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Leuchtflecksalmler, Bryconops vom Rio Xingú

 Text und Bilder Kai Arendt

Innerhalb der Salmlergattung Bryconops Kner, 1958, sind derzeit etwa 14 Arten wissenschaftlich beschrieben. Bryconops bewohnen in ihrer Heimat, dem tropischen Südamerika, überwiegend kleine, mehr oder weniger schnellfließende, Klar- oder Schwarzwasser führende Gewässer. Diese Bäche werden in Brasilien allgemein als Igarapés bezeichnet. Die Gattung wird derzeit zur Unterfamilie Iguanodectinae innerhalb der Familie der echten amerikanischen Salmler Characidae gezählt. Mit einer Sendung seltener Fische erhielt Jens Gottwald / Aquatarium in Garbsen bei Hannover vor kurzem von seiner Fangstation am unteren Rio Xingú eine Box mit Salmlern der Gattung Bryconops. Sie stammen der unmittelbaren Umgebung der Stadt Altamira am unteren Rio Xingú und wurden im Igarapé Serrinha etwa 30 km außerhalb der Stadt gefangen. Einige Exemplare stammen aber auch aus einem Bach direkt am Flughafen von Altamira.

    Bryconops caudomaculatus (Günther, 1864)

Tritt man an ein von Bryconops bewohntes Gewässer heran, fallen diese oberflächennah im strömungsreichen Freiwasser lebenden Salmler sofort ins Auge. Die meisten Arten der Gattung besitzen nämlich auf ihrer Schwanzflosse, namentlich auf dem oberen Caudallappen, leuchtend gelbe, orange oder rote Flecken, die unter Wasser eine Signalwirkung haben aber auch von Ufer aus gut zu erkennen sind. In ihrer etwas schaukelnden rastlosen aber ruhigen Schwimmweise erinnern diese auffälligen Salmler ein wenig an Haie. Meist leben die Leuchtflecksalmler, wie ich diese Bryconops - Arten nennen möchte, in großen lockeren Verbänden und ernähren sich in der Natur von Anflugnahrung wie ins Wasser gefallenen Insekten, aber auch Blüten, zarten Blättern, Früchten und Samen. Anzumerken ist allerdings, dass nicht alle Bryconops diese Leuchtflecken zeigen. Obwohl es sich also bei den meisten Arten um sehr attraktive, in ihrer Heimat nicht seltene Fische handelt werden diese Salmler nur sehr selten einmal nach Europa eingeführt denn sie gelten als stressempfindlich und verhältnismäßig sauerstoffbedürftig.

    Da Bryconops seit meinen Besuchen in Venezuela zu meinen Lieblingsfischen gehören war ich natürlich hocherfreut als Jens mich anrief und mir von dem Import einer ganzen Gruppe dieser seltenen Salmler berichtete. Bereits in der Anlage des Aquatariums war zu erkennen, dass es sich bei den eingeführten Fischen um mehr als eine Art handeln müsse. Ich nahm alle Tiere mit nach Hause und setzte sie in ein großes 240 cm Kantenlänge messendes Aquarium mit viel Strömung und freiem Schwimmraum. Heute bin ich mir sicher, das mindestens drei Arten der Gattung in der Umgebung von Altamira leben. Diese möchte ich hier kurz vorstellen.

    Bryconops caudomaculatus (Günther, 1864) ist eine schlanke langgestreckte Art. Sie ist seitlich stärker zusammengedrückt als viele andere Bryconops – Arten. Sie bleibt mit etwa 9 cm Länge vergleichsweise klein. Der Leuchtfleck dieser Art ist bei den Tieren aus der Umgebung von Altamira rot gefärbt. Frisch gefangene oder eingewöhnte Exemplare haben obendrein eine rote Zeichnung in der Rückenflosse. Ebenso ist die Fettflosse rot gefärbt.

    Bryconops melanurus (Bloch, 1794) wurde ursprünglich aus Surinam beschrieben, ist aber offensichtlich viel weiter verbreitet. Diese Art ist hochrückiger, seitlich weniger zusammengedrückt und insgesamt robuster gebaut als B. caudomaculatus und wird ausgewachsen mit etwa 12 cm Länge auch größer. Besonders auffällig ist der orange – gelbe Leuchtfleck an der Basis des oberen Schwanzflossenlappens. Die Tiere von Altamira zeigen noch einen zweiten, wenn auch nicht ganz so leuchtenden Fleck in der unteren Hälfte der Caudale. Die Rücken-, Schwanz- und Afterflossen dieser Art sind weiß gesäumt. Die Dorsale ist obendrein rot gezeichnet.

Bryconops cf. melanurus

    Die dritte hier vorgestellte Art will ich vorerst als Bryconops cf. melanurus bezeichnen. Bei diesen Tieren könnte es sich um eine Standortvariante von B. melanurus aber auch um eine andere Art handeln. Sie ist ähnlich gebaut wie B. melanurus und wird offensichtlich genauso groß. Allerdings ist der Fleck im oberen Caudallappen orangerot gefärbt. Dieser Ton breitet sich über fast die gesamte Fläche der oberen Hälfte der Schwanzflosse aus. In der unteren Hälfte ist im Gegensatz zur vorher vorgestellten Art kein Leuchtfleck vorhanden. Auch ihre unpaarigen Flossen sind weiß gesäumt und die Rückenflosse trägt eine rote Zeichnung.

    Wie alle Bryconops brauchen auch die hier vorgestellten Arten große helle Aquarien mit möglichst viel Strömung wobei die Randbereiche des Beckens ruhig im Dämmerlicht liegen können. Da es sich um sehr schwimmfreudige oberflächenorientierte Fische handelt sollte ausreichend freier Schwimmraum besonders im oberen Beckendrittel vorhanden sein. Alle Arten der Gattung benötigen zum Wohlbefinden abwechslungsreiche Kost. Hierbei sollten Insekten wie Fliegen, Blattläuse und dergleichen nicht fehlen. Sie nehmen aber auch alles gängige Lebend-, Frost- oder Trockenfutter passender Größe an. Zusätzlich füttere ich je nach Saison noch Früchte wie gequetschte Erdbeeren, Bananen, Tomaten und anderes. Auch Gemüse wird sehr gern gefressen. Besonderer Favorit sind bei meinen Tieren frische Fencheltriebe, Blüten aber auch Samen. Diese Kost wird zwar anfangs nur zögerlich, nach Gewöhnung aber mit wahrem Heißhunger gefressen. Die Aquarienbepflanzung lassen Bryconops nach meinen Erfahrungen ungeschoren. Da die Leuchtflecksalmler extrem gut springen ist auf eine dichte Abdeckung des Aquarium unbedingt zu achten. Besonders bei der Fütterung ist hier Vorsicht geboten weil die Fische einem schon einmal in ihrer Gier durch die Futterluke entgegengesprungen kommen können. Da alle Bryconops gesellige Tiere sind sollte man sie stets in Gruppen pflegen. So ist im Aquarium immer etwas los. Mal zieht der Schwarm zusammen durchs Aquarium, dann wieder besetzen einzelne Tiere kleine Reviere die sie gegen Artgenossen verteidigen. Meist sind dies die an der größeren lappigen, mit kleinen Häkchen besetzten Afterflosse erkenntlichen Männchen. Sie drohen einander an oder verfolgen balzend, manchmal in kleinen Gruppen, die Weibchen....ein herrlicher Anblick. Übrigens können Bryconops Salven von klappernden oder knackenden Tönen in erstaunlicher Lautstärke abgeben. Dies geschieht meist dann wenn ein einzelnes Tier von einer Gruppe Artgenossen getrieben wird. Selbst über 10 Meter Entfernung ist dieses Knarren noch deutlich zu hören.

Literatur:

Géry, J. (1978): Characoids of the world. –T.F.H. Publications, Neptune City

Maxchado-Allison, A., P.A. Buckup, B. Chernoff & R. Royero (1993): Las especies del genero Bryconops Kner, 1858 en Venezuela (Teleostei, Characiformes). –Acta Biol. Venez., 14(3): 1-20

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