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Um das Schwarm- und das Fortpflanzungsverhalten besser beobachten zu können, setzte ich die Importtiere in ein langgestrecktes 100-l-Aquarium von 180 cm Länge, 30 cm Höhe und 22 cm Breite. Es steht hinter meinem Schreibtisch und ermöglicht mir jederzeit beim Aufblicken, das Verhalten der jeweils dort lebenden Fische gut zu verfolgen.

Die Bepflanzung dieses Aquariums besteht nur aus drei Komponenten: Ein gutes Drittel wird von einem zusammenhängenden Javamoos-Busch, Vesicularia dubyana, eingenommen. Er wird durch das Auflegen von mehreren Steinen in Bodennähe zusammengedrückt und bildet ein dichtes Gestrüpp. An der Oberfläche über dem Javamoos flutet eine bisher unbestimmte Ceratophyllum-Art, die Dr. JAN ROBEL 1990 aus Äthiopien mitbrachte. Nach einem freien Raum von etwa einem halben Meter befindet sich im rechten Drittel eine Gruppe eingewurzelter Ludwigia sp., die zeitweilig ausgelichtet werden muß. Die Ranken wachsen unter der Oberfläche entlang und drohen ständig, den bewußt freigehaltenen Raum zwischen dem Hornblatt und der Ludwigia zuzuwachsen.

Das Fenster meines Arbeitszimmers ist nach Westen gerichtet, das einfallende Licht trifft ohne Gardinendämpfung direkt auf das Aquarium. Lediglich durch das Laub entfernt stehender Bäume wird im Sommer die Besonnung gedämpft. Daher ist die Rückseite des Aquariums von März bis Oktober stark flächig veralgt, das Javamoos jedoch nicht. Dieses Aquarium steht in ähnlicher Einrichtung bereits mehrere Jahre und dient mir zur Beobachtung des Raumverhaltens kleinbleibender Aquarienfische (STALLKNECHT 1993).

Im Tagesverlauf ziehen die Fische im lockeren Verband auf Futtersuche durch zwei Drittel des Aquariums. Da sie auch den Mulm nach Nahrungspartikeln absuchen, bleiben sie dem Javamoos-Bereich meistens fern, zupfen höchstens einmal an den Außentrieben.

Das ändert sich abends. Dann sitzen meist drei Männchen über dem Javamoos oder in dessen Hohlräumen und warten auf Weibchen. Kommt eines, so wird es ruhig umschwommen, ehe eine „Rückenbalz" einsetzt. Das über dem Weibchen schwimmende Männchen berührt dabei mehrmals den Rücken des Weibchens in kurzen Stößen mit der Bauchseite. Schließlich verharrt das Weibchen und wird vom Männchen umklammert, wobei die Fische eine leichte Schräglage einnehmen. Der Ausstoß der Eier ist im Javamoos kaum zu verfolgen. Der Laich klebt nicht und fällt locker zwischen die Triebe, bis er irgendwo hängenbleibt. Die Eltern suchen nicht danach.

Nach zwei, drei Eiabgaben kehrt das Weibchen zum Trupp zurück, der sich um die Zeit gewöhnlich in den Ludwigia einstellt, so daß das Aquarium unbesetzt wirkt.

Horadandia atukorali ist ein Dauerlaicher. Bei guter Fütterung sieht man ständig abends das Treiben der Männchen um das Javamoos, und nach Wasserwechseln sind oft alle Weibchen dort. Da ständig Jungfische aufwachsen und niemand diese grauen Zwerge haben will, genügen die durchkommenden Jungfische zum Bewahren eines Bestandes zwischen 15 und 20 Tieren.

Die Fischchen werden nämlich nicht sehr alt. Bei einem Aquarianer aus Dessau, der ebenfalls einige dieser Fische mitgebracht hatte, sah ich ein Jahr nach dem Fang bereits deutlich abbauende Männchen. Im Sommer 1996 besteht der Trupp in meinem Aquarium aus geschlechtsreifen Fischen der zweiten Nachkommenschaftsgeneration, und die vorhandenen Jungfische stellen bereits die dritte dar. Da stets einige Posthornschnecken vorhanden sind, bemerkt man verendete Fische nur, wenn sie geradezu „auf dem Präsentierteller" liegen. Innerhalb einer Nacht ist solch eine kleine Leiche aufgezehrt.

Andererseits gehören zerdrückte Schnecken zur bevorzugten Nahrung der kleinen Bärblinge. Der gesamte Trupp beschäftigt sich mit dem Zerpflücken der Weichteile, obgleich Zyklops und Diaptomus fast ständig vorhanden sind. Wie fast alle Fische, haben auch sie große Schwierigkeiten, die nach oben wegspringenden Diaptomus zu erwischen. So bleiben stets auch reife Krebschen übrig, und von deren Nauplien leben ganz offensichtlich die Jungfische. Bekanntlich sind Diaptomus-Nauplien in keinem Stadium für Jungfische gefährlich, während bestimmte Copepodit-Stadien der Cyclops-Arten über die Jungen herfallen können.

Sie wachsen ganz zügig. Nach vier Wochen sind sie knapp einen Zentimeter lang, das ist schon das halbe Maß erwachsener Männchen. Der zweite Zentimeter dauert etwas länger. Nach zwölf Wochen sind die Jungfische von den Eltern kaum noch zu unterscheiden.

Zunehmende Dunkelfärbung einzelner Tiere weist schließlich nach etwa einem Jahr daraufhin, daß demnächst die Posthornschnecken wieder Arbeit bekommen, und eines Tages ist die Truppe wieder einheitlich hellgrau.

Da die Art zwar immer wieder bei Funden von fischenden Aquarianern genannt wird, aquaristisch aber nur wenig bekannt ist, soll dieser Bericht eine (kleine) Lücke schließen. Der Aufwand war weder beim Fang noch bei der Nachzucht groß. So ist es eigentlich verwunderlich, daß nach zahlreichen Sri Lanka-Reisen von Aquarianern und sogar Importen, die zunächst für junge Rasbora vaterifloris gehalten wurden, erst so spät die Vermehrung im Aquarium geschildert werden konnte.

Literatur:

BRITTAN, M. (1954): A revision of the Indo-Malayan fresh-water fish genus Rasbora. TFH Publication, Neptune City, N. J., S. 200-202

HIERONIMUS, H. (1991): Der Falsche Perlmuttbärbling, Horadandia atukorali DERANIYAGALA, 1943. Das Aquarium, Heft 259, S.53

NIEUWENHUIZEN, A.v.d. (1985): Sri Lanka - aquaristische Perle im Indischen Ozean (8). DATZ, S. 449-453

PETHIYAGODA, R. (1991): Freshwater fishes of Sri Lanka. Wildlife Heritage Trust of Sri Lanka. Colombo, S. 79-80

RIEHL, R. und H. A. BAENSCH (1990): AQUARIEN ATLAS, Band 3: Horadandia atukorali. Mergus-Verlag, Melle, S. 424 (Abb. zeigt ein Jungtier von Barbus bimaculatus!)

STALLKNECHT, H. (1993): Verhaltensbeobachtungen an Elassoma evergladei. DATZ, S. 216-219

- & E. Stallknecht (1995): Exkursionen in Sri Lanka. TI-Magazin, Nr. 126, S. 62-67; Nr. 127, S. 57-60

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