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Der Kleinste der Gattung: Oryzias minutillus Smith, 1945

Helmut Stallknecht

Wärend der Vorbereitungen auf unsere Thailandreise 1996 stand neben Gesprächen mit erfahrenen Reisenden das Literaturstudium im Vordergrund. Dabei stieß ich im "Smith" auf die von ihm 1945 beschriebene Art Oryzias minutillus. Mehr in der vagen Hoffnung als mit Gewißheit, diese Tiere auch anzutreffen, las ich die Hinweise zu dieser Art, denn konnte ich ahnen, ob ich diese winzigen Fische auch finden würde?

Dann die Überraschung: Am ersten Fangtag, in einem Gewässer auf dem Gelände des King Resort Hotels bei Jomtien, gehörten ausgerechnet diese Fische zu den ersten, die ich fangen konnte. Während ich mich bemühte, neben größeren auch eine Anzahl junger Halbschnäbler, Dermogenys pusillus, zu fangen, drückte ich das vom Ufer her in die Flachwasserzone wachsende Gras nieder. Dabei bemerkte ich einzeln oder zu zweit herumschwimmende gelbliche "Jungfische" mit auffallend blauen Augen. Sollten das die seltenen Oryzias sein?

Doch während ich von Sri Lanka her die dort vorkommenden Oryzias melastigma nur in großen Schwärmen aus Fischen aller Altersgruppen antraf, kamen diese kleinen Fische nur vereinzelt vor. Innerhalb der vier Fangstunden erwischte ich zunächst nur drei einzelne Tiere, hatte aber nicht mehr als zehn gesehen.

Gegen Ende unseres Aufenthalts an unserem Fangort sah ich dann doch noch einen Schwarm von etwa 20 Fischen, leider außerhalb meiner Reichweite. Doch dann zog er auf mich zu, und es gelang mir, den Kescher noch vorsichtig soweit unter sie zu bringen, ehe sie diese Bewegung zum Abdrehen veranlassen konnte. Als sie vor mir ankamen, erwischte ich beim Hochreißen des Netzes noch 9 Exemplare.

Bei einem der drei vorher gefangenen Tiere glänzte etwas an den Körperseiten, als ich es zwischen den geschlossenen Händen aus dem Wasser schöpfte. Ein Blick durch die Lupe bestätigte es mir, als ich das Fischchen im Beutel hatte: Das gerade mal 15 mm lange Tier trug tatsächlich rechts und links an der Bauchseite je eine kleine Eitraube. Meine Begleiter staunten, daß so kleine Tiere schon geschlechtsreif sein konnten.

In der Graszone des Ufers lebten Schlangenkopffische, Ophicephalus sp. sowie Trichopsis vittatus, die unter den vorhandenen Jungfischen von Trichogaster trichopterus und Dermogenys pusillus erheblich aufräumten. Zur Gewässermitte hin vorgelagert war eine Gruppe von Seerosen, unter deren Blättern ebenfalls kleine und mittelgroße Schlangenköpfe standen. So konnte ich, obwohl es im gleichen Gewässer reichlich Trichogaster trichopterus gab, nur wenige Jungfische von etwas über 1 cm Länge erbeuten, während Mengen junger Dermogenys und sogar vereinzelte Oryzias zu finden waren. Die kleinen Fadenfische konnte ich an dem in dieser Größe noch vorhandenen dunklen Längsband und den angedeuteten Seitenflecken erkennen.

Die 12 kleinen Reiskärpflinge, die so hinfällig und empfindlich schienen, überlebten die Zwischenhälterung ausgezeichnet. Dabei ging ich nach der bewährten Methode vor: Einhälterung mit dem Fundortwasser, am nächsten Morgen Abziehen des abgesetzten Kotes, dann wird mitgebrachtes Frischwasser vom Fundort aufgefüllt, danach erst wenige, in diesem Fall zerriebene Futterflocken. Durchlüftet wird der etwa einen halben Liter Wasser fassende Plastikbehälter nur schwach. Sobald wir Fische haben, läuft höchstens der Ventilator, vorhandene air condition wird abgeschaltet oder so eingestellt, daß das Wasser für die Zwischenhälterung bei 25 bis 27 oC steht. Jeden Morgen wird mit einem 4 mm-Schlauch der Kot abgezogen und das Wasser zu etwa 50 % ausgetauscht. Das Frischwasser läuft langsam über die gleichen dünnen Durchlüftungsschläuche zu. Da ich am liebsten Jungfische von 2 bis 4 cm Länge mitnehme, können so bis zu 10 Tiere pro halbem Liter Wasser untergebracht werden.

Bei den Zwerg-Reiskärpflingen waren es sogar 12. Die Tatsache, daß ich am 21. 7. 96 nach Hause zurückkehrte und am 10. 8., nach gerade 20 Tagen, die ersten Jungfische entdeckte, spricht dafür, daß die Tiere in guter Kondition waren. Am 30. 7. hatte ich ein Büschel Javamoos entnommen und in einer durchlüfteten Brutschale mehr "auf Verdacht" belassen. Als ich dort die Jungfische sah, schwammen im Hälterungsaquarium mit den Eltern ebenfalls einige an der Oberfläche. Die schöpfte ich ab, um erst einmal einen Trupp von Jungtieren aufzubauen.

Im August finde ich in den mir zugänglichen Gewässern meist nur wenig Staubfutter. Das nach dem Sieben des Futters durchgelaufene Teichwasser, zerriebenes Flockenfutter sowie aus anderen Aquarien eingebrachtes vermulmtes Javamoos haben mir in solchen Fällen schon oft geholfen.

Man darf sich gerade in den ersten zwei Tagen nicht von den runden Bäuchen der Jungfische täuschen lassen. Erst am dritten Tag ist der glasig glänzende Dottersack aufgezehrt. Wenn dann der Bauch flach wird, besteht die Gefahr, daß die winzigen Jungfische verhungern.

Überhaupt muß man dem Vorurteil begegnen, daß kleine Arten wenig Futter brauchen. Auf's Kilo hochgerechnet, müssen sie sogar mehr Nahrung aufnehmen als große Buntbarsche. Sie können nämlich nichts speichern, sondern müssen entweder täglich gefüttert werden oder "im Futter stehen".

Da die mitgebrachten Fische nicht wuchsen und keiner länger als 18 mm wurde, konnte ich davon ausgehen, tatsächlich Oryzias minutillus gefangen zu haben. Smith schreibt neben den meristischen Daten: "Es scheint die kleinste der beschriebenen Oryzias-Arten zu sein, die ihre Geschlechtsreife bereits erreicht, wenn sie erst 17 mm lang ist. Es scheint auch möglich zu sein, daß sie in der Bangkok-Region nicht selten ist und wegen ihrer geringen Größe und der unauffälligen Färbung übersehen wurde."

Seine Fische wurden "...in einem kleinen Kanal nahe Bangkok" gefangen.

Als wir uns erst einmal eingesehen hatten, waren die kleinen Reiskärpflinge auch in anderen Gewässern SO-Thailands zu finden. Tatsächlich kann man sie eher für Jungfische anderer Arten halten, zumal sie oft mit anderen Jungfischen vermischt schwimmen und nur selten eigene Schwärme bilden.

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