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Der Paraguay – Talerfisch, Psellogrammus kennedyi (Eigenmann, 1903)

 Text und Foto Kai Arendt

 Immer wieder ist es reisenden Aquarianern zu verdanken, dass aquaristisch bislang unbekannte Fischarten zu uns gelangen, deren Studium in Aquarium oft Überraschungen bringt. Hier möchte ich Herrn Peter Kusebauch – Lauer in Eislingen ganz herzlich danken. Er reiste 1990 und 1992 nach Paraguay, brachte von dort Psellogrammus kennedyi mit und stellte mir seine Fische und sowie die dazugehörigen Informationen uneigennützig zur Verfügung. Ich möchte daher seine Beobachtungen an den Tieren hier kurz wiedergeben und um einige eigene Anmerkungen ergänzen. Paraguay ist aufgrund seiner geografischen Lage in der Peripherie des Amazonasbeckens aus entwicklungsbiologischer Sicht besonders interessant. Hier werden nämlich zahlreiche archaische Vertreter verschiedener Fischverwandschaftskreise angetroffen. Hierzu zählt auch die monotypische Gattung Psellogrammus Eigenmann, 1908 mit der einzigen Art P. kennedyi. Eng verwandt sind diese Tiere mit Ctenobrycon spilurus (Valenciennes in Cuvier & Valenciennes, 1849) vom Orinoco und aus den Guyanaländern und Ctenobrycon hauxwellianus (Cope, 1870) aus dem Amazonasbecken. Diese sind in der Aquaristik seit langem als „Talerfische“ bekannt. Beide Arten sind sehr schwer zu unterscheiden, so dass einige Autoren sie sogar nur als Unterarten ansehen. Psellogrammus unterscheidet sich von Ctenobrycon durch eine unvollständige Seitenlinie. Die Art scheint in Paraguay nicht allzu häufig zu sein, denn Herr Kusebauch – Lauer konnte sie nur an eine einzigen Stelle in der Nähe des Lago Ypacarai, etwa 40 km östlich der Hauptstadt Asuncion fangen. Lediglich sechs Exemplare gingen im April 1992 ins Netz. Der genaue Fundort war ein kleines Wasserloch am Pueblo del Sol, etwa 3 km östlich von Patino an der Straße von Asuncion über Luque, Aregua und Patino nach Ypacarai. Beifische waren Pyrrhulina australis, Aphyocharax anisitsi, Hyphessobrycon anisitsi und Odontostilbe piaba. Ein benachbartes, nur wenige Meter entferntes Wasserloch wies einen pH – Wert von 6,8, eine Gesamtharte von 0° und eine Karbonathärte von 3° auf und beherbergte zusätzlich den Raubsalmler Hoplias malabaricus. Psellogrammus kennedyi sollte man in kleinen Gruppen halten. Die Männchen besetzen kleine Reviere und sind ständig dabei, sich gegenseitig zu imponieren. Dabei stellen sie sich auf den Kopf und umkreisen sich sehr schnell. Die Geschlechter sind gut zu unterscheiden. Die Männchen werden im Gegensatz zu Ctenobrycon etwas größer als die Weibchen und die ersten Strahlen der Afterflosse sind verlängert. Der vordere Saum der Bauch – und Brustflossen ist bei ihnen kräftiger weiß als bei den weiblichen Tieren. Während der Balz kann dieser Saum orange gefärbt sein. Meist schwimmen die Tiere mit leicht gesenkten Kopf und erinnern so, da sie auch einen leichten Buckel hinter dem Kopf besitzen an Fische der Gattungen Charax oder Roeboides. Zur Vergesellschaftung mit kleinen und wehrlosen Fische ist P. kennedyi keinesfalls geeignet. Sehr kleine Fische werden vor allem nachts ganz gefressen. Auf eine teilweise nacht – oder dämmerungsaktive Lebensweise weisen auch die verhältnismäßig großen Augen dieser kleinen Räuber hin. Diese sind sehr dunkel gefärbt und wirken dadurch noch größer, was offensichtlich ein Schutz vor Nachstellungen der eigenen Art ist, denn diese Fische besitzen noch ein, für eine Vergesellschaftung mit kleinen Fischen unangenehmes Verhalten. Sie sind nämlich gegenüber kleinen Fischen, die sie nicht ganz verputzen können, Augenräuber. Auch der dunkle Fleck auf der Schwanzwurzel, den allerdings auch die Ctenobryconarten zeigen, könnte als Mimikry zum Schutz der Augen vor Nachstellungen von Artgenossen beitragen. Mit etwa gleichgroßen Arten ist P. kennedyi allerdings bei Temperaturen von 20 – 28°C gut zusammen zu pflegen und entwickelt dann keine parasitären Ambitionen. Bezüglich des Futters und auch der Wasserwerte stellt der Paraguay - Talerfisch keine besonderen Ansprüche.

Literatur: 

Géry, J (1978): Characoids of the world. T.F.H. Publications, Neptune City.

Riehl, R. & H.A. Baensch (1990): Psellogrammus kennedyi.  Aquarienatlas Bd. 3 (1. Aufl.): 144

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