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Neue Bodensalmler vom oberen Rio Araguaia importiert

 Text und Bilder Kai Arendt

Die Firmen Mimbon Aquarium, Köln und Das Aquarium, Braunschweig erhielten vor kurzem einen Import von Grundsalmlern vom oberen Rio Araguaia. Bei der Mehrzahl der Tiere handelte es sich eine nicht näher identifizierbare mit etwa 6-9 cm Länge relativ große Characidiumart die unter der Handelbezeichnung Characidium sp. „Alto Araguaia“ angeboten worden war. Die langgestreckten Fische entpuppten sich im Aquarium als ziemlich strömungsliebend und sauerstoffbedürftig, was darauf  hinzuweisen scheint, dass sie in der Natur in schnell fließenden Gewässerabschnitten zu finden sind. Bei dieser Art werden die Weibchen offensichtlich größer und wirken plumper als die Männchen. Die Fische zeigen auf der hellen Körpergrundfarbe ein Zeichnungsmuster aus zahlreichen dunklen Querbinden, wie sie für viele Bodensalmler charakteristisch sind. Das Schuppenkleid zeigt ein dunkles Netzmuster, entlang der Körpermitte zieht sich ein mehr oder minder stark ausgebildetes dunkles Längsband vom Kopf bis zum Schwanzstiel. Es ist bisweilen schön kupfern oder golden glänzend überlagert. Auch die Kopf-, Nacken- und Kinnpartie kann von diesem Glanz überlagert sein. Da die Tiere Reviere verteidigen und untereinander recht aggressiv sind benötigt man für ihre erfolgreiche Pflege unbedingt große Aquarien. Der Boden sollte mit Hilfe von Kieseln und Steinen reich gegliedert sein und den Tieren Versteckmöglichkeiten und Reviergrenzen bieten. Die Fische fressen allerlei lebendes und gefrostetes Futter gern. Es sollte möglichst schnell zu Boden sinken, da die Bodensalmler nur ungern das freie Wasser aufsuchen und dort auch ziemlich unbeholfen wirken. Unbedingt sollte beachtet werden, die ansonsten recht leicht zu haltenden Fische nicht mit zu schnellen , aggressiven und schnell fressenden Freiwasserfischen zu vergesellschaften, da diese Grundsalmler sonst bei der Fütterung ins Hintertreffen geraten.

    In dieser Sendung Bodensalmler befanden sich einige wenige Exemplare einer sehr dunkel gefärbten und etwas kleiner bleibenden Art als Beifänge. Es handelt sich um Melanocharacidium auroradiatum COSTA & VICENTE, 1994, eine am Araguaia endenmisch, d.h. nur dort lebende Art. Melanocharacidium bedeutet soviel wie schwarzer oder dunkler Bodensalmler. Sie zeigen ein schönes Muster aus breiten dunklen Querbändern am ganzen Körper. Diese Zeichnung reicht bis in die Schwanzflosse hinein. Bei Wohlbefinden werden diese Binden noch breiter und der gesamte Fisch wirkt fast schwarz. Alle Arten der Gattung Melanocharacidium sind dafür bekannt, daß sie ausschließlich in sehr stark strömendem Wasser leben. Ihr natürliches Vorkommen ist auf Klar- und Weißwasserflüsschen beschränkt, wo sie nirgends besonders häufig sind. Dort leben diese Tiere, wie wir in Venezuela bei einer anderen Melanocharacidiumart schnorchelnd im Freiland beobachten konnten zwischen Holz, Vegetation und Steinen an besonders strömungsexponierten Stellen. Hier besetzen sie kleine Territorien wo sie offensichtlich kleine Insektenlarven aus dem reichlich vorhandenen Aufwuchs picken. Ständig sind sie bei dieser Tätigkeit zu beobachten und schießen in der reißenden Strömung hin und her. Dies ist auch bei der Fütterung zu beachten, denn sie entfernen sich kaum vom Boden und kommen im Aquarium kaum an das gebotene Futter. Dieses wird von Freiwasserarten oft gefressen bevor es den Bodengrund erreicht. Aus diesem Grunde sollte man diese seltenen Fische auf gar keinen Fall mit solchen Arten vergesellschaften. Leider kamen die wenigen Exemplare die Deutschland erreichten in stark abgemagerten Zustand zu uns. Selbst mit reichlicher Fütterung vermochte ich es nicht, die Tiere über längere Zeit am Leben zu erhalten. Hierbei erwies sich auch die Vergesellschaftung mit den Characidium sp. „Alto Araguaia“ als problematisch. Diese sind nämlich größer und territorialer als die dunklen M. auroradiatum und lassen diese kaum ans Futter kommen. Es bleibt daher zu hoffen, dass irgendwann noch einmal die Einfuhr weiterer, diesmal aber kräftigerer Exemplare dieser interessanten hochspezialisierten Grundsalmler gelingt um weitere nähergehende Beobachtungen über deren Sozialverhalten im Aquarium machen zu können.

 Literatur:

Buckup, P.A. (1993). Review of the characidiin fishes (Teleostei: Characiformes) with descriptions of four new genera and ten new species. Ichthyol.Explor.Freshwaters, 4(2): 97-154

Costa, W.J.E.M. & E.O. Vicente (1994): Une nouvelle espèce du genre Melanocharacidium (Characiformes: Crenuchidae) du bassin du rio Araguaia, Brésil central. Rev.fr.Aquariol., 20(1993): 67-70

Géry, J. (1978). Characoids of the world. T.F.H. Publications, Neptune City.

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