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Rio Orituco bei Calabozo (Venezuela) - inmitten der Strömung "stand" Galeocharax cf. gulo, in den Randbereichen Cynopotamus bipunctatus.So gelang erst vor relativ kurzer Zeit die gezielte Einfuhr von Cynopotamus tocantinensis Menezes, 1987 aus dem Rio Araguaia in Zentralbrasilien. Leider handelte es sich nur um ein Einzeltier, das allerdings schon beim Import weit über 20 cm Länge aufwies. Im Aquarium entwickelte sich das anfangs sehr scheue Tier sehr gut und hat mittlerweile eine Gesamtlänge von 28 cm erreicht. Nach anfänglicher Ernährung ausschließlich mit lebenden Fischen, gelang die Umgewöhnung an Ersatzfutter recht problemlos. Heute ist es mit aufgetauten tiefgefrosteten Stinten, Fischstückchen und Regenwürmern zufrieden. Dieses Futter sollte allerdings von Zeit zu Zeit vitaminisiert werden. C. tocantinensis mag es überhaupt nicht zu Hungern. Nach einem Kurzurlaub, während dem die Fische nicht gefüttert worden waren, erwischte ich meinen Flußhund dabei, wie er einen ausgewachsenen und hochrückigen Cichlasoma orinocense an der Schwanzwurzel gepackt hatte und sich gerade abmühte, das immerhin fast 15 cm lange Tier im Maul zu drehen um es herunterzuwürgen. Dies war natürlich ein aussichtsloses Unterfangen und die kräftige und stachlige Beute nutzte den Schreck des Räubers bei meinem Herantreten zur Flucht. Nicht nur aus diesem Grund sollte man die Cynopotamus-Arten nur mit großen und robusten Fischen zusammenhalten, die auch mal einen Knuff vertragen können. Die Tiere entwickeln auch im Aquarium ein Territorialverhalten und verteidigen ihre Einstände gegen Eindringlinge, die als Konkurrenten angesehen werden. Aufgrund der starken Bezahnung kann es dabei unter Umständen zu gröberen Blessuren kommen. Andererseits sollte man Cynopotamus nicht mit allzu lebhaften und aggressiven Fischen vergesellschaften, denn dann ziehen die Flußhunde den kürzeren, werden sehr scheu und gehen nicht mehr ans Futter. Derartige Erfahrungen machte ich bei der gemeinsamen Haltung mit den südamerikanischen „Forellen“ der Gattungen Brycon und Salminus. Gut geeignet zur Vergesellschaftung sind hingegen größere Cichliden und Welse.Cynopotamus amazonus (adult), Oreana, Rio Ucayali, Peru

Die venezolanische Art, Cynopotamus bipunctatus, lebt im Rio Orituco sympatrisch mit einer viel schlankeren Art der Unterfamilie. Jene größer werdenden Flußhunde mit schlanker Körpergestalt werden in der Gattung Galeocharax Fowler, 1910 zuammengefaßt. Die im Orituco vorkommenden Galeocharax können ebenfalls etwa 20 cm lang werden und jagen im Gegensatz zu C. bipunctatus in der stärksten Strömung. Hier kann man sie mit kleinen Blinkern, die dicht unter der Wasseroberfläche geführt werden, leicht fangen. Die Tiere stehen im flachen Wasser wenig über dem Grund und lauern auf Beute. Diese besteht vorwiegend aus kleineren Salmlern, die sich oberflächennah durch die Strömung mühen. Die großen und sehr wendigen Galeocharax sind äußerst schnelle Schwimmer, denen die starke Strömung nichts ausmacht. Hier sind sie jedem ihrer Opfer überlegen. Oft halten sie sich auch im Strömungsschatten von größeren Kieseln oder versunkenem Holz auf. In stillstehenden Flußabschnitten kann man im Rio Orituco keine Galeocharax fangen. Die Galeocharax sind in diesem Fluß etwas häufiger als C. bipunctatus anzutreffen, auch ist der Individualabstand untereinander geringer als bei jener Art. Ob die venezolanischen Tiere tatsächlich mit der Typusart der Gattung, Galeocharax gulo (Cope, 1870) identisch sind ist unsicher und wird derzeit untersucht. Galeocharax gulo wurde seinerzeit aus Pebas in Peru beschrieben. Wie man heute weiß, ist G. gulo jedoch im gesamten Amazonasbereich verbreitet und auch in einigen südlichen Zuflüssen dieses Stromes sowie in den Guyanaländern zu finden. In den großen Aufsammlungen aus dem Rio Negro hingegen fehlt die Art. Es scheint also zwischen den amazonischen Galeocharax und jenen aus dem Orinocogebiet eine Verbreitungslücke zu existieren. So werden  die Tiere aus dem Rio Orituco hier einstweilen als Galeocharax cf. gulo bezeichnet bis die Artzugehörigkeit sicher geklärt ist. Der Erstbeschreiber von Galeocharax gulo bezeichnete die Tiere übrigens seinerzeit als Cynopotamus gulo und erst Fowler trennte die Art 1910 von Cynopotamus und stellte sie in die neu geschaffene Gattung Galeocharax. Galeocharax wurden in der Literatur schon als Anacyrtus, Eucynopotamus, Cyrtocharax oder auch Charax bezeichnet. Die drei derzeit beschriebenen Galeocharax, neben G. gulo die Arten Galeocharax humeralis (Valenciennes, 1834) und Galeocharax knerii (Steindachner, 1878) aus dem Einzugsbereich des Rio Parana, sind viel schlanker als Cynopotamus. Trotz aller morphologischen Ähnlichkeit fehlt ihnen auch jener für die Arten der Gattung Cynopotamus charakteristische Buckel. Die Schnauze ist spitzer, das große Maul aber ebenso tief gespalten und mit großen und spitzen Zähnen bewaffnet. Wie die Cynopotamus besitzen sie einen, je nach Art verschieden großen Schulterfleck sowie einen Fleck auf der Schwanzwurzel, die allerdings stimmungsbedingt nicht immer zu sehen sind. Zusätzlich zeigen sie meistens auch einen, oben schillernd grün oder gelb gesäumten, schwarzen Längsstreifen, der hinter dem Schulterfleck beginnend auf dem Schwanzstiel endet und dort in den Schwanzwurzelfleck übergeht.Cynopotamus bipunctatus (adult)

Erst 1998 gelang erstmals die Einfuhr einer Galeocharax - Art. Die Tiere, es handelt sich wahrscheinlich um Galeocharax gulo, stammen vom oberen Rio Araguaia im brasilianischen Bundesstaat Goias. Im Aquarium erwiesen sich diese Tiere als sehr durchsetzungsfreudig und sollten daher mit mindestens gleich großen und robusten Fischen vergesellschaftet werden. Die Flußhunde verhalten sich territorial, besetzen Reviere und verteidigen diese besonders gegen Artgenossen vehement, wobei es jedoch nur äußerst selten zu kleinen Blessuren kommt. Die schnellen, wendigen und gut bewaffneten Fische können schwächere Mitinsassen jedoch so stark einschüchtern, daß diese kümmern und von ihren Unterdrückern getrennt werden müssen. Das Aquarium sollte stark gegliedert sein und zahlreiche Unterstände bieten. Gemäß ihren Ansprüchen in der Natur sind stets sauberes Wasser und eine starke Strömung wünschenswert, was mittels regelmäßigem Wasserwechsel und einer Tauchkreiselpumpe leicht erzielt werden kann. Sind diese Bedingungen erfüllt, entwickeln sich die Galeocharax zu imposanten und prächtigen Tieren. Meist stehen diese Raubfische dann lauernd in Bodennähe und beobachten den umgebenden Wasserkörper genau. Wird eine Beute erspäht, erfolgt der Zugriff blitzschnell: mit einem gewaltigen Schlag der Schwanzflosse beschleunigt der Räuber und packt das Opfer meist von unten. Er dreht ab und verschlingt den Beutefisch in seinem Unterstand. Hierdurch entgeht er dem Futterneid der Artgenossen, die sich nicht in dessen Territorium wagen. Galeocharax können vergleichsweise große Beutefische verschlingen und große Futtermengen auf einmal in ihrem sackartigen, extrem dehnbaren Magen unterbringen. Der Bauch der Tiere sieht nach solch einem Beuteschlag unförmig und ausgebeult aus. Manchmal sieht man darin noch die frisch geschlagenen Beutefische zappeln. Dann aber können diese Raubfische problemlos längere Zeit ohne Futter auskommen. Dieses muß nicht immer aus lebenden Fischen bestehen. Nach der Umgewöhnung nehmen die Flußhunde gern jegliches grobe Ersatzfutter, wie beispielsweise aufgetaute gefrostete Stinte, Garnelen, Mehl – und Regenwürmer sowie Fliegenmaden. Ab und zu sollte dieses Futter jedoch auch bei ihnen zusätzlich vitaminisiert werden. Trockenfutterprodukte werden in der Regel nicht gefressen.

Die kleinsten Arten der Unterfamilie stellen jene der Gattung Acestrocephalus Eigenmann, 1909. Die drei beschriebenen Arten sind aquaristisch bis heute leider vollkommen unbekannt. Typusart der Gattung ist Acestrocephalus anomalus (Steindachner, 1879), die aus dem Rio Cauca in Kolumbien beschrieben wurde, jedoch auch im Einzugsbereich des Rio Magdalena heimisch ist. Acestrocephalus bedeutet übersetzt „Nadelkopf“ in Anspielung auf das große Maul, welches wie bei allen Flußhunden mit großen spitzen Hundszähnen dich besetzt ist. Auch sie sind piscivore, d.h. fischfressende Raubfische. Diese kleinen Flußhunde haben einen schlanken und langgestreckten Körperbau und sind mit etwa 12 bis maximal 15 cm Totallänge ausgewachsen. Im unteren Rio Uaupes konnten Hans – Georg Evers und Ingo Seidel die Art Acestrocephalus sardina (Fowler, 1913) nachts über einer flachen Sandbank fangen. Obwohl die Tiere nicht selten waren, schienen sie doch einen größeren Individualabstand untereinander zu halten. Besonders auffällig an diesen Tieren waren deren große Augen. Dies läßt auf eine bevorzugte Jagdzeit in der Dämmerung schließen. Auch ist bekannt, daß viele Schwarzwasserbewohner große Augen als Anpassung an die geringe Lichtdurchlässigkeit dieser Gewässer besitzen. Leider gelang die Einfuhr von lebenden Tieren damals nicht. A. sardina hat das größte Verbreitungsgebiet aller Arten der Gattung. Obwohl aus dem Rio Aripuana, einem klaren östlichen Nebenfluß des Rio Madeira beschrieben, hat man die Art auch im Oberlauf des Rio das Mortes, der in den oberen Rio Araguaia entwässert, und jetzt auch im Rio Uaupes nachgewiesen. Diese Fundorte liegen teilweise sehr weit voneinander getrennt. In riesigen Gebieten dazwischen scheint sie jedoch zu fehlen. Der brasilianische Ichthyologe Naercio A. Menezes aus Sao Paulo stellte anläßlich der Beschreibung einer dritten Art, nämlich Acestrocephalus boehlkei Menezes, 1977 eine interessante Hypothese auf, die den Grund dieser inselartigen Verbreitung zu erklären versucht. Jene Art war seinerzeit nur in zwei weit voneinander getrennten Lebensräumen nachgewiesen worden. Die Typuslokalität von A. boehlkei ist der Rio Punino, ein kleiner Nebenfluß des Rio Payamino im Rio Napo Becken in Ekuador. Hier lebt die durch eine schwarze Maulspitze sofort erkennbare Art auf einer Fläche von etwa 20 Quadratkilometern ausschließlich in relativ kleinen Gewässern. Außerhalb dieser Zone war die Art nicht nachzuweisen. Das nächste noch viel kleinere Vorkommensgebiet liegt etwa 1200 Kilometer entfernt im Becken des Rio Tulumayo in Peru. Auch hier ist die Art auf wenige kleinere Gewässer und Oberläufe größerer Flüsse beschränkt. Der Autor schließt jedoch ein Vorkommen der Art auch zwischen den beiden gesicherten Fundgebieten nicht aus, betont aber, daß sie hier aber nur in den Oberläufen vorkommen könne, da die Hauptläufe intensiv besammelt wurden und daher ichthyologisch gut bekannt seien. Den Grund für diese voneinander isolierten Verbreitungsgebiete vermutet der Autor in einer invasiven Ausbreitung der größeren und stärkeren Galeocharax - Arten nach einer trockeneren und kühleren Klimaperiode, die vor etwa 4000 – 2200 Jahren im Amazonasbereich vorherrschte. Die kleineren Acestrocephalus konnten der Konkurrenz der Galeocharax nicht standhalten und wurden in kleinere Gewässer und die Oberläufe größerer Flüsse abgedrängt. In den Zonen zwischen den Rückzugsgebieten der Acestrocephalus übernahmen die Galeocharax deren ökologische Nische. Erst in den achtziger und neunziger Jahren wurde noch ein drittes Verbreitungsgebiet von A. boehlkei gefunden. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um den amerikanischen Ichthyologen Donald C. Taphorn wies diese oder eine sehr ähnliche Art in Venezuela im Gebiet des Rio Guarico und des Rio Guariquito sowie im Rio Apure nach, die zum Einzugsbereich des mittleren Orinoco gehören. Zwischen diesem Gebiet und den Vorkommen in Peru und Ekuador ist eine Distanz von mehreren tausend Kilometern, wo die Art offensichtlich fehlt. Die Hypothese der invasiven Ausbreitung von Galeocharax kann nach Menezes auch für A. sardina angenommen werden, denn auch diese Art lebt überwiegend in den Oberläufen größerer Flüsse, während sie weiter flußabwärts fehlt. Auch ihre Vorkommensgebiete sind teilweise sehr weit voneinander isoliert.

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