Präparationsverfahren für Pflanzen – Herbarisieren (nach Baer/Grönke)

Einlegen, Pressen und Trocknen der Pflanzen. Das Herrichten von Pflanzen für das Herbar schließt sich dem Sammeln unmittelbar an. Pflanzen mit zarten Blättern und Blüten sollten gleich an ihrem Standort in frischem Zustand sorgfältig in eine Sammelmappe gelegt werden.

Dies ist bei Farnen unbedingt erforderlich. Die Blättchen der Wedel rollen sich bald nach dem Abschneiden oder Ausheben der Pflanze ein und sind dann nicht mehr

glatt zu bekommen. Auch bei Gräsern sollte das Einlegen in die Presse möglichst bald nach dem Ausgraben oder Abschneiden erfolgen. Anderenfalls müssen sie in feuchtes Papier eingeschlagen werden. Bei ihnen rollen sich sonst die Blätter infolge des Wasserverlustes ebenfalls ein und lassen sich dann nur schwer auf den Einlagebögen ausbreiten. Sehr wasserhaltige Pflanzen dagegen kann man vor dem Pressen etwas anwelken lassen. Bei ihnen geschieht das Ausbreiten auf den Einlagebögen dann am besten, wenn sie ihre Turgeszenz gerade verloren haben.

Nach Möglichkeit sollte das Einlegen der Pflanzen in die Presse noch am Tage des Sammelns erfolgen. Die Pflanzen werden auf einem möglichst großen Tisch ausgebreitet und zum Einlegen zu bestimmten Gruppen zusammengestellt (z. B. sehr wasserreiche Pflanzen, besonders sperriges oder zartes Material).

Als eine Grundregel für das Herbarisieren gilt, stets nur gleichartig zu behandelnde Pflanzen in einer Presse gleichzeitig zu trocknen. Gänzlich falsch ist es also, in eine Presse zu fast fertig getrockneten Pflanzen wieder frisches Material zu legen. Bei stationärem Arbeiten sollte deshalb eine zweite, evtl. sogar eine dritte Presse benutzt werden. Beim Ausrichten der Pflanzenteile auf den Einlagebögen sind große Unebenheiten zu vermeiden, weil sonst Hohlräume entstehen, in denen die flachen Pflanzenteile beim Pressen nicht genügend Druck erhalten.

Noch vor dem Einlegen sind die Pflanzen genau zu bestimmen, sofern dies nicht schon beim Sammeln erfolgt oder die Pflanze dem Sammler genau bekannt ist. Der Name der Pflanze, Biotop, Fundort, Tag usw. werden notiert.

Verstaubte Pflanzen müssen vor dem Einlegen gewaschen werden. Die Wurzeln sind von Erde zu reinigen und Nadelhölzer vor dem Pressen kurz in kochendes Wasser zu legen, damit später die Nadeln nicht abfallen.

Viele Pflanzen müssen vor dem Einlegen „zugeschnitten" werden. Das gilt besonders für dicht beblätterte Zweige und stark entwickelte Wurzel Systeme. Alle störenden bzw. überflüssigen Teile sind mit dem Messer oder mit einer Präparierschere zu entfernen. Sehr gut eignet sich hierfür eine anatomische Schere mit kurzer Schneide und langen Ösengriffen.

Beim Einlegen zum Pressen wird ein Zeitungsbogen auf der rechten Hälfte mit Pflanzen belegt. Die linke Bogenhälfte dient zum Überdecken der Pflanzen. Diese müssen schon jetzt die Lage erhalten, die sie auch später auf dem Herbarblatt einnehmen sollen. Blätter dürfen also nicht übereinander liegen oder gar gefaltet sein. Zu lange Sprosse oder Blattstiele werden einfach oder doppelt geknickt. Besser ist es, die Sprossstücke ein oder mehrfach quer zu teilen, weil dann alle Teilstücke aufrecht angeordnet werden können. Sie sollten etwa die gleiche Länge aufweisen. Es dürfen auch nicht mehrere Exemplare mit ihren Blättern übereinanderliegen.

Auf den geschlossenen Einlagebogen werden 5 bis 10 Lagen Zeitungspapier (= Zwischenlagen) gelegt. Dann folgt der nächste Einlagebogen usw. Erleichtert wird die Arbeit des Umlegens sehr, wenn die Zwischenlagen stets mit der geschlossenen Seite nach rechts, die Einlagen mit der geschlossenen Seite nach links gelegt werden, außerdem sind alle Bögen einer Zwischenlage ineinander zustecken, da im Verlaufe des Trocknungsprozesses immer nur diese ausgewechselt werden. Durch festes Verschnüren bei einfachen Pressen, evtl. auch durch starkes Anziehen von zwei oder drei Lederriemen , durch Zusammenziehen der Ketten bei Gitterpressen oder Festdrehen der Flügelmuttern bei Schraubengitterpressen werden die Pflanzen durch Druck gepresst. Bei stationärem Arbeiten haben sich schwere Wägestücke (z. B. 3 x 10kg Massestücke), notfalls Ziegelsteine, sehr gut bewährt; s. Abb. 157/3. Der Druck darf anfangs nicht zu stark sein, weil sonst saftige Pflanzenteile gequetscht werden. Er muss aber immer so stark sein, dass die Blätter während des Trocknens nicht zusammenschrumpfen. Blätter von Laubgehölzen vertragen von Anfang an einen stärkeren Druck.

Beim Trocknen soll die in den Pflanzen enthaltene Flüssigkeit fast ausschließlich durch die Zwischenlagen aufgesaugt werden, deren häufiges Wechseln den Trocknungsprozess beschleunigt, besonders dann, wenn das Papier in der Sonne, auf einem Zentralheizungskörper oder im Thermostaten erwärmt wurde. Soll besonders schnell getrocknet werden, kann man die Pflanzenpresse auch in den Thermostaten (100 °C) stellen.

Unzweckmäßig ist es, die Presse zum Trocknen der Pflanzen in die Sonne zu legen. Dabei erfolgt eine intensive Erwärmung der obersten Pflanzenlagen, und die darunter liegenden beginnen zu ,,schmoren". Unterwegs sind an sonnigen Tagen die Mittagsstunden zum Auswechseln der Zwischenlagen zu nutzen, da diese in der Sonne schnell trocknen und dann erneut Feuchtigkeit aufsaugen können. Die Pflanzen selbst bleiben beim Umlegen in den Einlagebögen unberührt. Unter normalen Bedingungen erfolgt der erste Wechsel der Zwischenlagen bereits nach fünf, der zweite nach zehn Stunden, spätestens aber am nächsten Morgen, der weitere zuerst jeden und später jeden zweiten Tag. Dabei ist so zu verfahren, dass die Pflanzen im Innern der Presse nach außen gelegt werden und umgekehrt. Je schneller und sorgfältiger die Pflanzen getrocknet werden, umso besser bleiben die Farben der Blüten und Blätter erhalten. Sehr zarte Pflanzen sind meist schon nach 3 bis 7 Tagen trocken. Bei festeren Pflanzen dauert der Trocknungsprozess 8 bis 16 Tage. Danach sind die Pflanzen noch einige Tage bei leichtem Druck aufzubewahren, bevor sie auf den Herbarbögen aufgeklebt werden.

Herrichten des Herbarbogens. Als Unterlage für die Pflanzen eignet sich weißes steifes Papier am besten, dessen Oberfläche etwas rau ist. Nach Möglichkeit sollte Zeichenkarton in TGL A-0-Bögen oder in Rollenform beschafft und mit einer großen Papierschere auf das gewünschte Format geschnitten werden. Als Normalformat für die Herbarbögen gilt die Größe 28 cm x 44 cm. Da dieses Format von den sonst üblichen A-Formaten abweicht und schwieriger zu beschaffen ist bzw. beim Schneiden eines A-0-Bogens viel „Abfall" entsteht, werden für Schulherbarien die Formate A3 (29,5 cm x 42 cm) für größere und A 4 (21 cm x 29,5 cm) für kleinere Objekte empfohlen.

Es ergibt sich nun die Frage, ob einfache Bögen oder aber Doppelbögen verwendet werden sollen. Bei den Doppelbögen, die nach Art der Aktendeckel gefaltet sind, ist das Herbarmaterial besser geschützt; für Schulzwecke sind jedoch die einfachen Bögen ausreichend.

Gut eignen sich die weißen Beschriftungsstreifen für Dias, die hierfür längs und quer zu teilen sind. Nicht so zweckmäßig ist Selbstklebeband aus Folie. Nach dem Aufkleben der Pflanzen erhält der Herbarbogen sofort die vollständige Beschriftung. Die Angaben werden mit schwarzer Tusche oder mit der Maschine auf ein Etikett (etwa A 7) geschrieben, und dieses wird in die untere rechte Ecke des Herbarbogens geklebt. Die Beschriftung mit der Maschine geht schneller und hat den Vorteil, dass gleich noch zwei Durchschriften angefertigt werden können; eine für die systematische und die zweite für die alphabetische Kartei.

Folgende Angaben sollten unbedingt enthalten sein:

Gattungs- und Artname der Pflanze,

deutsche Bezeichnung (Trivialname),

Familie,

Fundort und Biotop,

einige Besonderheiten,

Datum und evtl. Nummer im Sammelbuch,

Eigentümer oder Sammler und Bestimmer.

Wissenschaftliche und deutsche (volkstümliche) Bezeichnungen sollten der Flora von ROTHMALER, entnommen werden.

Außer diesen Angaben können die Herbarbögen, besonders wenn sie Unterrichtszwecken dienen sollen, noch bildliche Darstellungen enthalten Beispielsweise können besondere morphologische Merkmale einer Pflanze aufgezeichnet, Fotos der Blüte, der vollständigen Pflanze und auch des Biotops aufgeklebt werden. Auch Abbildungen aus alten Schulbüchern, die sich sonst nicht mehr verwenden lassen, eignen sich dazu, den Herbarbögen zu vervollständigen.

Anlage, Arten und Pflege des Herbars. Die Aufbewahrung der Herbarbögen erfolgt liegend in passenden flachen Kartons (selbst anfertigen!), die nicht höher als 15cm und an der vorderen Seite im Bodenteil mit einem 10cm breiten Einschnitt versehen sein sollten, damit die Einzelbögen leichter herauszunehmen sind. Der Karton erhält an der Vorderseite ein Etikett mit der Aufschrift des Inhaltes. Für die Aufnahme der Kartons dient ein Herbarschrank oder ein sonstiger Sammlungsschrank, der möglichst dicht schließen soll, damit das Material vor Staub geschützt ist.

Beim Arbeiten mit getrockneten Herbarpflanzen ist besondere Vorsicht erforderlich, denn die Objekte sind mit wenigen Ausnahmen äußerst zerbrechlich. „Buchmäßiges" Umblättern der Herbarbögen hat schon oft zu Beschädigungen wertvollen Materials geführt. Herbarblätter müssen deshalb lose in Mappen aufbewahrt werden, keinesfalls werden sie abgeheftet.