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Ein neuer interessanter Salmler aus dem Rio Negro, Hoplocharax goethei Géry, 1966 

Text und Bilder Kai Arendt

 

Hoplocharax goethei

Die südamerikanischen Salmler haben im Laufe der Evolution eine unglaubliche Formenvielfalt hervorgebracht. Dabei stellt die Unterfamilie Characinae innerhalb der der Familie der „Echten amerikanischen Salmler“, Characidae nur einen recht kleinen Verwandtschaftskreis mit einigen wenigen Gattungen dar. Die Arten der Characinae werden nur sehr selten einmal zu uns importiert, da die meisten dieser Fische räuberisch veranlagt sind, manchmal ziemlich groß werden und obendrein auch nicht sonderlich farbenprächtig sind. Jetzt aber gelang mit Hoplocharax goethei Géry, 1966 die Ersteinfuhr einer besonders schönen und kleinbleibenden Art aus diesem Verwandtschaftskreis. Ich bekam die Fische von Harald Soßna, „Das Aquarium“ in Braunschweig. Importeur der neuen Art war Dirk Ottlik.

     Beschrieben wurde die Art seinerzeit aus dem Igarapé da Mae Joana in der Nähe der Großstadt Manaus am unteren Rio Negro. Sie ist bis heute die einzige Art ihrer Gattung und scheint im Bereich dieses riesigen Schwarzwasserstromes endemisch zu sein. Nahe verwandt sind die Fischchen mit den Gattungen Heterocharax Eigenmann, 1912 und Lonchogenys Myers, 1927. Ausgewachsen ist die Art mit etwa 3 bis maximal 3,5 cm Länge. Das Typusexemplar hatte eine Standardlänge (ohne Schwanzflosse) von 29,7 mm und war damit das größte einer Reihe von 11 konservierten Exemplaren, die der Erstbeschreibung zugrunde lagen. H. goethei sind recht langgestreckte, seitlich nur mäßig zusammengedrückte Fische, die auf den ersten Blick den Salmlern der Gattung Hemigrammus sehr ähneln. Beim näheren Betrachten wird jedoch die eigentümliche Morphologie des Schwanzflossenansatzes deutlich. Die äußeren Strahlen der Caudale sind nämlich stachelartig verdickt und stehen oben und unten aus dem leicht verdickten Schwanzstiel heraus. Auch die ersten Strahlen der Afterflosse sind zu Stacheln umgewandelt. Da die Kiemendeckel dieser Zwerge ebenfalls mit langen Stacheln bestückt sind handelt es sich bei H. goethei um durchaus wehrhafte Kerlchen. Die erste Bekanntschaft machte ich bereits bei Einsetzen in eines meiner Aquaien damit. Eines der wertvollen Fischchen sprang nämlich mit einem gewaltigen Satz aus dem Kescher und landete auf dem gottlob nassen Boden des Aquarienkellers. Um die Schleimhaut des Tieres zu schützen machte ich es wie immer und hob den Fisch vorsichtig mit meinem Mund auf um ihn so ins Aquarium zu setzen. Damals war ich mir allerdings noch nicht über die Stachligkeit dieser Salmler im klaren und musste erschrocken feststellen, dass sich die Stacheln des Tieres in meine Lippen gebohrt hatten....eine sehr überraschende Erfahrung, die Räuber in der Natur sicher auch nur einmal machen werden um dann den Appetit an den kleinen Fischen zu verlieren. So macht es ja auch unser Stichling! Aufgrund dieser Körpermerkmale und der leuchtenden Färbung möchte ich diesen kleinen Fischen den deutschen Namen „Stachel - Leuchtsalmler“ verleihen.

    H. goethei hat wie die meisten Schwarzwasserfische verhältnismäßig große Augen. Die Kiefer des tief gespaltenen Maules sind mit konischen, nadelspitzen Zähnen besetzt und weisen darauf hin, dass H. goethei kleine Raubfische sind. Körpergrundfarbe ist ein manchmal kupferglänzendes helles beigebraun. Vom Auge zieht sich ein leuchtend goldenes Längsband über den ganzen Körper bis hin zu Schwanzflossenbasis. Die Iris der Augen ist golden und im oberen Teil leuchtend rot gefärbt. Die Flossen von H. goethei sind transparent. Männchen bleiben kleiner und sind zierlicher gebaut als ihre weiblichen Artgenossen.

    Im Aquarium zeigte sich, dass die Stachel - Leuchtsalmler durchaus nicht schwierig zu pflegen sind. Als Schwarzwasserbewohner bevorzugen diese seltenen Salmler allerdings weiches, leicht saures und bakterienarmes Wasser. Ein in meinem Aquarienkeller herrschendes Temperaturspektrum von etwa 21-28°C wird von diesen kleinen Bewohnern von Urwaldbächen ohne Probleme toleriert. Im Aquarium bevorzugen H. goethei die dämmrigen Zonen unter Schwimmpflanzen oder Wurzeln, wo sie oft in kleinen Gruppen beisammen stehen. Ausreichend freier Schwimmraum sollte den agilen Fischchen aber neben verschiedenen Versteckplätzen schon angeboten werden. Dort kann dann auch ruhig eine stärkere Strömung herrschen, in der die H. goethei gerne spielen. Sowohl untereinander als auch gegenüber artfremden Fische verhalten sich diese Kleinode sehr friedlich. H. goethei fressen bei mir alles tierische Futter passende Größe, wobei Lebendfutter deutlich der Vorzug gegeben wird. Nach Eingewöhnung gehen die hübschen Fischen dann aber auch sogar an Trockenfutter. Hoffentlich gelingt die Nachzucht dieser seltenen, schönen und hochinteressanten Salmler bald um sie in unseren Aquarien langfristig zu erhalten.

 

Literatur:

Géry, J. (1966): Hoplocharax goethei, a new genus and species of South American characoid fishes, with a review of the Heterocharacini. –Ichthyologica, The Aquarium Journal (6-9/1966): 281-296

Géry, J (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City.

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