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Ein neuer rheophiler Anostomide vom Rio Xingú, Leporinus sp. aff. mormyrops

Text und Bilder Kai Arendt

Immer wieder gelangen in letzter Zeit aus Südamerika neue interessante Salmler zu uns. Jetzt importierte Jens Gottwald vom Aquatarium in Garbsen bei Hannover mehrfach aquaristisch neue Fische vom unteren Rio Xingú in Brasilien. Darunter befand sich auch ein Einzelexemplar einer strömungsliebenden Engmaulsalmlerart (Fam. Anostomidae), welches in der Cachoeira (Stromschnelle) an der Ilha da Fazenda, etwa eine Bootsstunde flussabwärts von Altamira gefangen wurde. In seiner gefleckten Zeichnung erinnert dieser neue Fisch ein wenig an die Arten um Leporinus maculatus Müller & Troschel 1844 oder Leporinus granti Eigenmann, 1912. Verblüffend ist jedoch, dass dieser Fisch offensichtlich eine zurückgebildete Schwimmblase besitzt. Er ist ein reiner Bodenfisch, der sich im freien Wasser nur unbeholfen bewegt. Seine Brust- und Bauchflossen sind ähnlich wie bei anderen Bodenfischen aus schnellfließenden Gewässern großflächig und so gestellt, dass starke Strömung diese Tiere regelrecht an den Boden presst. Das Maul ist klein und stark unterständig. Hiermit sind die Tiere in der Lage gezielt kleine Beute aus Felsspalten oder Aufwuchs zu picken.

    Der Wiener Ichthyologe Franz Steindachner beschrieb im Jahre 1875 aus dem Rio Pirahyba und dem Rio Piabanha im Südosten Brasiliens die Art Leporinus mormyrops. Sie sieht der jetzt aus dem Xingú eingeführten Art sehr ähnlich. Da L. mormyrops aber aus einem ganz anderen Flußsystem weit entfernt vom Xingú stammt, erscheint es unwahrscheinlich das der jetzt neu eingeführte Fisch dieser Art zuzurechnen ist. So soll die Art hier einstweilen als Leporinus sp. aff. mormyrops bezeichnet werden. Es ist anzunehmen dass diese neuen Fische aus dem Xingú nicht nur einer neuen, wissenschaftlich noch unbeschriebenen Art angehören sondern das für sie wahrscheinlich sogar eine neue Gattung ausgestellt werden muss zu der dann auch das Taxon L. mormyrops gestellt werden müsste.

   

Im Aquarium erwies sich das etwa 13 cm lange Einzeltier leider als sehr aggressiv gegenüber anderen Mitbewohnern. Das Tier besetzte einen Standort unter einer größeren Wurzel und verteidigte diesen sowie dessen nähere Umgebung intensiv gegen alle anderen Fische. Hierbei fiel auf, dass dieses Tier andere Fische wie größere Cichliden und Salmler nicht nur vertrieb sondern gezielt von seitlich unten anschwamm, in der Flanken stieß und dort Schuppen abraspelte und diese dann verspeiste. So terrorisierte dieser relativ kleine Fisch innerhalb kurzer Zeit die sämtlich größeren Insassen eines immerhin 180 cm Kantenlänge messenden Aquariums derart, dass ich mich gezwungen sah das Exemplar künftig in Einzelhaltung zu pflegen. Ob sich diese Fische auch in der Natur manchmal parasitär ernähren und Schuppen anderer Fische rauben ist nicht bekannt. Die Art braucht in jedem Fall geräumige Aquarien mit viel Versteckmöglichkeiten wie Geröll und Wurzeln unter denen sie Unterstände beziehen kann. Da Wasser muß sauber und sauerstoffreich sein. Zusätzlich sollte man für möglichst eine starke Strömung sorgen. Besonders rote Mückenlarven wurden von L. sp. aff. mormyrops gern gefressen. Aber auch alles andere Lebend-, Gefrier- und Trockenfutter passend Größe wird problemlos genommen. Mein besonderer Dank gilt meinem Freund Thomas Johannes, Berlin für einige wichtige Hinweise zur Identität dieser Fische.

Literatur: 

Garavello, J.C. (1979): Revisao taxonomica do gênero Leporinus Spix, 1829. –Univ. de Sao Paulo. (Unveröffentlichte Doktorarbeit)

Géry, J. (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City

Steindachner, F. (1875): Die Süsswasserfische des südöstlichen Brasilien (II). –Sitzungsber.Akad.Wiss., Wien, 71(1.Abth.): 211-245

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