home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum

Fundorte von Apistogramma spec. „Weißsaum"

von Kai Arendt

Sicher zählt Apistogramma spec. „Weißsaum" farblich nicht zu den attraktivsten Arten dieser aquaristisch seit langem bekannten Gattung. Über das genaue Verbreitungsgebiet dieser interessanten, zur A. pertensis – Verwandtschaft zählenden Zwerge konnte bisher nur spekuliert werden. Fest stand, daß diese Tiere im Bereich des oberen Orinoco beheimatet sein müßten. U. Römer (1998) berichtet im Mergus Cichlidenatlas (Bd. 1) nach Angaben von Windisch, daß diese Tiere bisweilen als Beifänge in Importsendungen aus der Umgebung von Puerto Inirida in Ost – Kolumbien im Einzugsbereich des oberen Orinoco in Deutschland auftauchten. Offensichtlich ist die sehr kleinbleibende, mit etwa 4 cm Länge im männlichen - und weniger als 3,5 cm im weiblichen Geschlecht ausgewachsene Art aber recht weit verbreitet. Anläßlich einer Sammelreise nach Venezuela im Januar und Februar 1997 konnten wir diese Art an zwei weit von Puerto Inirida entfernten Fundorten im Bereich mittleren Orinoco fangen. Beide Fundorte lagen am Rio Guariquito im zentralen Bereich der venezolanischen Llanos. Der Guariquito ist ein von Norden dem Orinoco zuströmender Weißwasserfluß. Hier konnten wir A. spec. „Weißsaum" im Bereich des zur Trockenzeit ausgedörrten Überschwemmungswaldes dieses Flußes in einem „Canito", einem, dem etwa 100 m entfernten Fluß von Osten zustrebenden, kleinen, maximal ca. 15 cm tiefen klaren Rinnsal fangen. Der Grund war dort lehmig und schlammig. Die kleinen Fische hielten sich in Ansammlungen von Fallaub auf und waren keineswegs selten. Außer den Zwergcichliden waren noch verschiedene kleine Salmler der Gattungen Pyrrhulina, Aphyocharax, Characidium und Hemigrammus nachzuweisen. Unterwasservegetation fehlte in dem überwiegend durch Bäume und Büsche beschatteten Gewässer (29°C, pH 5,5, GH 1°, KH 12° !) völlig. Obwohl dieser Canito glasklares Wasser führte ist klar, daß er mehrere Monate im Jahr durch die Weißwasserfluten des Guariquito überschwemmt sein muß. Auch im Uferbereich des Rio Guariquito (29°C, pH 5,5, GH 2°,KH 3°) selbst war A. spec. „Weißsaum" häufig und auch hier hielten sich die Winzlinge im flachsten Wasser im Fallaub auf. Bei den Wasserwerten ist anzumerken, das dies natürlich nur punktuelle Messungen sind und die sie je nach Jahreszeit sehr stark schwanken können. In der Regenzeit ist diese Gegend unzugänglich oder bestenfalls zu Pferd erreichbar. Im April 1994 hatten wir die Art bereits in einem Teich auf der Farm der Familie Thiemicke unweit von Calabozo fangen können, die offensichtlich durch reisende Aquarianer hierher gelangt waren. 1997 waren sie hier nicht mehr vorhanden. Im Gegensatz zu den von Windisch gepflegten Tieren erwiesen sich unsere Apistogramma spec. „Weißsaum" im Aquarium als recht anpassungsfähig und keinesfalls sonderlich hinfällig. Sie ließen sich auch in mittelhartem Berliner Leitungswasser problemlos im Artbecken halten und laichten hier sogar ab. Bei diesen Wasserwerten entwickelten sich die Eier aber nicht gut. Ein Absenken der Härte mittels Umkehrosmose und des pH - Wertes auf etwa 6 brachte hier Abhilfe. Die sehr kleinen Gelege (ich zählte maximal 22 Eier) und auch die Jungfische wurden von beiden Partnern recht gleichberechtigt betreut. Dies ist charakteristisch für Apistogrammaarten, deren Geschlechtsunterschiede derart gering ausgeprägt sind. Haremsbildung konnte ich bei diesen Zwergen nicht beobachten. Trotzdem zeigen A. spec. „Weißsaum" – Weibchen eine orangegelbe Brutpflegefärbung, wobei der Seitenfleck, die Bauchflossen, die ersten Rückenflossenstrahlen sowie der Unteraugenstreifen pechschwarz werden. Aber auch die Männchen zeigen während der Brutpflege mehr Gelb als sonst und sind kontrastreicher gefärbt. Untereinander sind diese Cichliden friedlicher als man es von anderen Apistogramma gewohnt ist. Leider sind Nachzuchten von solch recht unscheinbaren Exoten auf die Dauer nicht abzusetzen, was eigentlich Schade ist, denn gerade solche Fische bergen oft noch Überraschungen.

Nach oben

home    aquaristik   exoten   reisen   schule   sitemap   volltextsuche   gästebuch   kontakt   impressum