home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum

Eine großvolumige Filteranlage ist in einem Aquarium für Großwelse unbedingt notwendig da die Tiere das Wasser ansonsten schnell verschmutzen würden. Aus diesem Grunde ist auch ein regelmäßiger Teilwasserwechsel unbedingt anzuraten. Viele dieser Fische lieben eine mäßige bis starke Strömung. Die Aquarieneinrichtung sollte unbedingt stabil sein. Selbst verhältnismäßig kleine Exemplare haben gewaltige Kraft und können einen instabilen Steinaufbau rasch zum Zusammensturz bringen. Eine gute Einrichtung besteht aus schweren Steinen und Wurzeln. Da die großen Welse mit ihren empfindlichen, mit vielen Sinneszellen ausgestatteten Barteln oft den Bodengrund abtasten darf dieser auf keinen Fall scharfkantig sein. Es empfiehlt sich daher ein Geröllgrund aus rundgeschliffenen Kieseln aller Größen, die man sich am besten selbst aus Bachbetten holen kann. Ich verwende auch gern eine Schicht feinen Quarzsandes. Dieser Untergrund ist auch in vielen Bereichen Amazoniens anzutreffen. Man kann ihn in Baumärkten Sackweise günstig erstehen. Obwohl sich diese Welse nicht an Pflanzen vergreifen sind diese doch schnell entwurzelt. Es genügt manchmal ein Schlag mit der Schwanzflosse. Allenfalls Javamoos, Javafarn oder Anubias-Arten können zum Begrünen der Einrichtungsgegenstände verwendet werden. Da eigentlich alle hier vorgestellten Welse kein allzu helles Licht mögen und sich eher im Dämmerlicht wohl fühlen kann man sehr gut Schwimmpflanzen verwenden. Technische Geräte haben in einem Aquarium für Großwelse nichts zu suchen. Besonders von im Aquarium angebrachten Stabheizern geht eine permanente Gefahr aus denn allzu leicht werden sie von den starken Tieren zerschlagen. In jedem Fall müssen auch die Deckscheiben dick und stabil sein, will man seine wertvollen Tiere nicht eines Tages angetrocknet hinter dem Sofa finden.

    Beim Fangen der Fische muß man sich vor den kräftigen Dornen an den Rücken-, Brust- und Afterflossen der Tiere hüten. Einerseits verfangen sich die Tiere damit gern im Fangnetz andererseits ist die Verletzungsgefahr durch diese Dornen nicht zu unterschätzen. Stiche schmerzen fürchterlich. Die Gefahr einer Entzündung der Wunde oder sogar einer Blutvergiftung ist stets gegeben. Nicht umsonst hacken die Fischer in Südamerika aus Vorsicht frisch gefangenen Welsen sofort diese Stacheln ab. Für den Fang größerer Exemplare deckt man sich am besten mit Netzmaterial für den Anglerbedarf ein.

Gemeiner Spatelwels, Sorubim lima Pseudodoras niger

    Die Ordnung der Welsartigen  (Siluriformes) stellt nach den Salmlern (Characiformes) die artenreichste Fischgruppe in den großen Strömen der Neotropis. In Südamerika hat diese Tiergruppe die unterschiedlichsten Erscheinungsformen und Anpassungen hervorgebracht. Die meisten der großen und räuberischen Welse Südamerikas sind der Familie der Fadenwelse (Pimelodidae) zuzuordnen.  Von besonderem Interesse der Fischer am Amazonas sind die drei großen Arten der Gattung Brachyplatystoma BLEEKER, 1863. Es handelt sich um kräftige torpedoförmige Welse von eleganter Körperform dir exzellent und schnell schwimmen können. Es sind die gefräßigsten Räuber am Amazonas. Sie besitzen eine breite Schnauze mit einem gewaltigen endständigen Maul mit starken  Kiefern die mit vielen spitzen Zähnen besetzt sind. Die größte Welsart der Neotropis, Brachyplatystoma filamentosum (LICHTENSTEIN, 1819) wird am Amazonas Piaraíba genannt. Die Jungtiere werden von den Fischern als Filhote bezeichnet. Am Orinoco in Venezuela heißt die Art Valentón. Juvenile Exemplare sind sehr hübsch und zeigen auf hellem, perlmutt- und roséfarbenem Untergrund ein wolkenartiges Muster aus großen dunklen Flecken. Sie werden manchmal aus Peru oder Brasilien zu uns eingeführt. Leider verblasst diese Jugendfärbung mit dem Heranwachsen der Fische. Die Flanken und der Rücken der ausgewachsenen Piraíba sind dunkelgrau oder bläulich gefärbt. Der Bauch ist weiß. Die Art hat relativ lange Barteln. Es sind Tiere von knapp 3 m Körperlänge und etwa 300 kg Gewicht bekannt. Heutzutage sind solche Riesen durch die zunehmende Industrialisierung der kommerziellen Fischerei sehr selten geworden. Über das Alter solch großer Tiere kann nur spekuliert werden. Es ist aber davon auszugehen, dass derartige Kolosse mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Etwas kleiner als der Piraíba bleibt Brachyplatstoma flavicans (CASTELNAU, 1855), die am Amazonas wegen ihres bei ausgewachsenen Exemplaren mehr oder minder goldenen Kopfes und Körpers Dourada, die Goldene genannt wird. Große Exemplare dieser Art erreichen etwa 2m Endlänge und ein Gewicht von knapp 100 kg. Sie gelten sowohl im Amazonasdelta als auch im Landesinneren als die wirtschaftlich wichtigste Brachyplatystoma-Art. Sie ist übrigens nur im Stromgebiet des Amazonas zu finden. Zu erkennen ist die Dourada an der metallisch grünen Körperfarbe und den verhältnismäßig kurzen Barteln. Von den großen Brachyplatystoma wird die Art am häufigsten exportiert. Die kleinste der drei großen Arten ist Brachyplatystoma vaillanti (VALENCIENNES, 1840) mit nur etwa 1m Endlänge. Sie heißt am Amazonas Piramutaba und ist hier wie die beiden anderen Arten ein bedeutender Wirtschaftsfisch. In Venezuela werden die Tiere Laulao genannt und es wird gesagt, wer einmal von deren Fleisch gekostet habe komme immer wieder an den Orinoco zurück. Die Art erinnert farblich an B. filamentosum und hat ebenso wie diese lange Barteln. Sie ist allerdings sofort an der großen Fettflosse zu erkennen. Auch sie wird bisweilen für die Aquaristik importiert. Eine diesen dreien äußerlich sehr ähnliche Art kommt von Zeit zu Zeit unter dem Namen B. vaillanti aus Peru zu uns. Sie hat eine ähnlich große Fettflosse wie B. vaillanti. Der Kopf und der Körper lassen mich aber eher an eine Pimelodus-Art denken. Auch der Bewegungsablauf und das Verhalten legen einen solchen Verdacht nahe. Sie leben viel zurückgezogener als die anderen Arten der Gattung Brachyplatystoma. Handelt es sich um eine bisher wissenschaftlich unbeschriebene Art, einen Naturhybriden oder eine gezielte Kreuzung? Die großen Brachyplatystoma sind durchaus schwimmfreudige Fische die tagsüber zwar häufig in Unterständen faulenzen aber doch von Zeit zu Zeit ihre Runden ziehen. Sie sind recht wenig bodenorientiert und suchen aktiv nach Nahrung. Anfangs werden fast immer nur lebende Fische genommen, nach Gewöhnung lassen sich diese Fische aber manchmal sogar aus der Hand füttern. Diese Fische reagieren auf Unruhe oft sensibel und verweigern dann das Futter. Ein Aquarium für diese Arten muß neben geräumigen Unterständen viel freien Schwimmraum haben und selbst für Jungtiere nicht allzu klein gewählt werden. Zu eng gehaltene Exemplare neigen manchmal zu Aggressivität sowohl gegen Artgenossen als auch artfremden Tieren. Nach meinen Beobachtungen wachsen diese Fische nicht so schnell wie aufgrund ihrer Endlänge zu befürchten wäre.

Piraiba, Brachyplatystoma filamentosum, mit fast 3m Endlänge und 280 kg Gewicht der größte Wels Südamerikas (juveniles Exemplar) Portrait der Dourada, B. flavicans Dourada, B. flavicans Brachyplatystoma cf. vaillanti Der Tigerfadenwels, Brachyplatystoma juruense

    In vielerlei Hinsicht fällt der Tigerwels, Brachyplatystoma juruense (BOULENGER, 1898) innerhalb der Gattung aus den Rahmen. Die Dourada zebra, wie sie in Amazonien genannt wird, erreicht ausgewachsen offensichtlich nicht viel mehr als 70 cm Länge. Von diesen schönen Und herrlich gezeichneten Welsen sind mehrere verschiedene Farbvarianten bekannt die sich je nach Herkunftsgebiet der Tiere unterscheiden. B. juruense lieben starke Strömung und leben überwiegend in Weißwasser. Ausgerichtet gegen die Stömung liegen diese Räuber auf dem Grund und halten ihren Kopf und den Vorderkörper auf die starken Bauchflossen gestützt nach oben. Hierbei werden die kräftigen und recht kurzen Barteln wie ein Spinnennetz aufgestellt. Sie sind seitlich ein wenig abgeflacht und können so kleine Veränderungen des Wasserdruckes, die von den Schwanzschlägen der Opfer herrühren besser wahrnehmen. Schwimmt nun ein kleiner Fisch im trüben Wasser gegen diese Taster schlägt der Räuber blitzschnell zu. Im Aquarium sieht man B. juruense niemals stöbernd im Aquarium nach Beute suchen. Aufgrund dieser Spezialisierung als Lauerräuber nehmen fast alle Tigerwelse im Aquarium anfangs nur lebende Fische als Nahrung an. Manche Exemplare dieser sensiblen Fische gehen leider nie an das dargebotene Futter. Eingewöhnte Tiere dieser untereinander meist recht friedlichen Art lassen sich jedoch problemlos aus der Hand füttern.

    Erst sehr spät wurde der Zebrawels, Merodontodus tigrinus BRITZKI, 1981 im Bereich der Cachoeira do Teotonio, eine der gewaltigsten Stromschnellen des oberen Rio Madeira, entdeckt. Offensichtlich ist diese seltene Art aber weiter verbreitet. Ihr herrliches, bei jedem Exemplar unterschiedliches Muster aus schwarzen, vom Rücken schräg nach vorn zum Bauch verlaufenden Streifen auf hellem Grund macht diese herrlichen Fische besonders bei den Welsliebhabern in Japan zu begehrten Aquarienbewohnern. Für besonders schöne Tiere werden Höchstpreise bezahlt. Auch die Schwanzflosse weist jenes herrliche Zebramuster auf. Bei Jungtieren sind die schwarzen Streifen breiter, weniger zahlreich und verlaufen vertikal und nicht schräg auf den Körperseiten. Die Dourada zebra, wie auch dieser Wels in seiner Heimat genannt wird erweist sich im Aquarium als ziemlich agil aber friedlich. Sie ist mit etwa 50 cm Länge ausgewachsen und somit auch im sogenannten Wohnzimmeraquarium noch gut zu halten. Aber auch M. tigrinus macht während der Eingewöhnung oft Probleme mit der Futterannahme.

    Dem Zebrawels in der Körperform sehr ähnlich ist der am Amazonas so genannte Babao, Goslinia platynema (BOULENGER, 1898). Er hat aber keine Musterung auf den Körperseiten. Dafür besitzen diese Fische kräftige abgeflachte, wie Seitenruder aussehende Barten. Diese, in der Natur in Ausnahmefällen etwa 1 m lang werdende Art wird nur sehr selten eingeführt. Ich selbst habe diese Art noch nicht gepflegt. Der Babao gilt aber als sehr stressempfindlich und auch heikel in der Eingewöhnung. Die Art soll im Aquarium häufig in Bewegung sein. Ebenfalls sehr selten wird der Jaguar-Fadenwels, Platynematichthys notatus (JARDINE & SCHOMBURGK, 1841) nach Europa eingeführt. Die am Amazonas Coroatá genannte Art kann in der Natur etwa 80cm Länge erreichen. Meist bleiben die Tiere aber kleiner. Die schönen, auf silbergrauem Grund mit kleinen schwarzen Flecken geschmückten Fische besitzen eine kurze Schnauze und kräftige, abgeflachte aber kurze Barteln. Mit ihnen durchkämmen sie den Gewässergrund aber auch das Freiwasser nach Fischen und Aas. Die flachen Barteln reagieren im Freiwasser sehr empfindlich auf seitliche Erschütterungen. Daher können die Tiere auch im Trüben im Freiwasser sehr gut kleine Fische jagen. Die tags wie auch nachts gleichermaßen aktiven Coroatás sind rastlose, wenig bodengebundene Welse die man kaum einmal ruhen sieht. Ihre Schwimmweise erinnert mich immer an jene der Haie. Mein etwa 55 cm langes Exemplar ließ sich mit der Futterannahme fast drei Monate Zeit ehe es plötzlich fraß. Gegenüber anderen Fische erwies sich P. notatus als relativ friedlich. Wegen ihres Bewegungsdranges braucht diese Art unbedingt viel freien Schwimmraum. Ebenso aktiv verhält sich ein weiterer begehrter Beutefisch der Fischer am Amazonas. Er heißt dort Barba-Chata und wird kann etwa 1m groß werden. Ihr wissenschaftlicher Name ist Pinirampus pinirampu (SPIX & AGASSIZ, 1829). Manchmal taucht er unter dem Namen „Jumper Cat“ in den Listen der südamerikanischen Exporteure auf. Er soll ein ruheloser Schwimmer und gefräßiger Räuber sein, der auch verhältnismäßig große Beute angreift.

Merodontodus tigrinus aus den Stromschnellen des Rio Madeira Merodontodus tigrinus, Detail aus der Zeichnung Die Coroatá, Platynematichthys notatus ist ein wendiger und schneller Räuber Callophysus macropterus

    Ein ganz ähnliches Grundmuster wie der Jaguar-Fadenwels P. notatus besitzt Callophysus macropterus (LICHTENSTEIN, 1819). Diese agilen, in Brasilien Piracatinga genannten Räuber haben eine sehr große und lange Fettflosse. Sie erreichen in der Natur etwa 50 cm Länge und sind in Südamerika recht weit verbreitet. Die Venezolaner nennen die Art Zamurito.  Im Aquarium lassen sich diese Fische nach meinen Erfahrungen gut eingewöhnen. Sobald Futter ins Wasser gerät fangen die Tiere an mit ihren langen Barteln das Becken nach Fressbarem zu durchsuchen. Die Art zeigt sich gegenüber anderen Fischen als relativ friedlich.

    Den Gattungen Callophysus und Pinirampus morphologische sehr ähnlich sind die vielen Arten der Gattung Rhamdia BLEEKER, 1858. Einige ihrer Vertreter können ebenfalls über 50 cm Länge erreichen. Auch sie sind vorwiegend nachtaktiv. Die gefräßigen Stöberräuber sind im Aquarium problemlos zu halten.

Nach oben Seite 2 Seite 3 Seite 4

home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum