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Ein südamerikanischer Süßwasserumberfisch, Pachypops cevegai, Cervigón, 1982

Text und Bilder Kai Arendt

Die Umberfische der Familie Sciaenidae bewohnen weltweit die tropischen und gemäßigten Meere. Viele ihrer Vertreter dringen zeitweise ins Brackwasser vor aber nur wenige Arten leben zeitlebens im Süßwasser. I  m Süßwasser Südamerikas findet man die beiden Gattungen Plagioscion Gill, 1861 mit 10 Arten sowie Pachypops Gill, 1861 mit vier wissenschaftlich beschrieben Arten in allen großen Strömen. Es handelt sich und mittelgroße bis große vorwiegend nachtaktive Raubfische und Allesfresser mit großen unterständigen Maulspalten. Die Arten der Gattung Plagioscion erreichen Längen von über einem Meter und sind auf allen Fischmärkten der Neotropis gesuchte und wohlschmeckende Speisefische während die Pachypops-Arten mit maximal etwa 70 cm Länge doch kleiner bleiben und seltener im Angebot zu finden sind. Die Arten beider Gattungen besitzen zwei Rückenflossen, von denen die vordere kürzer und hartstrahlig ist während die längere hintere Rückenflosse weiche Flossenstrahlen aufweist. Die Schwanzflosse ist trapezförmig, d.h. ihre Flossenstrahlen sind in der Mitte länger ausgebildet als an den oberen und unteren Enden. Die Umberfische besitzen eine ausgeprägte Seitenlinie und große Augen, offensichtliche Anpassungen an die nächtliche Lebensweise. Die Maulspalte der Pachypops ist im Vergleich zu jener der Plagioscion kleiner und unterständiger. Diese Fische ernähren sich überwiegend vom Boden. Auch scheinen die Beutetiere der Pachypops eher kleiner zu sein während Plagioscion spezialisierte Fischfresser sind die große Beutetiere in der Nacht überwältigen. Sind Plagioscion überwiegend einfarbig silberglänzend zeigen viele Arten der Gattung Pachypops ein Muster aus dunklen Querbändern über silbergrauem Grund.

     Während unserer letzen Venezuelaexpedition im April 2001, bei der wir mit dem Boot den oberen Orinoco auf der Suche nach neue Cichliden, Welsen und Salmlern bereisten war eines unser Ziele der Ort Minisia. Er befindet sich flussabwärts der Mündung des Rio Ventuari in den Orinoco. Dort werden unter anderem die berühmten L 200 Harnischwelse für den Export gefangen. Etwas unterhalb dieses Ort hatten auf einer der jetzt in der späten Trockenzeit riesigen Sandbänke des Orinoco unser Hängemattenbiwak errichtet um dort die Nacht zu verbringen. Die Einheimischen bezeichnen diesen Ort als Isla Minisia .Natürlich wurden im Laufe Nacht mit dem Zugnetz über dem Sandgrund Fische gefangen. Neben vielen verschiedenen Salmlern, Cichliden aber auch Harnischwelsen fielen mir immer wieder Jungtiere einer Pachypops-Art auf die ideale Transportgröße hatten. Da solche Fische noch nie im Aquarium gepflegt worden waren und über das Verhalten dieser merkwürdigen Gesellen nichts bekannt war tütete ich trotz des Spottes meiner Mitreisenden einige der Umberfische ein.

     Obwohl wir noch länger im Lande unterwegs waren erreichten letztlich zwei Exemplare lebend Deutschland. Sie bezogen zunächst ein kleines Aquarium um sie gezielt füttern zu können. Tagsüber hielten sich immer im Schutz einer Wurzel auf unter der sie mit eigentümlich schlängelnden Bewegungen in der Strömung standen und sich sehr scheu und schreckhaft verhielten. Sie gingen nur sehr zögerlich an das dargebotene Futter und verschmähten totes Futter zunächst ganz. So fütterte ich rote Mückenlarven und auch Tubifex. Dieses Futter wurde anfangs nur nachts aber später auch tagsüber genommen. Es wurde jedoch immer erst gefressen wenn ich den Aquarienkeller verlassen hatte. So musste ich mich verstecken um den scheuen Tiere bei der Nahrungsaufnahme zuzusehen. Die P. cevegai begannen in ihrer eigentümlich schlängelnden Weise im Aquarium hin und her zu schwimmen. Dabei schwammen sie mit leicht gesenkten Kopf. Hatten sie ein Beutetier fixiert krümmten sie sich s-förmig um die Beute mit einem blitzschnellen Vorstoß zu erbeuten. Dabei tauchten die Umberfische sogar mit fast dem gesamten Kopf in den Sandgrund ein. Es wurden sogar Tubifex erkannt die ganz im Grund eingegraben waren, so dass diese Umberfische offensichtlich ein hochentwickeltes Ortungssystem für elektrische Felder oder kleinste Erschütterungen besitzen. Dies könnte auch ein Grund für die ausgeprägte Schreckhaftigkeit dieser Fische sein. Untereinander verhalten sich die Umberfische übrigens friedlich.

    Pachypops cevegai sind gewandte und schnelle Schwimmer die in der Natur offenbar die ganze Nacht unterwegs sind. Im Aquarium ziehen sie jedenfalls in dieser Zeit ruhelos herum. Dabei machen sie immer wieder Anstalten in den Ecken des Aquariums „auszuwandern“. Die Hälterungsbecken sind also in jedem Fall gut abzudecken. Ich denke eine erfolgreiche längerfristige Pflege dieser hochinteressanten Fische wird nur im großen Artaquarium möglich sein. Alle andere Fische würden diesen scheuen nachtaktiven Fischen mit Sicherheit das Futter wegfressen. Vielleicht kann man es am ehesten mit den sandbewohnenden Harnischwelsen versuchen. In jedem Fall benötigen P. cevegai feinen Sandgrund in dem sie ihre Beute aufspüren können, viel freien Schwimmraum und genügend Unterstände für den Tagschlaf.

 Literatur:

Cervigón, F. (1982): La ictiofauna del Cano Manamo y areas adyacentes. pp. 205-260 in Daniel Novoa R.: Los recursos pesqueros del Rio Orinoco y su explotacion, Venezuela.

Gill, T.N. (1861): Revision of the genera of North American Sciaeninae. –Proc.Acad.Nat.Sci., Philadelphia, 13: 79-89

Keith, P., P.-Y. le Bail & P. Planquette (2000): Atlas des poissons d´eau douce de Guyane. Tome 2-fascule I. Batrachoidiformes, Mugiliformes, Belontiformes, Cyprinodontiformes, Perciformes, Pleuronectiformes, Tetraodontiformes: 1-286

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