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Rasbora paviei aus Thailand

Text: Helmut Stallknecht

 

Vertrauenerweckend oder gar „fischhöffig" sah das kleine Gewässer am Straßenrand wirklich nicht aus: Trübes, flaches Wasser, von dem fauliger Geruch aufstieg, schwarze Röhrichtstengel, schlammiges Ufer. Aber mein Freund Jan hatte etwas huschen sehen und blieb dort, während ich abwinkte und auf Dermogenys-Suche weiterging. So blieb es Jan vorbehalten, unsere Fischsammlung um einige kaum 2 cm messende Bärblinge zu erweitern. Außer einem schwarzen Längsstrich waren in dieser Größe keine nennenswerten Merkmale zu erkennen.

Das war im Juli 1996, einige Kilometer südöstlich von Jomtien in Südost-Thailand, zwischen der Straße 331 und der Küstenstraße. Die Fische kamen gut in Deutschland an, entwickelten sich zufriedenstellend und erreichten im Verlauf des Winters eine Größe von 6 cm, zwei davon wurden sogar 8 cm lang. Da die Bauchlinie der größeren Tiere fülliger wurde, besaßen wir offenbar vier Männchen und zwei Weibchen. Aber von welcher Art?

Das umfassendste Werk über die Süßwasserfische Thailands ist noch immer der aus dem Jahre 1945 stammende Band von H. M. SMITH, „The Fresh-Water Fishes of Siam, or Thailand". SMITH arbeitete von 1923 bis 1935 als Leitender Berater des siamesischen Fischereidienstes und war von 1922 bis zu seinem Tode 1941 Kurator für Zoologie am Nationalmuseum der USA. Er hat das Erscheinen seines Buches also nicht mehr erlebt. Die Fertigstellung bis zum Druck übernahm L. P. SCHULTZ, der Kurator für Fische am Museum. Zwar sind in den letzten 50 Jahren detaillierte Bearbeitungen einzelner Gattungen erfolgt, gerade zur Systematik und Nomenklatur der Barben und Bärblinge gibt es seither die verschiedensten Auffassungen, wenn auch noch nichts allgemein Anerkanntes. So sind die Aquarianer noch immer auf die Sammelgattung Rasbora im Sinne BLEEKERs (1860) angewiesen, obgleich sich auch dem oberflächlichen Betrachter Gruppierungen aufdrängen. Zwischen den großen Arten und den neuerdings in der Gattung Boraras (nach KOTTELAT und VIDTHAYANON 1993) zusammengefaßten kleinen gibt es mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, von den gänzlich anders gebauten Keilfleckbärblingen, Rasbora heteromorpha und R. hengeli, sowie dem Perlmuttkärpfling, Rasbora vaterifloris, und der Zwergart Horadandia atukorali ganz abgesehen.

Unsere Tiere gehören ganz eindeutig zu den großen Rasbora-Arten. Der auffällige blauschwarze Längsstreifen mit einer silbernen Begleitbinde, die gelben Flossen und der attraktive Blauspiegel erfüllen neben den Schuppen- und Flossenstrahlenwerten die Merkmale, die nach SMITH für Rasbora lateristriata (BLEEKER, 1854) zutreffen. Der optische Eindruck allerdings entspricht absolut dem von LÜBECK fotografierten und in STERBAs „Süßwasserfische der Welt" (S. 170) abgebildeten Rasbora sumatrana, und der Bearbeiter des Kapitels, A. ZARSKE, bezeichnet die Angaben von SMITH als falsch.

Aber schon BRITTAN (1954) geht davon aus, daß Rasbora lateristriata und die zu dem nach dieser Art genannten Komplex gezählten Vertreter auf Sumatra, Java, Bali, Lombok und Sumbava beschränkt bleiben. Der Längsstreifen münde auch nicht in einem ovalen Schwanzwurzelfleck, ihr Körper sei weniger seitlich zusammengedrückt. Unter dem von ihm untersuchten Präparaten zu R. sumatranus waren auch Fische aus Thailand (Siam), die noch von SMITH 1925 hinterlegt worden waren.

Bei allen genannten Autoren spielt jedoch eine Beschreibung von TIRANT (1885) keine Rolle: Rasbora paviana, 44 Jahre später in paviei berichtigt (STEINLE 1997). Dieser Name wird heute (KOTTELAT 1991) für die Fische solchen Aussehens vom Festland anerkannt, während zeitweilig für identisch angesehene Inselformen den Namen R. sumatrana tragen.

Erste Zuchtversuche im Februar 1997 mißlangen. Die Weibchen waren zwar schon voller Laich, aber die Männchen trieben nicht. Damit bestätigte sich meine an vielen Barben und Bärblingen gewonnene Erfahrung, daß bei gleichalten Jungfischen die Geschlechtsreife der Weibchen eher als bei den Männchen eintritt. Während viele Aquarianer nach dem ersten Mißerfolg mit dem Wasser zu experimentieren beginnen und später gelungene Zuchten als Folge des nunmehr besser geeigneten Wassers hinstellen, warte ich einfach ein Vierteljahr ab. Problematisch kann dabei allerdings werden, daß die Weibchen den dann überständigen Laich schwer abstoßen können. Typisch ist dann auch, daß der abgelegte Laich größtenteils weiß wird und damit nicht entwicklungsfähig ist. Auch diese Tatsache wird oft so interpretiert, daß das verwendete Wasser ungeeignet gewesen sei.

Oft sind jedoch unter den vielen weißen auch gute, entwicklungsfähige Eier. So kam es bei meinem zweiten Versuch. Ich setzte zwei Männchen zu einem Weibchen. Gut, daß ich wieder ein 80 cm langes Aquarium mit über 100 l Inhalt gewählt hatte, denn die lebhaften Fische begannen nach einer Frischwassergabe wild zu treiben. Mit einem großen Büschel Javamoos bremste ich die Schwimmaktivitäten etwas, nachdem das Abdeckgitter zwar die Fische am Herausspringen hinderte, aber nicht vermeiden konnte, daß sich ringsum Pfützen bildeten.

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