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Der Blutschwanzsalmler, Hemigrammus stictus (Durbin, 1909)

 Text und Foto Kai Arendt

Einer der meiner Meinung nach schönsten Salmler überhaupt erscheint regelmäßig im deutschen Aquarienhandel und fristet hier meist ein wochenlanges tristes und farbloses Leben in den Verkaufsbecken. Dies liegt daran, dass der Blutschwanzsalmler in den meist schwach bepflanzten Händleraquarien seine herrlichen Farben nie zeigt. Er wird dann als grauer Beifang mit unbekanntem Namen angesehen und nicht gekauft. Nur wer diese Fische kennt und sich diese Gräulinge aus dem Aquarium fangen lässt, oder sogar mit einiger Geduld verschiedene Zoohändler abklappert um sich so nach und nach eine kleine Gruppe dieses schönen Fischchens zusammenzustellen, wird mit seiner Farbenpracht belohnt. Gezielt importiert wird H. stictus nämlich in der Regel nicht, sondern gelangt immer wieder in der Sendungen der Roten Neonfische, Paracheirodon axelrodi und des Rotkopfsalmlers, Hemigrammus bleheri zu uns. Erkennbar ist der Blutschwanzsalmler im Händlerbecken oft nur an seinem reckteckigen und schmalen, waagerecht liegenden schwarzen Schulterfleck hinter dem Kiemendeckel. Sein Verbreitungsgebiet reicht vom Rio Negro Gebiet bis hinauf zum unteren Orinoco und den Llanos Venezuelas und Kolumbiens. Dort ist die Art recht häufig und kommt in den selben Biotopen wie die Rotkopfsalmler vor. Ihr Vorkommen ist allerdings, wie jenes von H. bleheri, auf Klar- oder Schwarzgewässer beschränkt. Nach unseren Erfahrungen kommen im Weißwasser beide Arten nicht vor. H. stictus liebt dicht bepflanzte Aquarien mit viel freiem Schwimmraum. Zahlreiche dämmrige Unterstände im Pflanzendichticht sind unbedingt notwendig, die den Fischen bei Verschnaufpausen Deckung zu bieten. Auch in der Natur hält sich diese Art gern in Pflanzenbeständen auf. Bei der Haltung des Blutschwanzsalmlers ist auf die Vergesellschaftung mit aggressiven und hektischen Arten zu verzichten, denn dann werden die Tiere scheu und zeigen keine Farben. Gut geeignet als Gesellschaft sind andere kleine Salmler und Panzerwelse mit ähnlichen Ansprüchen an ihr Biotop, aber auch einige Zwergcichliden wie etwa Microgeophagus ramirezi oder die Schachbrettcichliden der Gattung Dicrossus. Verwendet man für die Pflege nicht zu hartes und leicht saures Wasser und füttert abwechslungsreich, zeigt sich H. stictus nach einiger Zeit in seiner vollen Pracht. Auch hier muss man sich etwas in Geduld üben, denn bei einmal entfärbten Tieren dauert es auch unter guten Bedingungen eine ganze Weile bis sie wieder beginnen Farbe zu zeigen. Stets sollte selbstverständlich für gute Wasserqualität gesorgt werden und auch die Wassertemperatur darf nicht zu niedrig sein (>25°C). Unter diesen Bedingungen erblühen die Fische dann regelrecht und zeigen ihr ganzes Verhaltensrepertoire. Die etwas kleineren und farbenprächtigeren Männchen besetzen kleine Reviere, balzen besonders nach Wasserwechseln mit kühlerem Wasser die Weibchen an und bieten sich an den Reviergrenzen untereinander kleine Scharmützel, die aber ohne Blessuren abgehen. Dann wieder zieht der ganze Trupp gemeinsam durch das Aquarium...ein herrlicher Anblick. Vielleicht wird durch diesen Beitrag bei einigen Aquarianern das Interesse an diesem wunderschönen, bislang völlig unterbewerteten Kleinsalmler geweckt, der sein bisheriges aquaristisches Schicksal einfach nicht verdient hat. 

Literatur:

Géry, J. (1978): Characoids of the World. T.F.H. Publications, Neptune City.

Stallknecht, H. (1994): Man nennt sie Salmler. Tetra Verlag, Melle.

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