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Ein interessanter Characine neu importiert: Der Blaubandsalmler, Heterocharax virgulatus Toledo-Piza, 2000

Text und Foto Kai Arendt

 

Vor wenigen Wochen bekam die Fa. Aquarium Glaser in Rodgau einige wenige Salmler zur Ansicht von einem Exporteur aus Belém in Brasilien zugesandt. Der genaue Fundort der Tiere konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Fische konnten zunächst nicht bestimmt werden. Nach einer ersten Ansicht der Fischchen war meine Freude groß denn es handelte sich offensichtlich um eine Art der Gattung Heterocharax Eigenmann, 1912, vermutlich um die erst kürzlich wissenschaftlich beschriebenen Heterocharax virgulatus. Die Gattung zählt systematisch zur Unterfamilie Characinae innerhalb der Familie der Echten Amerikanischen Salmler, Characidae. Leider war zu dieser Zeit der erste Teil meines Artikels „Spitzzähne, Flussschakale und Schuppenfresser“ über diesen Verwandtschaftskreis bereits im Druck so daß an dieser Stelle ein Foto und ein erster Erfahrungsbericht zur Haltung dieser Fische nachgereicht wird.

   Bis zum vorigen Jahr, als die brasilianische Salmlerspezialistin Mônica Toledo-Piza aus Sao Paulo mit H. leptogrammus und H. virgulatus zwei wissenschaftlich neue Arten in dieser Gattung beschrieb galt Heterocharax als monotypische Gattung. Typusart der Gattung ist Heterocharax macrolepis Eigenmann, 1912. Alle Heterocharax sind klein bleibende Fische, die ausgewachsen kaum 5 cm lang werden. Sie sind eng verwandt mit den Gattungen Lonchogenys Myers, 1927 und Hoplocharax Géry, 1966 aber auch mit den Flussschakalen der Gattung Charax (Linné, 1758). Die Arten der Gattung Heterocharax haben ein weites Verbreitungsgebiet. Von der Mündung des Amazonas bis hinauf zum Oberlauf in Peru, im Rio Negro- und Orinocobecken aber auch in den Flüssen der östlichen Abdachung des Guyanaschildes sind sie zu finden. Dabei überschneiden sich die Vorkommen der einzelnen Arten. Heterocharax sind wie viele Salmler als kleine Räuber einzustufen. Sie besitzen eine scharfe und spitze Bezahnung mit der sie Insektenlarven und kleine Krebschen erbeuten. Im Aquarium erwiesen sich die Heterocharax allerdings als sehr friedlich sowohl gegenüber Artgenossen als auch artfremden Fischen. Dabei sich sie keineswegs scheu und durchaus lebhaft. Sie lieben offensichtlich eine starke Bepflanzung mit Unterständen. Hier stehen die Tiere gern im Dämmerlicht. Überhaupt ist anzumerken, das H. virgulatus zu helles Licht offenbar nicht schätzt, denn erst als ich meine Tiere von der Quarantäne in ein nicht zu helles, in einigen Bereichen durch Schwimmpflanzen sogar dämmriges Aquarium umsetzte wurden die Fischen zutraulich und zeigten ihre herrlichen blauen Glanzstreifen. Dieser Effekt wird durch etwas seitlich einfallendes Tageslicht noch verstärkt. Ich möchte daher für diese Fische der Gebrauchsnamen „Blaubandsalmler“ vorschlagen. Ich halte meine H. virgulatus in recht hartem Helmstedter Leitungswasser, die Temperatur schwankt zwischen 23 und 28°C, was von den Tieren gut vertragen wird. In dem Aquarium herrscht eine mäßige Strömung in der sich die Blaubandsalmler gerne tummeln. Einige Tiere in meiner Gruppe sind etwas größer und auch korpulenter als die Artgenossen. Ich halte sich für Weibchen. Gefressen wird eine breite Palette von Lebend- und Frostfutter. Aber auch Trockenfutter wird von den H. virgulatus gern genommen. Überhaupt ging die Eingewöhnung dieser Tiere ganz problemlos. Zumindest in dieser Beziehung kann man die Blaubandsalmler nicht als empfindlich oder heikel bezeichnen.

   Wenn ich beim Betrachten meiner Heterocharax heute daran zurückdenke wie wir 1994 im Cano el Toro in den venezolanischen Llanos (Rio Guariquito Einzug) ebenfalls Heterocharax (vermutlich ebenfalls H. virgulatus) fingen, unsere Begeisterung groß war, und die schönen Fische zu unserem Entsetzen bereits kurze Zeit nach dem Fang am Stress starben wird mir heute noch ganz anders.

Literatur: 

Arendt, K. (2001): Spitzzähne, Flussschakale und Schuppenfresser, 1. Teil. –Aquaristik Fachmagazin, 161: 28-33

Eigenmann, C.H. (1912): The freshwater fishes of British Guiana, including a study of the ecological grouping of species, and the relation of the fauna of the plateau to that of the lowlands. –MemCarnegie Mus., 5(1): 1-578

Franke, H.-J. (1997): Cano el Toro, ein Salmler-Dorado in den Llanos. –DATZ, 50(5): 303-307 und 50(6): 380-383

Toledo-Piza, M. (2000): Two new species of Heterocharax (Teleostei: Ostariophysi: Characidae), with a redescription of H. macrolepis. –Ichthyl.Explor.Freshwaters, 11(4): 289-304

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