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Ein aquaristisch neuer „Tigerfisch“ aus Nigeria, Hydrocynus brevis (Günther, 1864)
Text und Bilder Kai Arendt
Die afrikanischen Tigersalmler der Gattung Hydrocynus Cuvier, 1817 haben in ihrer Heimat einen üblen Ruf. Man sagt sie wären die einzigen Fische, die keine Angst vor Krokodilen hätten. Große Exemplare der Tigerfische sollen sogar schon Menschen angegriffen und übel verletzt haben. Diese Erzählungen gelten aber offensichtlich überwiegend für den im Kongogebiet verbreiteten Riesen-Tigerfisch, Hydrocynus goliath (Boulenger, 1898). Mit einer Endgröße von etwa 150 cm und mehreren Dutzend Kilogramm Gewicht ist er der weltweit größte Salmler. Seine Verwandten, je nach Autor gelten fünf oder sieben Hydrocynus – Arten als wissenschaftlich beschrieben, bleiben gottlob kleiner. Aber auch sie erreichen allesamt Größen von mehr als einem halben Meter und so sind somit bestenfalls für Riesenaquarien geeignet. Systematisch werden die Tigerfische zur Familie Alestiidae gezählt, die allerdings von einigen Wissenschaftlern nur als Unterfamilie der Characidae angesehen wird. Hier bildet die Gattung die Unterfamilie Hydrocynae. Hydrocynus heißt übersetzt Wasserhund.
Vor kurzer Zeit erreichten in einer Sendung
mit Fischen aus Nigeria auch einige Tigerfische, Hydrocynus
brevis (Günther, 1864) die Fa. Glaser in Rodgau. Die Art wurde seinerzeit
aus den oberen Nil bei Khartoum im Sudan beschrieben, ist aber auch in den
Flusssystemen des Niger, Volta und Senegal weit verbreitet. Zur Identifizierung
der Alestiidae eignet sich im übrigen die Internetseite „Les Characidae
Africains“ der Wissenschaftler der ORSTOM in Paris hervorragend. Bei H.
brevis handelt sich seitlich nur mäßig zusammengedrückte, nicht sehr
hochrückige Raubfische von spindelförmiger Gestalt, die in ihrer Heimat das
Freiwasser größerer Flüsse bewohnen und dort ihre Beute jagen. Oft sind sie
in der Nähe von Stromschnellen zu finden. Den kräftigen Raubfische verhilft
ihre große, tief gespaltene Schwanzflosse zu einer enormen Beschleunigung. Die
blitzschnellen Jäger packen ihre oft recht große Beute mit ihrem furchterregenden
schnappfallenartigen Gebiss. Der Kopf ist groß, das Maul endständig und die kräftigen
Kiefer sind mit nadelspitzen ineinandergreifenden Zähnen dicht besetzt. Diese
sind auch an den Seiten rasiermesserschaft und eignen sich dazu Fleischstücke
aus besonders großen Opfern herauszutrennen. Bei H.
brevis handelt es sich um sehr elegante und hübsch gefärbte Tiere. Wie
alle Tigerfische zeigen sie entlang der Körperseiten ein Muster aus dunklen Längsstreifen,
die Schwanzflosse ist besonders im unteren Caudallappen rot gefärbt. Obwohl aus
der Natur bekannt ist, dass diese Räuber oft in Rudeln jagen, erweisen sich die
Tigerfische im Aquarium als sehr territorial und aggressiv sowohl gegenüber
Artgenossen als auch artfremden Fischen von ähnlicher Körpergestalt. Dabei zögern
sie nicht zur Durchsetzung ihres Territorialanspruchs ihre Zähne als Waffen
einzusetzen, was zu üblen Verletzungen des Kontrahenten führen kann. Daher ist
auf Dauer nur eine Einzelhaltung dieser Raubfische oder eine Vergesellschaftung
mit größeren Cichliden oder Welsen zu empfehlen. Anfangs nehmen die
Tigerfische nur lebende Fische als Nahrung an. Die Gewöhnung an Ersatzfutter
wie tiefgefrorene Stinte, die vor dem Verfüttern natürlich aufgetaut und nach
Möglichkeit vitaminisiert werden müssen, Fischfiletstreifen usw. gelingt
eigentlich problemlos. Nach einiger Zeit fraßen meine Tiere sogar Trockenfutter
– Cichlidensticks. Da die Tigerfische blitzschnell und eigentlich immer gierig
sind, sollte man bei der Fütterung oder Arbeiten äußerst vorsichtig sein.
Leicht ist die Hand oder ein Finger Ziel einer Attacke, was grobe Wunden
verursachen kann. Die Wasserwerte sind für die Pflege dieser Monster von nur
untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist, dass das Wasser stets sauber und warm
ist. Daher sind eine gute Filterung und regelmäßiger Wasserwechsel sehr
wichtig. Tigerfische reagieren sehr empfindlich auf Medikamente mit
Farbstoffzusatz, daher ist bei Befall mit Ektoparasiten besser mit jodfreiem
Kochsalz und Temperaturerhöhung zu behandeln. Da H.
brevis in der Natur Längen von über 60 cm erreicht eignen sich für
die Haltung dieser agilen schwimmfreudigen Räuber nur entsprechend große
Aquarien von mindestens dem Ausmaß einer Badewanne. Wichtig sind neben viel
freiem Schwimmraum und möglichst starker Strömung auch einige geräumige
Unterstände in die sich die Tigerfische gerne zurückziehen.
Literatur:
Arendt, K. (1999): Ein afrikanischer Tigersalmler, Hydrocynus cf. goliath. –Aquaristik Fachmagazin 31(5): 19-20
Brewster, B. (1986): A review of the genus Hydrocynus Cuvier, 1819 (Teleostei: Characiformes) –Bull.Br.Mus.(Nat.Hist.) Zool., 50(3): 163-206
Dann, D. (o.J): The largest Tigerfish in the world – the Goliath. –Bugzer Europe S.A., Brüssel: 1-119
Géry, J. (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City.
Günther, A. (1864): Catalogue of the fishes in the British Museum. Catalogue of the Physostomi, containing the families Siluridae, Characinidae, Haplochitonidae, Sternoptychidae, Scopelidae, Stomiatidae in the collection of the British Museum, 5: 1-455
Website „Les Characidae Africains“ im Internet: http://192.134.4.36/powo/DATA-FIX/PAG_PRIN/welcome.htmhome aquaristik exoten reisen schule sitemap volltextsuche gästebuch kontakt impressum