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Ein aquaristisch neuer Zwergsalmler aus Peru, Tyttocharax cochui (Ladiges, 1950)

Text und Foto Kai Arendt

 

Aus Peru gelangen in der letzten Zeit neben dem sogenannten „Standardsortiment“ immer wieder Fische zu uns die bisher noch nie bei uns gepflegt wurden. Weil über diese Fische und ihr Verhalten meist nur sehr wenig bekannt ist öffnet sich dem interessierten Aquarianer so ein breites Spektrum an Beobachtungsmöglichkeiten und durchaus die Chance wirklich neues zu entdecken. Gerade die Unterfamilie Glandulocaudinae innerhalb der Familie der „Echten amerikanischen Salmler“, Characidae scheint dafür prädestiniert zu sein. Die Arten dieser Unterfamilie weisen alle einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Die Männchen dieser Fische sind oft größer als die weiblichen Tiere und haben auch meist vergrößerte Flossen. Sie besitzen auf beiden Seiten des Schwanzstieles jene für ihre Unterfamilie namensgebende Glandula, eine auch makroskopisch erkennbare Drüse, die offenbar eine entscheidende Rolle bei der Fortpflanzung spielt. Obendrein ist bei einigen Arten der Glandulocaudinae eine bei den Salmlern einmalige innere Befruchtung bekannt geworden.

    Die kleinsten Salmler der Neotropis sind ebenso in dieser Unterfamilie zu finden: die zum Tribus der Xenurobryconini zählende Gattung Tyttocharax Fowler,1913. Die Arten dieser Gattung erreichen ausgewachsen nicht mehr als 2,5 cm Länge und zählen damit nicht nur zu den kleinsten Salmlern sondern zu den kleinsten Wirbeltieren überhaupt. Aber Tyttocharax sind nicht nur klein sondern auch hübsch gefärbt, was sie zu ansprechenden Pfleglingen macht. Aquaristisch in geringem Maße ist bisher nur die Typusart der Gattung bekannt geworden, Tyttocharax madeirae Fowler, 1913. Sie ist im Gebiet des Rio Madeira, einem südlichen Amazonaszufluß verbreitet. Eine weitere Art ist Tyttocharax tambopatensis Weitzman & Ortega, 1995 die aus System des Rio Madre de Dios im Manu Nationalpark in Peru beschrieben wurde.

    Die kürzlich erstmals von Aquarium Glaser in Rodgau und Jens Gottwald, Aquatarium Garbsen aus Peru importierten Tyttocharax cochui (Ladiges, 1950) unterscheiden sich in der Färbung doch gravierend von T. madeirae. Die Art wurde von Werner Ladiges seinerzeit als Microbrycon cochui vom oberen Amazonas in Peru beschrieben. Das Taxon Tyttocharax boehlkei Géry, 1965 ist ein heute ungültiges Synonym zu T. cochui. Diese kleinen Fischchen sind in seiner Heimat offensichtlich verhältnismäßig weit verbreitet. Die jetzt importierten Exemplare stammen aus der Gegend um die Mündung des Rio Nanay. Wie bei allen Tyttocharax weist auch diese Art einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Die Männchen sind nicht nur größer sondern auch farbenprächtiger als die Weibchen. Ihre flächigen Flossen glänzen herrlich und haben je nach Lichteinfall hell glänzende oder dunkel wirkende Flossenspitzen.

    Aufgrund der Kleinheit dieser Fische empfiehlt sich in jedem Fall Tyttocharax cochui im Artaquarium zu halten. Da sich diese Zwergfische aber überwiegend in den oberen Wasserregionen aufhalten ist eine Vergesellschaftung mit kleinen und friedlichen Bodenbewohnern wie kleinbleibenden Bodensalmlern oder Panzerwelsen durchaus möglich. Das Wasser sollte bei möglichst weich und sauber sein. Die Temperaturen können im Bereich von etwa 23°C bis 28°C  durchaus schwanken. Tiefere und höhere Temperaturen habe ich vorsichtshalber noch nicht ausprobiert. Anfangs haben die zarten Fischchen bei mir nur lebendes Kleinfutter wie Cyclops und frisch geschlüpfte Artemianauplien angenommen. Später wurden auch gefrorene Cyclops, Bosmiden aber auch feingeriebenes Trockenfutter gefressen. In der Eingewöhnung erwiesen sich diese Fischlein leider als etwas heikel und ohne mir ersichtlichen Grund gingen nach und nach einige der Tiere ein. Die mir verbliebenen Fische, leider alle Weibchen, haben sich mittlerweile gut eingelebt und bieten ein prächtiges Bild. Ich hoffe daher auf die neue Fangsaison um vielleicht doch noch ein paar Männchen für Zuchtversuche zu ergattern.

Literatur:

Géry, J. (1965): Poissons characoides sud-américains du Senckenberg Muséum. II. Characidae et Crenuchidae vde l´Igarapé Préto (Haute Amazonie). –Senckenb.Biol., 46(3): 195-218, pls. 18, 18a

Géry, J. (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City.

Ladiges, W. (1950): Microbrycon cochui spec. nov. Eine neue Art der südamerikanischen Glandulocaudinae. –Zool.Anz., 145(11-12). 305-309

Ortega, H. & R.P. Vari (1986): Annotated checklist of the freshwater fishes of Peru. –Smithson.Contrib.Zool., 437: 1-25, iii

Weitzman, S.H. & J. Burns (1997): The miniature glandulocaudine tetras, tribe Xenurobryconini. –Trop.Fish Hobby., 45(6): 136-149

Weitzman, S.H. & H. Ortega (1995). A new species of Tyttocharax (Teleostei: Characidae: Clandulocaudinae: Xenurobryconini) from the Rio Madre de Dios basin of Peru. – Ichthol.Explor.Freshwaters, 6(2). 129-148

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