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Ein interessanter endemischer Salmler aus der Umgebung von Brasilia, Planaltina myersi Böhlke, 1954

Text und Bilder Kai Arendt

Das Hochland vom Goias, der Planalto in Zentralbrasilien zählt zu den Quellgebieten mehrerer bedeutender Ströme Südamerikas. Genau in diesem Gebiet wurde nach 1956 die heutige Hauptstadt Brasiliens, Brasilia gegründet und in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft. In unmittelbarer Nähe dieser Metropole befindet sich auf kleinem Raum die Wasserscheide zwischen dem Rio Tocantins, einem südlichen Zufluss des Amazonas und den Flusssystemen des Rio Sao Francisco und des Rio Paraná. Solche abgelegenen Quellgebiete beherbergen oft eine endemische Fischfauna. Lange vor der Gründung der Hauptstadt, nämlich im Jahre 1923, suchte Carl Ternetz in dieser Wildnis nach neuen Fischen. Erst 31 Jahre später fiel dem amerikanischen Ichthyologen Böhlke bei der Sichtung der Sammlung Ternetz´ ein kleiner Salmler aus diesem Gebiet auf, den er der Unterfamilie Clandulocaudinae (Fam. Characidae) zuordnete. Er beschrieb dieses Fischchen anhand eines einzigen Exemplars zu Ehren des berühmten Salmlerspezialisten George Sprague Myers als Planaltina myersi Böhlke, 1954. Die genaue Herkunft ließ sich seinerzeit nur schwer ermitteln da die Quellen der verschiedenen Flusssysteme in diesem Gebiet oft nur wenige Kilometer auseinander liegen. Böhlke vermutete damals dass das von Ternetz gefangene Exemplar aus dem Quellgebiet des Rio Sao Bartolomeu stammen müsse. Ein späterer Fund bestätigte diese Annahme. Der Rio Sao Bartolomeu entspringt südlich von Brasilia und zählt zum Flusssystem des Rio Paraná. Ob P. myersi auch im benachbarten, zum System des Rio Sao Francisco zählenden Rio Preto vorkommt wie Géry im Jahre1978 angibt ist nicht geklärt.

   Die Gattung Planaltina ist bis zum heutigen Tage monotypisch geblieben. Morphologische Merkmale der bis zu 4 cm Länge erreichenden P. myersi sind die gekielte Brust und eine für diesen Verwandtschaftskreis verhältnismäßig kurze Afterflosse die bei den Männchen großflächiger und gelappt ausgebildet ist. Die Rückenflosse befindet sich vor dem Ansatz der Anale. P. myersi ist nicht sonderlich spektakulär gefärbt. Der ansonsten eher graue Körper ist bei Wohlbefinden mit einem blauen Glanz überzogen. Die Spitzen der unpaaren Flossen besitzen allerdings einen schneeweißen Saum der die Tiere dann doch hübsch erscheinen lässt. Im Aquarium erwiesen sich die wenigen, bereits Mitte 1998 importierten Tiere als friedliche Fische die eine stärkere Strömung mögen. Hohe Temperaturen werden schlecht vertragen und sollten möglichst 24°C nicht überschreiten. Die lebhaften Fische benötigen möglichst viel freien Schwimmraum. Auch ist eine gute Randbepflanzung von Vorteil. Sie gibt dem manchmal scheuen Fischchen Sicherheit, da sie besonders nach dem Ausschalten der Beleuchtung zur Schreckhaftigkeit neigen und dann planlos durch das Becken schießen. Das Becken muß unbedingt gut abgedeckt werden denn P. myersi kann hoch und weit springen. Leider verlor ich so meine beiden einzigen Männchen. Sie waren durch einen winzigen Spalt in der Aquarienabdeckung in den Tod gesprungen. Ob diese seltenen Fischchen ebenso wie viele andere Arten der Glandulocaudinae über einen innere Befruchtungsmechanismus verfügen konnte ich leider nicht feststellen denn die Weibchen zeigten später weder dicke Bäuche noch legten sie für mich sichtbar Eier ab. Meine P. myersi nahmen von Anfang an neben allerlei nicht zu grobem Lebendfutter auch Frost- und sogar Trockenfutter an.

Literatur:

Böhlke, J. (1954): Studies on fishes of the family Characidae. No.7. A new genus and species of Glandulocaudine Characids from Central Brazil. –Stanford Ichthyol.Bull, 4(4): 265-274

Géry, J. (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City

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