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Ein neuer Sichelsalmler der Gattung Hyphessobrycon aus Brasilien

Text und Bilder Kai Arendt

Immer wieder wartet die ichthyologische Schatzkiste Brasilien mit seiner schier unerschöpflichen Artenvielfalt an Süßwasserfischen mit neuen aquaristischen Kleinodien auf. So wurde in der zweiten Jahreshälfte 1999 ein bisher aquaristisch unbekannter Verwandter der Schmucksalmler in größeren Mengen aus Manaus nach Deutschland exportiert. Die Tiere stammten, nach den Beifängen zu deuten offensichtlich aus dem Rio Negro Gebiet. Ausgewachsene Tiere dieser von mir nicht näher identifizierbaren Art erinnern in ihrer Körpergestalt stark an den sogenannten „Robertsisalmler“, Hyphessobrycon sp. „robertsi“, der auch Sichelsalmler genannt wird. Ein wenig ähneln sie auch der 1997 wissenschaftlich neu beschriebenen Art Hyphessobrycon epicharis WEITZMAN & PALMER aus der Neblinaregion in äußersten Süden Venezuelas an der Grenze zu Brasilien. Diese noch nie lebend exportierten Fische weisen jedoch einen ganz charakteristisch geformten Schulterfleck auf der bei den neuen Hyphessobrycon sp. nur andeutungsweise vorhanden ist. Allerdings lagen den Autoren bei der Erstbeschreibung von H. epicharis nur in Alkohol konservierte Tiere vor bei denen schwarze Zeichnungsmerkmale oft stärker in Erscheinung treten als bei lebenden Fischen. Trotzdem scheint der Schulterfleck bei den neu importierten Fischen anders geformt zu sein. Wie die schon seit längerer Zeit aquaristisch bekannten und beliebten Robertsi- oder Sichelsalmler trägt auch die jetzt neu importierte Art extrem lang ausgezogene wimpelförmige Rücken- und Afterflossen im männlichen Geschlecht. Die Tiere wirken allerdings ingesamt etwas heller und zeigen auf den Flanken einen wunderschönen golden- oder sonnenglänzenden Spiegel, der am stärksten um dem Schulterfleck der Tiere ausgebildet ist. Aus diesem Grunde schlage ich für diese herrlichen Fische den deutschen Namen Sonnen-Sichelsalmler vor. Auch die Weibchen zeigen jenen prägnanten Spiegel. Im Gegensatz zu den meisten Schmucksalmlern, deren unterer und oberer Schwanzflossenlappen von je einem kirschroten Fleck geziert wird zeigt der neue Sonnen-Sichelsalmler diese markante Zeichnung lediglich auf dem oberen Caudallappen. Die halbwüchsigen importierten Fische waren zunächst ziemlich blaß und brauchten recht lange um sich richtig auszufärben. Man spottete bereits, die neuen „Robertsis“ seien ein farblicher Flop. Es zeigt sich aber wieder einmal, daß man ein wenig Zeit und Geduld braucht um die Tiere richtig „kommen“ zu lassen., denn viele Fische zeigen ihre schönen Farben erst richtig wenn sie voll ausgewachsen sind. Und dies dauert so seine Zeit! Wie die anderen Schmucksalmler auch liebt auch der Sonnen-Sichelsalmler etwas abgedunkelte, ja fast dämmrige Becken und eine dichte Randbepflanzung wo die Tiere rasten und Gejagte sich zurückziehen können. Die Männchen sind nämlich unermüdlich dabei sich gegenseitig mit gespreizten Flossen anzudrohen und die Weibchen zu jagen. Dies geht aber wie bei fast allen Schmucksalmlern ohne Verletzungen vonstatten. Hinsichtlich der Hälterung bereiten auch die neuen Sichelsalmler wenig Probleme. Jegliches Futter wird gern angenommen und auch die Haltung in hartem Wasser geht problemlos. Bessere Farben erreicht man wie bei allen roten Fischen mit carotinreicher Nahrung. Auch sind die Wildfänge in weichem, leicht sauren Wasser nach meinen Erfahrungen schöner als jene in hartem Wasser gehaltenen. Sicher ist weiches saures Wasser auch für Zuchtversuche notwendig. Bislang ist eine Nachzucht dieser Schönheiten aus dem Rio Negro nämlich noch nicht erfolgt. Die Sonnen-Sichelsalmler wurden von der Fa. Marx-Aquaristik in Butzbach / Münster nach Deutschland importiert.

 Literatur:

Géry, J. (1978): Characoids of the world. T.F.H. Publications, Neptune City.

Weitzman, S.H. & L. Palmer (1997a): A new species of Hyphessobrycon (Teleostei: Characidae) from the Neblina region of Venezuela and Brazil, with comments on the puative `rosy tetra clade ´. Ichthyol. Explor. Freshwaters, 7 (3/4): 209-242

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