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Knodus cf. moenkhausii (Eigenmann & Kennedy, 1903) und Chrysobrycon sp., zwei neue blaue Salmler aus Peru

 Text und Bilder Kai Arendt

Der bekannte Blaue Perusalmler, Boehlkea fredcochui Géry, 1966 zählt heute zum Standardsortiment vieler guter Zoofachgeschäfte. Hätte der Verleiher des deutschen Gebrauchsnamens allerdings seinerzeit geahnt, wie viele blaue Salmler eigentlich in Peru schwimmen und damals noch der aquaristischen Entdeckung harrten, hätte er sicher einen anderen Namen für diese hübsche Art gewählt. Seit der Beendigung des peruanischen Bürgerkrieges und der Vertreibung des „Sendero luminoso“, wurden viele vorher unerreichbare Gebiete im Amazonasgebiet Perus wieder zugänglich und dort für die Aquaristik neue hochinteressante Fischarten entdeckt und nach Europa, Nordamerika oder Japan exportiert. Darunter waren gleich mehrere Arten blauer Perusalmler.

    Knodus moenkhausii

Im letzten Jahr wurde zunächst von Aquarium Glaser / Rodgau und später vom Mimbon Aquarium ein sehr attraktiver blauer Salmler, bei dem es sich wahrscheinlich um Acrobrycon ipanquianus (Cope, 1877) handelte, aus Peru importiert. Etwa zur selben Zeit führte Aquarium Glaser aus Peru auch Knodus moenkhausii von einem unbekannten Fundort ein. Augenscheinlich handelte es sich um eher unscheinbare graue Fischchen. Nach einigen Monaten des Heranwachsens färbten sich jedoch plötzlich einige meiner Fische um und erstrahlten in schönstem stahlblau. Diesen blauen Tiere stellten sich als Männchen heraus, die sich von ihren weiblichen Artgenossen obendrein durch ihre lappige und großflächige Afterflosse unterscheiden. K. moenkhausii ist also eine geschlechtsdichromeArt. Die etwa 6 cm Länge erreichende Art verhält sich im Aquarium sehr quirlig und neigt durchaus zu innerartlicher Aggressivität. Dauernd sind die Männchen dabei einander zu imponieren und zu jagen oder die Weibchen anzubalzen. Dabei wird auch mancher artfremde Fisch nicht eben sanft angegangen. Ich konnte bei diesem Verhalten jedoch nie Schädigungen untereinander oder an anderen Mitinsassen feststellen. K. moenkhausii bevorzugt im Aquarium die unteren und mittleren Wasserschichten. Die Nachzucht ist mir bisher leider nicht gelungen.

    In den letzten Wochen wurde unter dem Handelsnamen „Celeste Tetra“ oder Glandulocauda sp. „Sky Blue“ noch ein weiterer blauer Salmler von Aquarium Glaser aus Peru importiert. Auch bei diesen Fischen ließ sich der genaue Fundort nicht feststellen. Bei dieser Art handelt es sich jedoch wahrscheinlich um eine wissenschaftlich bislang unbeschriebene Art der Gattung Chrysobrycon Weitzman & Menezes. 1998. Bei dieser erst vor kurzem aufgestellten Gattung kann man Männchen und Weibchen wie bei allen Arten der Unterfamilie Glandulocaudinae anhand eines speziellen Organs mit modifizierten Schuppen auf der Schwanzwurzel der Männchen unterscheiden das den Weibchen fehlt. Dieses Organ spielt offensichtlich bei der Paarung eine wichtige Rolle. Von einigen Arten der Glandulocaudinae weiß man, dass sie über einen Mechanismus der inneren Befruchtung verfügen. Dabei legen die Weibchen einige Zeit nach der Paarung die befruchteten Eier alleine ab. Die jetzt importierten Chrysobrycon sp. ähneln der vom Rio Napo in Ecuador beschriebenen Typusart der Gattung, Chrysobrycon hesperus (Böhlke, 1958), sehr, unterscheiden sich aber in der Flossenstellung. Die hübschen Celeste Tetras hatten bei der Einfuhr ein Länge von etwa 5 cm. Im Aquarium bevorzugen sie nach ersten Beobachtungen eher die oberen Wasserschichten. Wie K. moenkhausii neigen auch die agilen Chrysobrycon sp. zu innerartlicher Aggression die aber zu keinem körperlichen Schaden bei den Tieren führt. Ständig sind sie dabei einander zu jagen oder anzudrohen.

Chrysobrycon sp.

    Aufgrund dieser Verhaltensweisen sollte beiden Arten ein möglichst großes Aquarium mit viel Schwimmraum geboten werden. Dieses sollte neben hellen Zonen auch einige schattige Bereiche mit Unterständen haben in denen sich die Tiere bisweilen verharren und vom Trubel ausharren. Ein wenig Strömung kann nicht schaden, denn dann kommen diese temperamentvollen Salmler erst richtig in Gang. Sie lieben es sichtlich in der Strömung zu spielen und halten sich oft genau vor dem Filterausfluss, wo die Strömung am stärksten ist, auf. Es empfiehlt sie nicht, diese Salmler mit allzu zarten, scheuen oder langsamen Arten zu vergesellschaften. Beide Arten halte ich bei schwankenden Temperaturen um 25°C was den Tieren sehr gut bekommt. Genommen wird alles gängige Lebend-, Gefrier- und Trockenfutter passender Größe. Von Zeit zu Zeit verfüttere ich zusätzlich Drosophila, die diese Salmler blitzschnell erhaschen und sehr gerne fressen. Pflanzen werden nicht angegangen. Hoffentlich gelingt es, diese interessanten neuen Salmler nachzuzüchten um sie der Aquaristik längerfristig zu erhalten.

Literatur:

Arendt, K. (2000): Spektakuläre Neuimporte. –Aquaristik Fachmagazin, 34(1): 26-32

Géry, J. (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City.

Weitzman, S.H. & N.A. Menezes (1998): Relationships of the tribes and genera of the Glandulocaudinae (Ostariophysi: Characiformes: Characidae) with a description of a new genus, Chrysobrycon. –In: Malabarba et al.: Phylogeny and classification of neotropical fishes. EDIPUCRS, Porto Alegre, Brasil: 171-192

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