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Spektakuläre Neuimporte von Zierfischen (1)

 von Kai Arendt

 In den letzten Wochen und Monaten gelangten einige interessante und farbenprächtige, aquaristisch neue Fischarten aus verschiedenen Gegenden der Erde zu uns. Sowohl in der Neotropis als auch in Asien gelangen aufregende Entdeckungen. Einige dieser Neueinführungen möchte ich mit diesem Artikel vorstellen.

Südamerika: Schatzkiste Peru

Nach den jahrelangen bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in Peru ist es für die dort ansässigen Zierfischfänger und Exporteure erst in der letzten Zeit wieder möglich, bestimmte abgelegene Gebiete im Dschungel des peruanischen Amazonasgebietes zu besuchen und dort auch Fische zu fangen. Sogleich wurden dabei einige für die Aquaristik neue, wunderschöne Arten entdeckt. Als besondere Fundgrube stellte sich dabei der Rio Nanay heraus, ein nördlicher Zufluss des Amazonas, der unweit der Stadt Iquitos in den größten aller Ströme mündet. So wurde hier im Jahre 2000 jener atemberaubend schöne, im männlichen Geschlecht leuchtend rote Purpurziersalmler entdeckt. Er wurde erst kürzlich zu Ehren seines Entdeckers, dem Zierfischfänger und Exporteur Martin Mortenthaler als Unterart von Nannostomus marginatus Eigenmann, 1909 wissenschaftlich erstbeschrieben. Die neue Unterart heißt jetzt Nannostomus marginatus morthenthaleri. Die Entdeckung dieser Fische löste allgemeine Beigeisterung aus denn es handelt sich sicher um einen der spektakulärsten Salmlerfunde in der Geschichte Aquaristik.

    Der Rio Nanay birgt aber noch weitere Schätze. So gelang Roland Numrich, Mimbon Aquarium, Köln vor wenigen Wochen der Import eines weiteren herrlichen Salmlers aus dieser Gegend. Unter dem Handelsnamen Moenkhausia sp. „Blau-rot“ gelangten bisher leider nur recht wenige Tiere in den Handel. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Fischen um eine noch unbeschriebene Art der Gattung Hyphessobrycon Dubin in Eigenmann, 1908. Die Körperseiten dieser wunderschönen Salmler schillern in fast allen Nuancen leuchtend blau, während die unpaaren Flossen rot gefärbt sind. Die Intensität der roten Färbung kann je nach Stimmung der Tiere schwanken. Von der Leuchtkraft ihrer Farben stehen diese Salmler den bekannten „Blau-roten Kolumbianern“, Hyphessobrycon ecuadoriensis Eigenmann & Henn, 1914 in nichts nach. Ich für diese Fische deshalb den deutschen Namen „Blau-roter Peruaner“ vor. Erste Beobachtungen im Aquarium ergaben, das diese Fische in der Eingewöhnung keineswegs kompliziert sind. Sie lieben eine mäßige Strömung und benötigen möglichst viel Schwimmraum und zahlreiche Unterstände. Die Männchen, die kleiner bleiben und von schlankerer Gestalt als die weiblichen Tiere sind, besetzen kleine Reviere im Wasser oder über Pflanzenbüscheln. So balzen sie besonders nach dem Wasserwechsel die Weibchen an oder führen kleine Gefechte mit dem Reviernachbarn. An Futter wird alles gängige Lebend-, Frost- oder auch Trockenfutter passender Größe genommen. Gelingt die Nachzucht dieser wertvollen und teuren Fische steht einer weiten Verbreitung in der Aquaristik nichts im Wege.

    Der „Blaue Perusalmler“, Boehlkea fredcochui Géry, 1966 gehört heute wegen seiner irisierend blauen Körperseiten zum Standardsortiment der deutschen Aquariengeschäfte. Vor kurzer Zeit importierten zunächst Aqurium Glaser / Rodgau und später Mimbon Aquarium Köln einen Fisch vom Rio Nanay der B. fredcochui diese Rolle streitig machen könnte. Sie sind nämlich nicht nur ebenso strahlend blau gefärbt wie die Blauen Perusalmler sondern haben obendrein noch eine leuchtend rote Fettflosse. Die rote Farbe erstreckt sich bisweilen über den gesamten Schwanzstiel bis in die Caudale. Ein breites dunkles Längsband zieht sich vom Kopf bis auf die Schwanzwurzel und bis in die mittleren Strahlen der Schwanzflosse hinein. Die saphirblaue Färbung liegt wie Staub dieser Edelsteine über dem Körper. „Peruanischer Saphirsalmler“ ist sicher für diese Schönheiten ein passender Name. Importiert wurden diese Fische unter den Namen Acrobrycon ipanquianus Cope, 1877. Die zugrunde liegende Erstbeschreibung ist jedoch nur sehr kurz und ohne Abbildung so dass der Gebrauch dieses Namens mit Vorsicht zu genießen ist. Hier müssen erst genauere Untersuchungen stattfinden um dies zu verifizieren. Die „Peruanischen Saphirsalmler“ sind ähnlich wie B. fredcochui eher oberflächenorientiert und halten sich bevorzugt im oberen Drittel des Aquariums auf. Die quirligen flinken Fische verhalten sich bei genügend gebotenem Raum sowohl untereinander als auch gegenüber artfremden Fischen friedlich. Die Weibchen dieser mit etwa 5 cm Länge ausgewachsenen Salmler werden etwas größer und rundlicher als ihre männlichen Artgenossen, die aber eine größere und flächigere Afterflosse besitzen.

    Ebenfalls vom Rio Nanay gelangte Moenkhausia agnesae Géry , 1965 zu uns. Die jetzt von Glaser und Mimbon importierten Tiere scheinen mir jedoch langgestreckter, spitzschnäuziger  und weniger gedrungen zu sein als jene die Géry´s Erstbeschreibung zu Grunde liegen. In jedem Fall handelt es sich auch bei diesen Salmlern um sehr attraktive Fische denen auffälligstes Zeichnungsmerkmal die horizontale dunkle Parallelstreifung auf den Körperseiten ist. M. agnesae „Rio Nanay“ wird mit etwa 9 cm Länge im weiblichen und 7 cm im männlichen Geschlecht verhältnismäßig groß. Diese Salmler benötigen also ziemlich viel Platz zumal sie sich auch untereinander als auch gegenüber anderen Fischen durchaus robust verhalten können. In einem größeren Aquarium ab ungefähr 1 m Kantenlänge und nicht zu zarten Beifischen sind diese ungewöhnlich gezeichneten Salmler aber eine Augenweide. In der Pflege erwiesen sie sich als unkompliziert.

    Von einem unbekannten Fundort in Peru kamen auch einige sehr hübsche Fische aus der Gattung Hemigrammus Gill, 1858 nach Deutschland, die in ihrer Farbintensität an den aquaristisch bekannten Glühlichtsalmler, Hemigrammus erythrozonus Durbin, 1909 aus den Guyanaländern erinnern. Die „Peru Glühlichtsalmler“ haben einen dunklen schwarzen Fleck auf dem Schwanzstiel und genau wie ihre bekannten Vettern ein irisierend rot glühendes Längsband von der Schnauzenspitze bis zum Ansatz der Schwanzflosse. Sie sind offensichtlich mit nur 3-4 cm Länge ausgewachsen. Wie H. erythrozonus fühlen auch sie sich in dämmrigen Aquarien mit wenigen anderen Fischen am wohlsten. In solchen schattigen Aquarien kommt auch ihre hübschen Färbung am besten zur Geltung. Vom Verhalten und ihren Ansprüchen gleichen sie den anderen kleinen Vertretern der Gattung. Da bisher nur sehr wenige Exemplare der „Peru Glühlichtsalmler“ nach Deutschland gelangten bleibt zu hoffen, dass weitere Tiere importiert werden um dann eventuell eine Nachzucht dieser Kleinodien zu probieren.

    Ebenfalls mit unbekannter Herkunft gelangte eine Hemigrammus-Art aus Peru zum Aquarium Glaser, die unter der Artbezeichnung Astyanax symmetricus Eigenmann, 1908 angeboten wurde. Diese etwa 5 cm groß werdenden Fische haben einen schwarzen Längsstreifen, der vom hinteren Rand des Kiemendeckels bis auf den Schwanzstiel und in die mittleren Stahlen der Caudale reicht. Er ist besonders oben, in geringerem Maße unten mit leuchtend pink-goldenen Glanzstreifen begrenzt. Den Kiemendeckel ziert ein kleiner schwarzer Fleck, die obere Irishälfte der Augen ist rot. Wippend stehen diese Schönheiten gern im Freiwasser und wirken bei gedämpftem Licht wirklich prächtig. Die „Peru Glanzsalmler“, wie ich sie nennen möchte, eignen sich hervorragend für ein Gesellschaftsaquarium mit kleinen Fischen. Sie nehmen alle gängigen Futtersorten willig an und haben sich auch in der Eingewöhnungsphase als durchaus robust erwiesen. (Literatur)

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