
Während die Knurrenden Guramis schnell über 7 cm Länge erreicht hatten und sich bald deutlich Männchen und Weibchen unterscheiden ließen, hatte ich doch etwas mehr Mühe, die - nun stand es für mich fest - T. schalleri nach Geschlechtern zu unterscheiden. Ich weiß, die Eierstöcke der Weibchen sind nach hinten weit ausgezogen und im durchscheinenden Licht zu erkennen. Die Geschlechtsreife tritt aber recht spät ein, und das Leibesinnere war nur schwer zu erkennen, weil der Körper dieser Fische im Bauchbereich undurchsichtig weiß-silbern glänzte.
Die Wildfänge beider Arten waren schon als Jungfische recht stark mit Parasiten besetzt. Schwarze Flecken am Körper und im Flossengewebe wuchsen teilweise zu rotschwarzen Beulen heran. Einige der Tiere magerten stark ab und starben. Schließlich verblieben sechs T. vittata und drei T. schalleri. Ich schätzte, daß es zwei Weibchen und ein Männchen sein könnten. Vor allem aber, weil sich das vermutete Männchen vorwiegend in einer Höhle aufhielt, während die beiden kleineren Tiere zwischen den Pflanzen verschwanden.
Und nun bestätigte sich das, sie balzten und knurrten. Glück gehabt!
Die Töne veranlaßten mich, vorsichtig aufzustehen und langsam zu den Fischen zu schleichen. Selten habe ich so scheue Tiere erlebt. Bei der geringsten Bewegung schossen sie zwischen die Pflanzen oder alle in die einzige Höhle. Dort verblieben sie bis zu äußerster Luftnot. Das konnten bei 26 oC fast 10 Minuten sein. Sie stießen dann schnell zur Oberfläche, kamen ebenso schnell an ihren Ausgangspunkt zurück und trauten sich dann erst wieder ins freie Wasser. Erst die später in Aquarien aufgezogenen Jungfische verhielten sich "normal".
Begegnen sich dabei zwei dieser Tiere, so spannen sie die Flossen auf und umkreisen sich. Während dieser Imponierphase spreizen sie die Bauchflossen in einem Winkel von 90 o zueinander breit seitlich ab, ehe der unterliegende Fisch wegdreht und flüchtet. Nur während dieser Phase des Antiparalleldrehens nahm ich die Knurrgeräusche wahr.
Grob
sinnlich knurrt T. vittata tiefer, lauter und länger anhaltend, T. schalleri
etwas heller, mit schnellerem Stakkato und kürzerer Dauer. Nach meinen
Beobachtungen können Männchen (öfter) und Weibchen (nur bei Begegnungen mit
anderen Weibchen) knurren. Es ist nur an die Imponierphase gebunden, während
des Paarungsvorspiels wird nicht mehr geknurrt, sobald das Paar synchron agiert.
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