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Drei einander äußerlich sehr ähnliche Harnischwelse aus den venezolanischen Llanos

 Text und Foto Kai Arendt

Hypostomus cf. watwata

Die Llanos, jene Steppen des nördlichen Südamerikas, sind ein Eldorado für Fischkundler und Aquarianer. Viele bekannte Aquarienfische stammen aus dieser Gegend. So wurde1994 eine der schönsten Arten der Gattung Hypostomus (Fam. Loricariidae, Harnischwelse; Unterfam. Hypostominae) von reisenden Aquarianern aus dem Bereich der zentralen venezolanischen Llanos bei Calabozo erstmals mit nach Europa gebracht. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Hypostomus watwata Hancock, 1828. Die mitgebrachten Tiere stammten zumeist aus dem Rio Orituco, einem Weißwasser führenden Nebenfluss des Rio Guarico. Aber auch zahlreiche andere Flüsse dieser Gegend, wie der Rio Guarico selbst, der Rio Guariquito, der Rio Portuguesa sowie der Rio Apure, beherbergen diese schlanke und in ihrer Heimat keineswegs seltene Art. H. cf. watwata besitzen am Körper und an den Flossen eine hellgraue Grundfarbe und sind übersät mit schwarzen Flecken. Dieses Leopardenmuster dunkelt auch im Erwachsenenstadium kaum nach. Diese Zeichnung verlieh den Tieren den einheimischen Namen Bagre tigre. Besonders schön erscheint die sichelartig ausgebildete, am hinteren Rand schwarz gesäumte Schwanzflosse. Hierbei ist der untere Caudallappen stärker verlängert als der obere. In der Natur halten sich diese Aufwuchs- und Detritusfresser bevorzugt in flacheren, meist auch schneller strömenden Gewässerabschnitten in Geröllzonen mit viel eingelagertem Holz auf. Dies gilt besonders für junge und halbwüchsige Exemplare. Erwachsene Tiere, die etwa 30 cm Endlänge erreichen können, scheinen hingegen tiefere Gewässerzonen zu bevorzugen. Ende April 1994, gegen Ende der Trockenzeit konnten wir im Rio Orituco tausende, kaum 2 cm messende Jungfische dieser Art in den Wurzeln der Uferböschung, zwischen Binsen, im Laub von ins Wasser hängenden Baumästen und zwischen Geröll fangen. Sie konnten also nicht in den zahlreichen, zu dieser Jahreszeit beim Tiefstwasserstand über der Wasseroberfläche liegenden, in den Lehmboden gegrabenen Hypostomushöhlen ausgebrütet worden sein. Wie pflanzt sich diese Art also fort? Liegen ihre Wohn- und Bruthöhlen tiefer und sind ganzjährig unter Wasser? Fällt die Fortpflanzungszeit dieser Art im Gegensatz zu den meisten ihrer näheren Verwandten, die zu Beginn der Regenzeit bei steigendem Flußpegel laichen, regelmäßig in die späte Trockenzeit? In der früheren Trockenzeit, im Januar / Februar 1997 war jedenfalls im selben Biotop nicht ein einziger juveniler H. cf. watwata zu finden. Dagegen dominierten zahlenmäßig Tiere von 8-12 cm Länge. Die Aquarienhaltung von H. cf. watwata stellte sich als problemlos heraus. Auch lassen die Tiere die Aquarienbepflanzung bei ausreichender, zum Teil pflanzenhaltiger und abwechslungsreicher Fütterung weitestgehend in Ruhe. Leider ist jedoch die Nachzucht bislang offensichtlich noch nicht gelungen.

Cochliodon sp. Rio Orituco

    H. cf. watwata teilt seinen natürlichen Lebensraum mit einer weiteren, äußerlich sehr ähnlichen Harnischwelsart, die offenbar der Gattung Cochliodon (Unterfam. Hypostominae) zuzuordnen ist. Auch diese Harnischwelse haben in den Llanos ein großes Verbreitungsgebiet. Jene Cochliodon sind ähnlich wie die im selben Biotop vorkommenden Linienharnischwelse, Panaque nigrolineatus (Unterfam. Ancistrinae) spezialisierte Holzfresser. Im Gegensatz zu den Hypostomus die zahlreiche kleine, kammartige, zum Heraussieben von kleinen Nahrungsbestandteilen aus dem Aufwuchs bestens geeignete Zähne besitzen, sind die Kiefer der Cochliodonarten ähnlich wie bei Panque mit wenigen und größeren, löffelförmigen Zähnen bestückt. Diese eignen sich hervorragend zum Abraspeln von Holz. Cochliodon sp. ist etwas hochrückiger und gedrungener gebaut als H. cf. watwata. Auch diese Art besitzt eine wunderschön sichelförmig geschwungene Schwanzflosse mit einem breiten schwarzen Saum. Auch die recht hohe, leicht segelförmige Rückenflosse ist schwarz gesäumt. Die Tiere besitzen eine grünlich- graue Körpergrundfarbe, die der Art zu ihrem venezolanischen Namen, Bagre verde verhalf. Auch sie zeigen eine, H. cf. watwata sehr ähnliche, schwarze Fleckung am ganzen Körper und auf den Flossen. Diese Zeichnung ist jedoch nicht so kontrastreich ausgebildet wie bei den Hypostomus und die schwarzen Flecken sind nicht ganz so großflächig. Auch diese Art kann ausgewachsen über 20 cm Körperlänge erreichen. Interessanterweise fanden wir kleine, etwa 2 cm messende Jungtiere dieser Art in der zeitigen Trockenzeit im Januar, während gegen denen Ende, Ende April, Anfang Mai, nur größere Jungfische zu fangen waren. Die Jungtiere beider Arten sehen sich übrigens sehr ähnlich. Aufgrund ihrer Spezialisierung waren die im Rio Orituco sehr häufigen Fische ausschließlich an versunkenen Asten und Baumstämmen zu finden. Bevorzugter Lebensräume waren bei jungen und semiadulten Tieren flache Flussbereiche mit recht starker Strömung, während die Erwachsenen offensichtlich in tieferes, ruhiges Wasser abwandern. Ihr Vorkommen war stark an das Vorhandensein von versunkenem Holz gebunden. Auch Cochliodon sp. lässt sich im Aquarium sehr gut pflegen, beschädigt aber mit zunehmendem Alter immer mehr die Bepflanzung. Wurzelholz ist ein unabdingbarer Bestandteil der Beckeneinrichtung, da die Tiere Holzfasern für ihre Verdauung benötigen. Auch diese Art ist im Aquarium noch nicht nachgezogen worden.

Aphanotorulus ammophilus "Rio Portuguesa"

   Eine dritte, den beiden zuerst genannten Harnischwelsen äußerlich sehr ähnliche Art wird über Sand und Schlammgrund dieser Gewässer angetroffen wo sie sich offenbar von Insektenlarven, Kleinkrebsen und Detritus ernährt. Aphanotorulus ammophilus Armbruster & Page, 1996 (Unterfam. Hypostominae) besitzt eine ähnlich helle Körpergrundfarbe wie H. cf. watwata. Jedoch sind bei dieser Art die Körperflecken kleiner, so dass diese Fische insgesamt heller wirken. Auch ist die Schwanzflosse von A. ammophilus im Gegensatz zu den beiden zuerst genannten Arten nicht sichelartig eingebuchtet sondern ist am hinteren Rand gerade. Männchen der Aphanotorulusarten entwickeln zur Laichzeit am gesamten Hinterkörper stark ausgeprägte Odontoden. Mit diesen Borsten und Stacheln wirken sie dann sehr wehrhaft. Gegen Ende der Fortpflanzungsperiode werden diese Odontoden dann offensichtlich abgeworfen oder fallen ab. Leider ist über die Fortpflanzung dieser skurrilen und schönen Fische bisher nichts näheres bekannt. In Venezuela konnten wir jedoch sowohl in der zeitigen, als auch der fortgeschrittenen Trockenzeit nur erwachsene Tiere ohne Odontoden fangen. Jungtiere waren leider nicht zu erbeuten.

Literatur:

Armbruster, J.W. & L.M. Page (1996). Redescription of Aphanotorulus (Teleostei: Loricariidae) with description of one new species, A. ammophilus, from the Orinoco basin. Copeia, 1996: 379-389

Franke, H.J. (1985): Handbuch der Welskunde. Urania Verlag, Leipzig.

Machado-Allison, A. & H. Moreno (1993). Estudios sobre la comunidad de peces del Rio Orituco, estado Guarico, Venezuela. Parte I. Inventario, abundancia relativa y diversidad. Acta. Biol. Venez., 14(4): 77-94

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