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Ein ungewöhnlicher Dornwels aus Brasilien, Rhynchodoras xingui Klausewitz & Rössel, 1961

Text und Bilder Kai Arendt

Rhynchodoras xingui

Die südamerikanischen Dornwelse der Familie Doradidae zählt von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht unbedingt zu den beliebtesten Pfleglingen in den deutschen Aquarien. Viele Dornwelse sind nämlich düstere Gesellen, ausschließlich nachtaktiv, werden ziemlich groß und offenbaren obendrein oft deutlich räuberische Verhaltensweisen. Auch die Gattung Rhynchodoras Klausewitz & Rössel ist bisher aquaristisch kaum in Erscheinung getreten obwohl ihre Vertreter kaum größer als etwa 11 cm werden. Drei Arten sind heute in dieser Gattung bekannt von denen eine wissenschaftlich noch unbeschrieben ist. Sie stammt aus dem Rio Apure in Venezuela und wurde von mir an dieser Stelle (Arendt 2003) bereits vorgestellt. Eine weitere Art, die noch nicht in unsere Aquarien gelangte ist Rhynchodoras woodsi Glodek, 1976. Sie stammt aus dem Einzugsbereich des Rio Bobonaza im oberen Amazonassystem in Ecuador.

    Die Typusart der Gattung, Rynchodoras xingui wurde jetzt erstmals lebend durch Aquarium Glaser / Rodgau nach Deutschland importiert. Seinerzeit wurde sie vom oberen Rio Xingú wissenschaftlich beschrieben. Dort hatte damals der berühmte Harald Schultz gesammelt. Die Fischsammlung dieser Expedition mit den beiden Typusexemplaren von R. xingui stellte Schultz später dem Frankfurter Senckenberg – Museum zur Verfügung. Wie die Autoren der Erstbeschreibung berichten, lebt die Art in dieser Gegend sehr versteckt in Höhlen und Gängen von Unterwasserfelsen so dass zum Fang nur das indianische Tumbó – Gift verwendet werden konnte.

    Bei R. xingui handelt es sich um langgestreckte Dornwelse von stromlinienförmiger Gestalt. Sie sind recht unscheinbar gefärbt und zeigen auf einer braunbeigen Körpergrundfarbe ein Muster aus dunklen Zonen und Flecken. Die große und tief gespaltene Schwanzflosse sitzt auf einem kräftigen Schwanzstiel. Dies weist darauf hin dass die Art in der Natur oft mit starken Strömungen fertig werden muss. Auch die Rücken- und Brustflossen sind großflächig und dienen offenbar dazu, diese kleinen Welse bei starker Strömung an den Grund zu pressen. Der Kopf von R. xingui ist recht groß, konisch und länger als breit. Die schmale Schnauze steigt im ersten Drittel sehr steil an, was dem Kopfprofil das Ausehen einer deutlichen „Sattelnase“ verleiht. Die Augen dieser nachtaktiven Welse sind klein und sitzen verhältnismäßig hoch am Kopf. Das merkwürdigste an diesen Fischen ist aber sein schnabelförmiges unterständiges Maul. Die Kiefer sind zu einer Art Pinzette umgewandelt. Klausewitz und Rössel vermuten in der Erstbeschreibung, das dies R. xingui in der Lage versetze kleine Beutetiere wie Insektenlarven oder kleine Krebstiere aus feinen Spalten herauszupicken. Aquarienbeobachtungen bestätigten jetzt diese Vermutung. Füttert man nämlich tief in der Nacht, kann man beim schwachem Restlicht diese Welse beobachten wie sie die Spalten zwischen großen Steinen und dem Sandgrund absuchen und dort mit ihrer schmalen Schnauze tief hineinstoßen um dorthin geschwemmte rote Mückenlarven zu erbeuten. Manchmal stoßen sie aber auch mit ihrer Schnauze tief in den Sandgrund um dort verborgene Tubifex zu erbeuten. Sie bewegen sich dabei äußerst flink und agil. Die Art ist relativ lichtscheu und nachtaktiv und verbirgt sich tagsüber in kleinen Spalten oder unter Wurzel verbirgt. Sie sind dann sehr träge und schlafen.

    Die Xingú – Schnabeldornwelse sollte man in möglichst großen Aquarien mit starker Strömung und vielen Versteckplätzen zwischen Steinen und Wurzeln halten. Wegen ihrer empfindlichen Schnauze sollte der Bodengrund aus feinem Sand bestehen. Wie bei allen Fischen aus den Rio Xingú sollten die Hälterungstemperaturen recht hoch sein, also mindestens 28°C betragen. R. xingui fressen alles Gefrier- und Lebendfutter passender Größe. Auch Trockenfutter wird nach Eingewöhnung nicht verschmäht. Man sollte die Xingú – Schnabeldornwelse aber entweder im Artaquarium halten oder muss zusätzlich des Nachts füttern denn sonst bekommen die tagsüber schlafenden R. xingui nichts vom Futter ab.

 

Literatur:

Arendt, K. (2003): Skurrile, aquaristisch neue Welse aus dem Rio Apure, Venezuela. –Aquaristik Fachmagazin 168: 25-26

Glodek, G.S. (1976): Rhynchodoras woodsi, a new catfish from eastern Ecuador (Siluriformes: Doradidae)with a redefinition of Rhynchodoras. Copeia 1976(1): 43-46

Klausewitz, W. & F. Rössel (1961): Rhynchodoras xingui, ein bemerkenswerter neuer Wels aus Brasilien. –Senck.Biol., 42 (1/2): 45-48

 

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