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Salminus brasiliensis, die Typusart der Gattung, ist keineswegs nur, wie der wissenschaftliche Name suggeriert, in Brasilien verbreitet. Im Gegenteil, sie bewohnt dort lediglich die südlichsten Landesteile. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist südlicher, im Rio Parana Becken, zu suchen, dessen größter Teil in Argentinien, Uruguay und Paraguay gelegen ist. Die Art soll aber auch in einigen Oberläufen südlicher Amazonaszuflüsse etwa dem Rio Mamoré, Rio Beni und Rio Guaporé in Bolivien und dem Rio Araguaia, Rio Tocantins sowie dem Einzugsbereich des Rio Sao Francisco in Brasilien vorkommen. Für den Araguaia und den Tocantins erscheinen diese Angaben jedoch mehr als fraglich und beruhen wohl auf einer Verwechslung. Hier kommt nämlich eine andere Salmlinusart vor, die in dieser Gegend „Saricanga" genannt wird. Das beide Arten hier sympatrisch leben ist nicht sicher und erscheint eher Portrait einer riesigen Dourado im natürlichen Lebensraum, Rio da Prata, Mato Grosso do Sul, Brasilien unwahrscheinlich. Der „Dorado", wie S. brasiliensis in Argentinien, Uruguay und Paraguay genannt wird, erreicht wahrlich gewaltige Größen. Tiere von über 1 m Länge sind dokumentiert. Das Rekordgewicht liegt bei 31,4 kg. Kein Wunder also, daß die Art in ihrer Heimat eine begehrte Beute von kommerziellen Fischern und Sportanglern ist. An der Angel sind die Dorados gerühmt für ihre Kraft und ihren ausdauernden Kampfgeist. Ihr festes weißes Fleisch gilt als Delikatesse und ist entsprechend begehrt. In Südbrasilien heißen die Fische übrigens, ähnlich wie in Argentinien „Dourado", was übersetzt „der Goldene" heißt. Weiter im Norden hingegen, im Amazonasbereich, wo Salminus unbekannt sind, werden die kapitalen Welse der Art Brachyplatystoma flavicans (Fam. Pimelodidae) als „Dourada" bezeichnet. S. brasiliensis gelangte als einzige Art der Gattung schon öfter lebend nach Europa. Die Fa. Marx in Butzbach / Münster importierte sie in den letzten Jahren einige Male aus Argentinien und Paraguay. Meist handelte es sich um Tiere von 6 – 8 cm Länge. Sie sind im Aquarium sehr lebhaft und schwimmen viel umher, werden aber mit zunehmendem Alter ruhiger. Selbst als Jungtiere brauchen sie schon viel Platz, denn obwohl sie gern im Trupp schwimmen, raufen sie doch gern und häufig. Ist das Hälterungsbecken zu klein, kommt es wegen der kräftigen Bezahnung der Tiere zu Verlusten. Aus diesem Grunde sollte bereits Jungtieren ein möglichst großes Aquarium gegönnt werden. Nur so halten sich die Attacken gegen Artgenossen und andere Fische in Grenzen. Die Tiere wachsen gar nicht so schnell, wie man aufgrund der zu erreichenden Endgröße befürchten könnte. Bewältigt wird alles gängige grobe Lebend -, Gefrier- und Trockenfutter. Hiervon werden große Mengen vertilgt, weshalb man um eine möglichst voluminöse Filteranlage und häufigen Wasserwechsel nicht herumkommt. Von Zeit zu Zeit sollte man Insekten sowie tiefgefrorene oder lebende Fische bieten. Diese packt der Dorado nach blitzschneller Attacke wie im Vorbeischwimmen und verschlingt sie sofort. Die Raublust heranwachsender Dorados ist nicht zu unterschätzen. Schnell können kleinere Beckeninsassen Opfer der Raubfische werden, die immerhin Beute von über der halben eigenen Körperlänge überwältigen und herunterwürgen können. Aufgrund ihrer Endgröße, Kraft und ihres räuberischen Naturells eignet sich S. brasiliensis nur für Riesenbecken privater Liebhaber und ist ausgewachsen wohl nur für öffentliche Schauaquarien zu empfehlen. Sehr große Tiere sind mit ihrer dann goldenen Körpergrundfarbe, den schwarzen Punktreihen entlang des Körpers und ihren blutroten Flossen herrliche und beeindruckende Fische.

Adulte Salminus cf. affinis aus dem Rio Araguaia, Goias, Brasilien   Salminus cf. affinis juvenil, Rio Araguaia, Goias, Brasilien

Salminus affinis, in Peru „Picuda" oder „Sabalo macho" genannt, hat ein weites Verbreitungsgebiet in der Peripherie des Amazonasbeckens. Er erreicht ausgewachsen immerhin kapitale 60 cm Länge und kommt von Kolumbien (Rio Cauca, Rio Magdalena), Peru (Einzug des Rio Ucayali), Bolivien (Rio Mamoré, Rio Guaporé) bis zu den Quellflüssen des Rio Xingu und Rio Araguaia vor. In dem letztgenannten Gebiet könnte es sich jedoch um eine S. affinis ähnliche, deshalb hier als S. cf. affinis bezeichnete, bislang unbeschriebene Art handeln. Sie wird in dieser Gegend „Saricanga" genannt und kommt dort, wie Hans – Georg Evers beobachten konnte, syntop mit den nahe verwandten Brycon brevicauda sowohl in Weiß – als auch in Klarwasser vor. Auch der Saricanga wurde inzwischen von Trop Rio / Rio de Janeiro nach Deutschland exportiert. Die jungen und halbwüchsigen Fische sind rastlose Schwimmer und brauchen schon große Aquarien. Auf zu kleinem Raum neigen die ansonsten im Schwarm schwimmenden Saricangas zu ausgeprägter Unverträglichkeit untereinander und es kommt schnell zu Verlusten. Auch gegenüber anderen Arten sind diese Salminus nicht „Ohne". Ich konnte feststellen, dass die Tiere manchmal andere, auch größere Fische von hinten attackierten. Ein schneller Biss in eine der unpaaren Flossen, meist die Schwanzflosse, schon fehlte ein Stück aus dieser und wurde vom Angreifer verspeist. Dieses Verhalten ist bei den Saricangas nicht nur sporadisch zu beobachten wie bei ihren großen Vettern, den Dorados, sondern geschieht regelmäßig. Die Tiere erbeuten also nicht nur kleinere Lebewesen, sondern betätigen sich zur Bereicherung ihres Speiseplanes oder in Notzeiten parasitär als Flossenfresser. Bei guter Ernährung mit kräftigem Futter wie kleinen Fischen, Insekten, Garnelen und allerlei anderem groben Gefrier- und Lebendfutter fällt dieses Verhalten in großen Aquarien nicht allzu stark ins Gewicht. Voraussetzung sind aber kräftige und wehrhafte Mitinsassen. Auch muss regelmäßig (auch im Urlaub !) und reichlich gefüttert werden. Dieses setzt eine großvolumige Filteranlage und häufigen Wasserwechsel voraus. Die interessanten und sich ständig in Bewegung befindenden Saricangas imponieren im Aquarium durch ihre stromlinienförmige Gestalt und ihre bei Wohlbefinden herrlich roten Flossen.

Salminus cf. affinis, Rio Araguaia   Portrait von Salminus cf. affinis, Rio Araguaia

Salminus hilarii ist mit maximal 40 cm Länge ausgewachsen und somit die kleinste Art der Gattung. Sie hat das größte Verbreitungsgebiet aller Lachssalmler. Sie kommt im Orinocoeinzug Venezuelas und Kolumbiens im Norden, in vielen peruanischen Oberläufen der Amazonas - und Ucayalizuflüsse, den brasilianischen und bolivianischen Oberläufen des Rio Madeira, sowie im Rio Purus, Rio Tocantins und dem gesamten Sao Francisco – Becken vor. Sie scheint nirgends häufig zu sein, so daß man es als Glück bezeichnen kann, daß Ingo Seidel in Peru der Fang eines Exemplares gelang. Dort werden sie „Sabalo" genannt, während sie in Brasilien „Gitubarana" heißen . Auch diese sehr hübsche Art wird hier erstmals im Bild vorgestellt. Eine weitere, bislang noch unbeschriebene Art lebt im Rio Sao Francisco und Rio Itapicuru. Sie wird dort „Lingua roja" oder auch „Dourado" genannt. Sie ist eng mit S. hilarii verwandt, wird aber größer und soll sehr viel viel rot am Körper und den Flossen zeigen. Von dieser Art existieren leider bis heute keine Abbildungen lebender Tiere in der Literatur.

 Rio Parguaza, Estado Bolivar, Venezuela - Lebensraum von Salminus hilarii   Salminus hilarii von Rio San Alejandro, Peru  Foto: Ingo Seidel

Die Lachssalmler der Gattung Salminus sind sicher keine Aquarienfische im landläufigen Sinne. Für das Normalaquarium werden sie zu groß und sind auch recht aggressiv. In der heutigen Zeit jedoch, wo viele Aquarianer zu Hause sehr große Aquarien betreiben, ist es möglich, zumindest die kleinerbleibenden Dorados längerfristig zu pflegen. Alle Arten dieser archaischen Salmler sind bislang sehr schlecht erforscht. Auch hier könnte die Aquaristik dazu beitragen, manche Wissenslücke bei diesen faszinierenden Raubfischen zu schließen.

 

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