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Glücklicherweise ist man bei allen drei hier vorgestellten Kugelfischarten aber nicht dauerhaft darauf angewiesen lebende Fische zu füttern. Schnell kann man die intelligenten Tiere an kräftiges Ersatzfutter wie tiefgefrorene und aufgetaute Stinte, Fischstücke, Regenwürmer und anderes grobes Futter gewöhnen. An die Wasserwerte stellen diese Fische nach meinen Erfahrungen keine besonderen Anforderungen, außer das es sauerstoffreich und sauber ist. Dies sollte aber sowieso eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ich halte alle drei von mir gepflegten Arten bei schwankenden Temperaturen zwischen 22-28°C ohne das sich Veränderungen in deren Verhalten ergaben. Zeitweise, im Hochsommer, steigen die Temperaturen auch über dreißig Grad. Auch dies vertragen die Kugelfische, wenngleich ich dann prophylaktisch immer noch zusätzlich die Belüftung verstärke. Wasserpflanzen haben alle drei Arten bei mir nicht geschädigt. Dies könnte sich allerdings während der Fortpflanzung ändern.

Tetraodon suvattii Tetraodon suvattii beim Lauern auf Beute Manchmal gräbt sich T. suvattii in den Sandgrund ein und wird so für dioe Beutefisxhe fast unsichtbar

    Der Thai- oder Myanmar-Raubkugelfisch, Tetraodon suvattii SONTIRAT, 1989 wurde in der letzten Zeit regelmäßig aus Myanmar zu uns exportiert. Wissenschaftlich beschrieben wurde er ursprünglich aus dem Mekong Fluss in der Thailändischen Provinz Nong Khai. Die Art ist mit etwa 14-15 cm Gesamtlänge ausgewachsen und zeigt ein beige-braunes, fein gemustertes düsteres Tarnmuster. Sie haben einen noch massiveren und größeren Kopf als T. miurus. Er nimmt bei dieser Art fast die Hälfte ihrer Körpergröße ein. Ihre langgestreckte bullige Schnauze, die grünen Augen und das düstere Muster verleihen dieser Art ein ziemlich furchterregendes Aussehen. Mich erinnern diese Tiere immer wieder an Hyänen. Auch dieser Kugelfisch zeigt ähnlich wie T. miurus ein ausgefeiltes Jagdverhalten. Er liebt genau wie jene Art Geröll- oder Laubgrund, wo er seinen Beutetieren aufgrund der guten Tarnung unauffällig auflauern kann. Beim flüchtigen Hinsehen kann man ihn glatt für einem Kiesel oder ein Stück Holz halten. Seiner Beute geht dies ebenso. Wird T. suvatti über Sandgrund gehalten graben sich diese Kugelfische gern in diesen ein und lauern auf Beute. Beim Eingraben rutschen oder rütteln T. suvattii mit dem Bauch und Schwanzstiel auf dem Sand hin und her. Sie verdrängen so den Sand und sinken innerhalb weniger Sekunden in den Grund ein bis nur noch Augen, Schnauze und Rücken der Tiere herausschauen. Durch gleichzeitiges Fächeln mit den Brustflossen werden die aus dem Sand schauenden Körperteile zusätzlich mit einer dünnen Sandschicht bedeckt so dass letztlich nur noch die Umrisse des Räubers zu erahnen sind. In der Natur findet man die Thai-Raubkugelfische sicher auch über Schlammgrund.

Der lauernde Räuber (T. suvattii) fixiert einen Beutefisch und schleicht sich langsam an.... ...die Beute wird von unten gepackt... ...große Stücke werden herausgebissen...

    Der Beutefang erfolgt im Grunde in der selben Art und Weise wie bei T. miurus beschrieben. Auch sie erbeuten Fische aus der Lauer wobei dem Räuber seine hervorragende Tarnung zugute kommt. Oft verfolgen T. suvatti ihre Beute aber auch recht flink. Dabei haben sie fast immer Erfolg und packen diese mit den kräftigen Zähnen. Kleine Fische werden unter heftigen Kaubewegungen sofort im ganzen verschlungen. Größere Beutefische werden zuerst zerbissen und nach und nach verspeist.

....und die Beute Häppchen für Häppchen verspeist ....und die Beute Häppchen für Häppchen verspeist

    Die innerartliche Aggression ist bei dieser Art nach meinen Beobachtungen nicht so stark ausgeprägt wie bei den Kongo-Raubkugelfischen. Vorausetzung ist allerdings ein großes Aquarium mit möglichst großer gut strukturierter Grundfläche. Dort können sich die Fische gegenseitig aus dem Wege gehen. Vorrausetzung ist allerdings, dass man die Tiere gleichzeitig einsetzt. Nachträglich eingesetzte Tiere werden von den bereits eingewöhnten Kugelfischen meist gnadenlos verfolgt. Oft geht auch eine gemeinsame Haltung in kleinen Aquarien gut in denen die Tiere aus Raummangel keine Reviere bilden können. Dies ist oft im Zoohandel der Fall. Es ist eine alte Erfahrung, das wehrhafte und revierbildende Fische in kleinen Aquarien gut miteinander vergesellschaftet werden können ohne sich gegenseitig anzugreifen, was sie in größeren Becken zweifelsfrei innerhalb kurzer Zeit tun würden. Allerdings ist dabei anzumerken, daß hier diese Fische im Handel glücklicherweise nur vorrübergehend so gehalten werden. Diese Haltung entspricht in keiner Weise den natürlichen Bedingungen. Dies sollte beim Kauf der Fische unbedingt bedacht werden. Natürlich ist bei diesem Fischen wie bei allen anderen Kugelfischen auch eine Einzelhaltung möglich und wahrscheinlich sogar am sichersten. Wer aber will schon einen einzigen Fisch in einem Aquarium halten? Probleme treten bei diesen Kugelfischen bei der Gemeinschaftshaltung in erster Linie während der Fütterung in Form von Beißereien auf. Daher sollte man die Tiere dabei auch stets gut beobachten.

    Auf Reviereindringlinge reagieren T. suvattii sofort mit größter Unruhe. Ihre Anspannung ist anfangs nur an den hektisch den Eindringling beäugenden Augen zu erkennen. Ist sich der Kugelfisch über den Gegner im klaren steigt er mit drohend gesenktem Kopf vom Grund auf, macht eine Art Buckel, reißt das Maul auf und schwimmt langsam auf den Eindringling zu. Meist genügt dies schon um den Feind in die Flucht zu schlagen. Ist das nicht der Fall, zeigt T. suvattii dem Gegner die Breitseite und pumpt seinen Körper durch Wasserschlucken zu einer imposanten Größe auf. Das Aufpumpen macht Geräusche, die sich wie eine Art Grunzen anhören. Wahrscheinlich soll der Gegner durch diese ungewöhnlichen Geräusche irritiert und eingeschüchtert werden. Drohend und imponierend schwimmt der aufgepumpte Kugelfisch darauf im Zickzack vor dem Gegner hin und her. Dabei wird der Kopf gesenkt und dem Kontrahenten das aufgerissene Maul mit den scharfen Zähnen gezeigt. Räumt der Eindringling jetzt nicht das Feld werden die Thai-Raubkugelfische richtig böse und greifen diesen unter derben Bissen massiv an. Man kann dieses interessante Verhalten mit Hilfe eines kleinen Handspiegels hervorragend simulieren. Dabei greifen die Kugelfische ihr eigenes Spiegelbild an und toben sich richtig aus.

Sunda-Raubkugelfisch, Tetraodon palembangensis Portrait von T. palembangensis Portrait von T. palembangensis Detail aus der Zeichnung von T. palembangensis

    Unter dem Namen Tetraodon palembangensis BLEEKER, 1852 wurden zu früherer Zeit jene Kugelfische im Handel angeboten von denen man heute weiß, dass es sich um Tetraodon fluviatilis HAMILTON, 1822 handeln muß. Die richtigen T. palembangensis werden erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit und auch nur sporadisch im Handel angeboten. Sie knacken viel lieber und häufiger Schnecken als die beiden anderen vorgestellten Arten. Aber auch sie lauern gerne gut getarnt kleinen Fischen auf. Trotzdem kann man sagen, dass sie von den drei Arten die am wenigsten spezialisierten Fischfresser sind. Die Art wurde seinerzeit aus den Umgebung der Stadt Palembang im Süden der Insel Sumatra in Indonesien beschrieben. Aber auch in Westborneo ist die Art nachgewiesen worden. Aus diesem Grunde schlage ich für diese Kugelfische den deutschen Namen Sunda-Raubkugelfisch vor. T. palembangensis sind nahe mit T.suvattii verwandt. Sie werden mit einer Endlänge von über 20 cm aber viel größer als jene. Der Kopf ist aber im Verhältnis zur Körpergröße kleiner und weniger massig. Ihre Schnauze ist kürzer als jene von T. suvattii. Sie sind viel prächtiger als die Thai-Raubkugelfische gezeichnet: Der Körper trägt als Grundfarbe ein strahlendes gemasertes Gelb. Auf diesem sind dunkle Muster giraffen- oder netzartig auf dem Körper verteilt. Hierüber zieht ein kompliziertes filigranes Muster aus orangen Punktlinien. Der Bereich über und vor der Afterflosse trägt schöne ovale Augenflecke. Die Grundfarbe des Bauches ist ein grauweiß. Auch hier setzt sich das dunkle Netzmuster fort.  Eigentlich kann man die herrliche Zeichnung dieser Tiere nur schwer mit Worten beschreiben. Trotz ihrer Farbenpracht verschwimmt diese Zeichnung im naturnah mit Geröll, Laub, Holz und Pflanzen eingerichteten Becken zu einem Tarnkleid, das die Räuber für Beutefische fast unsichtbar macht. In so eingerichteten Aquarien zeigen diese imposanten Kugelfische dann auch erst ihr ganze Verhaltensrepertoire. Dort liegen die Tiere dann oft stundenlang regungslos und lauern auf Fische oder Garnelen. Die stets beweglichen Augen beobachten die Umgebung dabei aufmerksam. Sie sind vergleichsweise größer als jene von T. suvattii und besonders schön gefärbt. Bei ihnen ist die grüne Pupille von einer weinroten Iris umgeben. Das Jagd-, Sozial-, Revier- und Aggressionsverhalten der Sunda-Raubkugelfische ist im Grunde identisch mit jenem von T. suvattii. Aufgrund ihrer Größe sollte das Aquarium für T. palembangensis aber größer ausfallen als für die beiden anderen hier gezeigten Arten. Für eine gruppenweise Haltung sollte mindestens ein Aquarium von zwei Metern Länge und möglichst großer Grundfläche zur Verfügung stehen.

    In jedem Fall gehört keine Art der drei hier vorgestellten Kugelfische in ein „normales“ Gesellschaftsaquarium. Hier würden sie allzu schnell aufräumen und für überschaubare Verhältnisse sorgen. Für den biologisch interessierten Spezialisten sind Tetraodon miurus, T. suvattii sowie T. palembangensis allerdings hochinteressante Studienobjekte. Sie müssen aber entweder einzeln oder besser in Gruppen in großen, gut gegliederten Artbecken gehalten werden. Dort werden sie dann ihr faszinierendes Verhaltensrepertoire zeigen und vielleicht irgendwann sogar zur Fortpflanzung schreiten....

    Mein herzlicher Dank gilt den Firmen Aquarium Glaser in Rodgau, „Das Aquarium“ in Braunschweig, Marx Aquaristik in Butzbach / Münster sowie Mimbon Aquarium in Köln denen ich die hier vorgestellten Kugelfische verdanke.

Literatur:

Bleeker, P. (1852a): Bijdrage tot de kennis der blootkakige visschen van den Soenda-Molukschen Archipel. Verh.Batav.Genootsch.Kunst.Wet., 24: 1-26

Bleeker, P. (1852b): Diagnostische Beschrijvingen van nieuwe of weinig bekende vischsoorten van Sumatra. Tiental I-IV. Natuurkd.Tijdschr.Nederl.Indie., 3: 569-608

Boulenger, G.A. (1902). Additions à la faune ichthyologique du bassin du Congo. Matériaux pour la faune du Congo. Ann.Mus.Congo (Sér. Zool.), 2(2): 19-57

Dekkers, W.J. (1975): Review of the asiatic freshwater puffers of the genus Tetraodon Linnaeus, 1758 (Pisces, Tetraodontiformes, Tetraodontidae). Bijdr.Dierkd., 45(1): 87-142

Le Danois, Y. (1962): Catalogue des types de poissons orbitulates du Muséum National d´Histoire Naturelle. II. Familles des Tetraodontidae, Lagocephalidae, Colomesidae, Diadontidae et Triodontidae. Bull.Mus.Nat.Hist.Nat. (Sér. 2), 33(5): 462-478

Roberts, T.R. (1989): The freshwater fishes of western Borneo (Kalimantan Barat, Indonesia). Mem.Calif.Acad.Sci., 14: 1-210 & i-xii

Roberts, T.R. (1998): Freshwater fugu or pufferfishes of the genus Tetraodon from the Mekong basin, with descriptions of two new species. Ichth.Research, 45(3): 225-234

Sontirat, S. (1989): Four new species of freshwater fishes from Thailand. Kasetsart J.Nat.Sci., 23(1): 98-109

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