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Creagrutus bolivari Schultz, 1944

 Text und Foto Kai Arendt

Die Arten der  Salmlergattung Creagrutus (Fam. Characidae, Unterfam. Tetragonopterinae) sind bisher nur ausnahmsweise einmal aquaristisch in Erscheinung getreten. Und dies, obwohl die Gattung sehr artenreich ist und über das gesamte subtropische und tropische Südamerika in den unterschiedlichsten Lebensräumen verbreitet ist. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass die Mehrzahl der Creagrutus nicht allzu spektakulär gefärbt ist und einfach nicht das Interesse der Händler findet. So weiß man bis zum heutigen Tag nur sehr wenig über diesen Verwandtschaftskreis, ausführlichere Nachzuchtberichte sind mir nicht bekannt.  Aus den Llanos Venezuelas sind mehrere Arten der Gattung beschrieben worden. Ich an dieser Stelle erstmals jenen Creagrutus vorstellen, der nach dem Nationalhelden Venezuelas, Simon Bolivar benannt wurde und der in weiten Bereichen der Llanos beheimatet ist. Der Fang von C. bolivari gelang im Februar 1997 zur Trockenzeit im Rio Orituco bei Calabozo im Herzen der venezolanischen Llanos. Der Orituco gehört zum System des Rio Guarico, der von Norden dem gewaltigen Rio Apure zuströmt, welcher in den Orinoco entwässert. Zu dieser Jahreszeit war die Art hier nicht selten und hielt sich in flachen, recht schnell strömenden Bereichen dieses Weißwasserflusses auf. Drei Jahre zuvor, im April 1994, gegen Ende der Trockenzeit war C. bolivari interessanterweise hier nicht nachzuweisen. Die Fischchen sind mit  5-6 cm Länge ausgewachsen und erinnern mit ihrer rastlos schlängelnden Schwimmweise entfernt an den aquaristisch gut bekannten Blauen Perusalmler, Boehlkea fredcochui. Auffällig an den Fischen ist das leicht unterständige Maul, ein charakteristisches Merkmal aller Creagrutus. Auch ihre skurrile Schwimmweise mit stets leicht nach oben gerichtetem Kopf macht sie zu ungewöhnlichen Aquarienpfleglingen. Auffälligstes Zeichnungsmerkmal ist ein großer, schmaler dreieckiger Schulterfleck. Stimmungsbedingt ist zusätzlich ein dunkler Tupfen auf dem Schwanzstiel erkennbar, die Körperseiten ziert ein glänzend goldener oder kupferner Längsstrich dessen Intensität allerdings von den Lichtverhältnissen im Aquarium abhängig ist. Bei Wohlbefinden zeigen die unpaaren Flossen einen Hauch von Orange und die Rücken-, After- und Bauchflossen sind vorne weiß gesäumt. C. bolivari zählt zu den schlankeren Vertretern der Gattung und ist offensichtlich eng verwandt mit Creagrutus phasma Myers, 1927 die aus dem Rio Casiquiare, jener natürlichen Verbindung zwischen den oberen Orinoco und dem Rio Negro, beschrieben wurde. Männchen bleiben geringfügig kleiner und schlanker als die Weibchen, haben aber ausgewachsen größere und flächigere Afterflossen.  Die Tiere sind keine Schwarmfische sondern sowohl Männchen als auch Weibchen besetzen im Aquarium Reviere von etwa 30 cm Durchmesser. Sie suchen jedoch immer wieder die Nähe zueinander und versuchen ins Revier des Nachbarn einzudringen. Dann umkreisen sie sich taumelnd aber blitzschnell, attackieren sich bisweilen plötzlich in die Körperseiten und versuchen den Gegner zu vertreiben. In ausreichend großen Aquarien geht dies in der Regel ohne nennenswerte Blessuren ab. Bei Platzmangel kommt es jedoch schnell zu Verlusten. Auch Fische von ähnlicher Statur werden attackiert, was bei der Vergesellschaftung  von C. bolivari unbedingt beachtet werden sollte. Auch sind die quirligen Creagrutus stets als erste am Futter und mancher ruhigere Fisch gerät ins Hintertreffen. Leider ist mir die Nachzucht im Aquarium nicht gelungen. Für den Salmlerfreund stellen diese biologisch wenig bekannten merkwürdigen Salmler eine echte Herausforderung dar. Hoffen wir also auf weitere Importe dieser interessanten Fische.

Literatur: 

Schultz, L.P. (1944): The fishes of the family Characinidae from Venezuela, with descriptions of seventeen new forms. Proc.U.S.Nat.Mus., 95(3181): 235-367

Machado-Allison, A. & H. Moreno (1993): Estudios sobre la comunidad de peces del Rio Orituco, estado Guarico, Venezuela. Parte I. Inventario, abundancia relativa y diversidad. Acta Biol. Venez., 14(4): 77-94

Taphorn, D.C. (1992): The Characiform fishes of the Apure River drainage, Venezuela. Monografias Cientificas del Museo de Ciencias Naturales UNELLEZ, Guanare, Venezuela. Biollania, Ed. Especial No. 4

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