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Semesterarbeit

Leistungskurs Biologie

Beate Zieger

 

Inhaltsverzeichnis

 

1.     Aufgabenstellung

2.     Biographie von Nikolaas Tinbergen

3.    Merkmale von Silbermöwen

4.    Analyse und Deutung der Versuchsreihen Tinbergens

    4.1    Analyse

    4.2    Deutung

5.    Methodisches Vorgehen Nikolaas Tinbergens

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1. Wie finden Silbermöwen ihr Nest wieder?

Nico Tinbergen schreibt in seinem 1953 erschienenen Buch „The Herring Gull's World":

„[...] denn die Sicherheit, mit der die Brutvögel zwischen so vielen anderen ihr eigenes Nest wiederfinden, gehört zu dem Erstaunlichsten in einer Silbermöwenkolonie. Ein Sonntagsgast aus der Stadt ist vor allem deshalb beeindruckt, weil ihm selbst im Dünengelände, wo es Straßen mit Namensschildern nicht gibt, sein ohnehin spärliches Orientierungsvermögen gänzlich im Stich lässt."

Versuch I

„Wenn wir drei Eier voll sichtbar etwa 30 cm neben das Nest legen, geht der heimkehrende Vogel gewöhnlich zum leeren Nest und setzt sich, oft nach kurzem Zögern, hinein. Er sieht vielleicht einmal hin oder rollt sogar eines ein, doch häufig beachtet er die Eier bei diesem Abstand überhaupt nicht."

Versuch II:

„Verpflanzen wir das leere Nest und füllen die Mulde mit Sand auf, so setzt sich der Vogel meistens, wenn auch zögernd dorthin, wo vorher das Nest war."

 

Versuch III:

„Ist alles wie im ersten Versuch, doch um die beiseite gelegten Eier ein künstliches Nest, so geht die Wahl zu deren Gunsten aus."

 

1. Analysieren Sie die vorstehende Untersuchungsreihe von Nico Tinbergen und deuten Sie die Versuchsergebnisse!

2. Diskutieren Sie das methodische Vorgehen!

 

2. Biographie Tinbergens

Nikolaas Tinbergen wurde am 15. 04. 1907 in Holland als drittes von fünf Kindern von Dirk C. Tinbergen und Jeannette Transporter Eek geboren.

Schon 1932 erhielt er sein erstes Diplom an der Universität von Leiden, wo er 1947 Professor für Zoologie wurde. Für seine Arbeit an der biologischen Wissenschaft tierischen Verhaltens wurde Tinbergen 1973 der Nobelpreis für Physiologie verliehen. Seine erste unabhängige Arbeit betraf die Orientierungspunkte zurückkehrender Wespen. Nach der Zusammenarbeit mit dem österreichischen Verhaltensforscher Konrad Lorenz wurde er eingeladen, eine Schule tierischen Verhaltens zu gründen.

Die Arbeit von ihm klärte die evolutionären Ursprünge von vielen gesellschaftlichen Signalen und ihren nachfolgenden Ritualisationen auf. Tinbergen betonte die gegenseitige Wechselwirkung zwischen Raubtier und Beute.

Seine bekanntesten Bücher sind „The Study of Instinct" (1951) und „The Herring Gull’s World" (1953).

1988 starb Nikolaas Tinbergen in Holland!

 

 

3. Merkmale von Silbermöwen (Larus argentatus)

 

Merkmale
Etwas größer als die Heringsmöwe, Länge 56 bis 66 cm, Spannweite um 150 cm. Rücken und Flügeldecken ( der Mantel ) hell aschgrau bis dunkel schiefergrau. Füße der westeuropäischen und skandinavischen Vögel fleischfarben, sonst, etwa im Mittelmeerraum, gelb. Silbermöwen fliegen langsam, aber ausdauernd, wie sie sich überhaupt sehr ruhig, fast phlegmatisch bewegen; sie beherrschen den Segelflug im Aufwind von Küsten und Wellenbergen. Am Boden gehen sie nach Krähenart und sitzen gern auf Pfosten, Steinen und sogar Schiffsmasten. Sie sind sehr gesellig. Außer dem durchdringenden Stimmlaut "kauu..kauu" hört man schrilles Gelächter und jaulende Rufe.

Lebensraum
Die Silbermöwe ist äußerst anpassungsfähig. Sie brütet südwärts bis zu den Kanarischen und Kapverdischen Inseln, im Norden auf den Inseln des nördlichen Eismeeres und tief im asiatischen Binnenland bis in die Innere Mongolei. Sie ist in Europa und in Amerika die am häufigsten vertretene und am weitesten verbleiteste Großmöwe. Auf dem Zug durchstreift sie die gesamte nördliche Hemisphäre mit Ausnahme der vom Eis bedeckten Polkappe. In Mitteleuropa nahm ihr Bestand in diesem Jahrhundert sehr stark zu; Häfen und Müllplätze sichern ihr ein reiches und ganzjährig zur Verfügung stehendes Nahrungsangebot. 1927 erreichte die Silbermöwe Island, 1932 die Bäreninseln, 1950 Spitzbergen.

Fortpflanzung
Die Silbermöwe brütet in zum Teil riesigen Kolonien, meist auf flachen Inseln vor der Küste. Heringsmöwen werden von ihr in die weniger beliebten Brutplätze landeinwärts abgedrängt. Wo die Silbermöwe verfolgt wird, brütet sie in unzugänglichen Felswänden über der Brandung. Wo man sie schützt, nistet sie sogar auf Hausdächern. Ihre Nester stehen locker im Abstand von mehreren Metern. Im Mittelmeerraum werden die Eier der Silbermöwen regelmäßig abgesammelt. In den Vogelschutzgebieten der Nordsee bremst man ihre Vermehrung durch kurzes Schütteln der Eier, deren Embryo damit abgetötet wird. Die Möwen brüten auf den toten Eiern weiter, ohne Nachgelege zu zeitigen, bis ihr Bruttrieb erlischt. Man hofft, mit dieser bei Naturschützern umstrittenen Maßnahme seltenere Vogelarten zu fördern. Brutzeit Ende April bis in den Juli. Bei der Begattung balanciert das Männchen flügelschlagend auf dem Rücken des Weibchens. Flugunfähig gemachte Zoomöwen versagen bei der Begattung, weil sie sich nicht auf dem Weibchen halten können. Meist 3 Eier von durchschnittlich 73 mm Länge. Ein bis zwei Nachgelege möglich. Brutdauer 28 bis 29 Tage. Die Jungen bedürfen schon am zweiten Tag nicht mehr der mütterlichen Wärme. Sie krabbeln aus dem Nest, bleiben aber in dessen Nähe. Sie betteln, indem sie nach der roten Markierung am Unterschnabel des Altvogels picken. Dieser würgt daraufhin die vorverdaute Nahrung auf den Boden, wo sie die Jungen aufpicken. Ende Juli, im Alter von etwa 40 Tagen, werden die ersten Jungen flügge. Anfangs sind sie dunkelbraun gefärbt. Mit jeder Mauser legen sie ein helleres Kleid an, bis sie im 4. Jahr das Alterskleid erreichen.

Nahrung
Silbermöwen sind Allesfresser. Sie suchen Genießbares im Spülsaum und im Müll, jagen Tauchenten die heraufgeholten Muscheln ab und sind in der Lage, Krabben und Muscheln aus großer Höhe auf Steine zu werfen, bis sie zerspringen. In Vogelkolonien stehlen sie Eier und Küken, wo sich im hohen Norden Lemminge stark vermehrt haben, werden sie vorübergehend zu Landvögeln. Die Silbermöwen der asiatischen Steppenseen erbeuten sogar Springmäuse und Erdhörnchen.

 

„Raubritter" der Nordseeküste

Küken der Silbermöwen

 

 

4.Analyse und Deutung der Versuchsreihe Tinbergens

4.1 Analyse

Nikolaas Tinbergen veranschaulichte durch Attrappenversuche in freier Natur wie Silbermöwen ihr Nest wiederfinden. Um damit die hierarchische Ordnung der zu beobachtenden Schlüsselreize zu erklären.

Dieses Verhalten der Silbermöwen macht er durch drei Versuche deutlich.

Im ersten Versuch werden die Eier der Silbermöwe 30cm vom Nest entfernt abgelegt. Nach kurzem Zögern begibt sich die heimkehrende Möwe zu ihrem leeren Nest, ohne die sichtbar abgelegten Eier zu beachten.

Bei Ausnahmen kommt es aber auch vor, dass sie die Eier begutachtet oder gar ins Nest rollt.

Beim zweiten Versuch hat man das leere Nest entfernt und die zurückgebliebene Mulde mit Sand gefüllt. Das Ergebnis war, dass sich die Silbermöwe nach kurzem Hin und Her auf das „Nest aus Sand" niedergelassen hat.

Im letzte Versuch der Versuchsreihe wurden von Tinbergen um die beiseite gelegten Eier (1.Versuch) ein künstliches Nest plaziert. Die Silbermöwe setzt sich auf das künstliche Nest mit den Eiern, der Ursprungsort des Nestes bleibt dabei unbeachtet.

4.2 Deutung

Bei der Analyse der Versuchsreihe von Tinbergen wird deutlich, dass es sich bei den drei Attrappenversuchen jeweils um andere ausschlaggebende Schlüsselreize handelt, welche die Silbermöwe veranlasst ihr Nest zu finden.

Bei dem ersten Versuch zeigt Tinbergen, dass das Nest der Silbermöwe den größeren Schlüsselreiz als die Eier, welche unbeachtet bleiben, darstellt. Somit liegt dieses in der Hierarchie über den Eiern.

Entfernt man nun im zweiten Versuch auch das Nest von seinem Ursprungsort und ersetzt dieses durch eine Attrappe aus Sand wird deutlich, dass das Nest im Gegensatz zum ersten Versuch einen niederen Schlüsselreiz bezüglich des Ortes darstellt. Deshalb ist der Ort in dem Falle ausschlaggebend für die Möwe zum Erkennen ihres Nistplatzes.

Im dritten Versuch baut man um die 30cm weit entfernten Eier aus Versuch1 ein künstliches Nest. Die heimkehrende Möwe lässt sich daraufhin auf diesem nieder, ohne Beachtung des Ortes. Dies lässt erkennen, dass das künstliche Nest zusammen mit den Eiern einen größeren Schlüsselreiz als der Ort darstellen.

Diese drei Versuche zeigen, das sowohl der Ort, als auch das Nest und die Eier eine Reaktion unterschiedlicher Stärke bei der Silbermöwe hervorrufen. Der Ort hat im Bezug zum Nest ein größerer Schlüsselreiz. Verbindet man das Nest aber mit den Eiern rufen diese einen höheren Schlüsselreiz als der entsprechende Ort hervor.

-> Nest > Eier ( Nest größerer Schlüsselreiz als Eier)

-> Nest < Ort ( Nest kleinerer Schlüsselreiz als Ort)

-> Nest + Eier > Ort ( Nest + Eier größerer Schlüsselreiz als Ort)

Durch diese Festlegung der ausschlaggebenden Schlüsselreize ergibt sich eine hierarchische Ordnung von der Instinkthandlungen abhängig sind:

4 Nest und Eier

3 Ort

2 Nest

1 Eier

 

 

5. Methodisches Vorgehen von Nikolaas Tinbergen

Nikolaas Tinbergen ist bei der Ausführung seiner Versuche nach einem bestimmten Ausschlussverfahren vorgegangen. Er hat Schritt für Schritt die entsprechenden Originale, also das Nest, die Eier und den Brutplatz , entfernt, um somit die einwirkenden Reize, welche auf die Silbermöwe beim finden ihres Nestes einwirken, zu filtern und die Stärke der entsprechenden Schlüsselreize sichtbar werden zu lassen.

Er hat seine Versuchsreihe in der freien Natur durchführt ohne die Silbermöwe aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen. Dies führt zu optimalen Bedingungen bei der Durchführung. Die Ergebnisse wurden so nicht durch andere Reizeinwirkungen in ungewohnter Umgebung verfälscht.

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