home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum

Hyphessobrycon epicharis Weitzman & Palmer, 1997

Text und Fotos K. Arendt

Hyphessobrycon epicharis Männchen Hyphessobrycon epicharis Weibchen

Die exakte Bestimmung jener hübschen, aquaristisch sehr beliebten und mehr oder minder rosarot gefärbten Salmler aus dem Verwandtschaftskreis des Schmucksalmlers,  Hyphessobrycon bentosi Durbin (in Eigenmann, 1908) und seiner Formen ist nicht immer einfach. Oft ist die genaue Herkunft dieser für die Aquaristik importieren Fische nicht zu ermitteln. Zusätzlich bildeten einige dieser Arten im Verlauf der Evolution in ihren manchmal recht großen Verbreitungsgebieten Lokalformen heraus die sich bezüglich ihrer Färbung aber auch ihrer Flossenproportionen nicht unerheblich unterscheiden. Aufgrund dieser Probleme überarbeiteten die bekannten amerikanischen Ichthyologen und Salmlerspezialisten Stanley H. Weitzman und Lisa Palmer im Jahre 1997 diesen, wie sie ihn nennen „Rosy Tetra Clade“ wissenschaftlich und beschrieben in dieser Arbeit die Art Hyphessobrycon epicharis neu. Charakteristikum dieser Art ist ein spezifisch geformter Schulterfleck. Die Typuslokalität dieser neuen Art ist der Oberlauf des Rio Baria im Gebiet des Cerro de Neblina im äußersten Süden Venezuelas (Territorio Federal Amazonas) an der Grenze zu Brasilien. Hier an der Wasserscheide zwischen Orinoco und Amazonas, die bisher nur von sehr wenigen Weißen besucht wurde wurden eine ganze Reihe aufsehenerregender wissenschaftlich neuer Fischarten entdeckt. Sind viele dieser Arten nur auf ein recht kleines Gebiet in der Sierra de Neblina beschränkt scheint H. epicharis doch im Bereich des oberen Rio Negro, des Casiquiare und des oberen Orinoco in Brasilien und Venezuela weiter verbreitet zu sein. So stellte Hans-Georg Evers in dieser Zeitschrift ein halbwüchsiges Exemplar dieser noch nie lebend nach Deutschland gelangten Art aus dem Rio Miuá vor. Dieser Fluß befindet sich etwa 50 km nördlich von Sao Gabriel da Cachoeira am oberen Rio Negro in Brasilien. Diese Küvettenaufnahme ist die bislang einzige bekannte Fotografie eines lebenden Exemplares von H. epicharis. Während einer Venezuelareise im April dieses Jahres waren wir auch einige Tage in der Casa Maria, dem Anwesen von Norbert Flauger in der Nähe von Bejuma (Bundesstaat Carabobo) zu Gast. Herr Flauger ist ein exzellenter Kenner des Landes und organisiert biologische und fischkundliche Expeditionen in viele Teile des Landes. In einem der vielen Aquarien auf seinem Grundstück entdeckte ich einen Fisch die Herr Flauger von oberen Orinoco oberhalb der Mündung des Rio Ventuari mitgebracht hatte. Es handelte sich ein ausgewachsenes Pärchen von H. epicharis. Die Aufnahmen, die ich von den Tieren machen durfte sind die ersten Aquarienaufnahmen dieser aquaristisch sicher sehr interessanten Art. Wie fast alle „Rosy Tetras“ zeigt auch diese Art einen stark ausgeprägten Sexualdimorphismus. Die Männchen werden größer und haben großflächigere Flossen. Ihre Rückenflosse ist fahnenartig verlängert, spitz zulaufend und weist nur am oberen Rand einen schmalen weißen Saum auf. Die kleineren Weibchen haben eine abgerundete Rückenflosse mit breitem weißen Saum. Der charakteristische waagerechte, vorn nach unten und hinten nach oben in Richtung Dorsale gezogene Schulterfleck ist besonders bei den Männchen in seiner Form ausgeprägt. Bei den Weibchen erscheint er offensichtlich meist als waagerecht oval. Als nächsten Verwandten sehen Weitzman und Evers den bekannten Roten Phantomsalmler, Hyphessobrycon sweglesi (Géry, 1961) aus den Llanos, den Savannengebieten im Einzugsgebiet des mittleren Orinoco an. Von Habitus und der Färbung bestehen aber auch große Ähnlichkeiten zu jenen Fischen die zu H. bentosi gezählt werden. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass diese schönen Salmler einmal lebend zu uns nach Europa gelangen um ihr Verhalten im Aquarium näher studieren zu können. Da ihr Vorkommensgebiet aber ziemlich abgelegen ist wird dies wohl noch eine Weile dauern.

Literatur:

Arendt, K. (2000): Ein neuer Sichelsalmler der Gattung Hyphessobrycon aus Brasilien. –Aquaristik Fachmagazin, 152: 20

Weitzman, S.H. & H.-G. Evers (2000): Hyphessobrycon epicharis und Hyphessobrycon bentosi. –Aquaristik Fachmagazin, 154: 67-69

Weitzman, S.H. & L. Palmer (1997): A new species of Hyphessobrycon (Teleostei:Characidae) from the Neblina region of Venezuela and Brazil, with comments on the putative `rosy tetra clade´. –Ichthol.Explor.Freshwaters, 7(3/4): 209-242

Nach oben

home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum