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Eine spektakuläre, aquaristisch neue Barbe aus Indien, Puntius denisonii (Day, 1865)

Text und Fotos Kai Arendt

Lange Zeit war über die faszinierende und artenreiche Fischfauna des indischen Subkontinentes in der aquaristischen Literatur nur sehr wenig zu lesen. Dies lag zum einen daran, dass uns kaum Exporte aus diesem riesigen Lande erreichten. Andererseits waren in den letzten Jahren Barben, Bärblinge, Schmerlen oder auch Blaubarsche in der Aquaristikszene nicht gerade „en Vogue". Die Liebhaber schauten und schauen nach Südamerika oder in Richtung der großen afrikanischen Seen und sind begierig auf jede Neuheit. Erst in letzter Zeit scheinen auch die Fische Asiens allgemein und damit auch Indiens aufgrund der Aktivitäten einiger weniger Liebhaber wieder zunehmend an Interesse zu gewinnen. Schon sind einige wunderschöne neue Fischarten aus Indien nach Deutschland gelangt. Man denke z.B. an den herrlichen Blaubarsch, Badis sp. „Scarlet" oder die grazilen Barben der Gattung Oreichthys Smith, 1933. Nun ist ein weiteres Highlight zu uns gelangt.

Das erste Mal tauchte P. denisonii 1997 in der aquaristischen Literatur auf. Frank Schäfer hatte diese Fische mit einer Kurznotiz in der 10. Ausgabe der Aqualog News vorgestellt. Damals hatten einige Exemplare dieser Art in Singapur auf der AQUARAMA für Aufsehen gesorgt und auf dem dortigen Championat den dritten Platz in der Sparte „Neue Arten: Wildfänge" belegt. Die Firma AQUA DECOR aus Kalkutta hatte die Barben seinerzeit unter dem passenden Namen Rotstreifen – Torpedofisch angeboten. Die in Singapur gezeigten Exemplar maßen immerhin um die 16 cm Länge. Leider zeigte das damals publizierte Bild lediglich einen dieser Fische in einer Fotoküvette fotografiert. Die herrliche Färbung dieser eindrucksvollen Fische kam bei dem gestressten Tier natürlich nicht recht zur Geltung.

Jetzt sind diese Barben endlich erstmals nach Deutschland gelangt und von der Firma Glaser in Rodgau importiert worden. Fänger und Exporteur dieser Barben war Deepak Nopany aus Kalkutta. P. denisonii hat in Indien offenbar nur ein recht begrenztes Verbreitungsgebiet, dass auf einige Gegenden in Kerala / Südindien beschränkt ist. Der Fang und Transport der Rotstreifen – Torpedofische gestaltet sind insofern als schwierig, dass die für Anreise von Kalkutta ins Fanggebiet etwa 2000 km zu bewältigen sind. Das heißt, es werden etwa 3-4 Tage für eine Strecke des Weges beansprucht. In der Region in der Die P. denisonii zu finden sind gibt es für die Fänger keinerlei Infrastruktur, so dass für die Expedition alles Gerät mitgenommen werden muß. Anschließend müssen die Fische die 2000 km zurück nach Kalkutta mit der Bahn transportiert werden. Wer einmal in den Tropen auf Fischfang war, weiß wie aufwendig eine solche Expedition organisiert werden muss wenn man Verluste vermeiden will. Dies alles kostet Zeit, Nerven und auch nicht wenig Geld! Vor diesem Hintergrund ist auch der hohe Preis für diese schönen Fische verständlich.

Puntius denisonii wurde 1865 von dem britischen Ichthyologen Francis Day als Labeo denisonii wissenschaftlich beschrieben. Typuslokalität ist Mundakayam in den Travancore Hills, Kerala, Indien. Derzeit wird die Art der Sammelgattung Puntius Hamilton, 1822 zugerechnet. Dies ist aber bei dem Chaos in der Nomenklatur der indischen Fische offensichtlich nur eine Notlösung. Es erscheint mehr als fraglich, dass die Torpedofische auch nach einer längst überfälligen Neubearbeitung bei Puntius bleiben werden, denn sie unterscheiden sich doch gravierend. Auf den Gelehrtenstreit um die korrekte Verwendung der Gattungsnamen Barbus Cuvier & Cloquet, 1816 oder Puntius für die asiatischen Angehörigen der Sammelgattung möchte ich hier gar nicht erst eingehen.

Die jetzt neu importierten P. denisonii sind mit einer Gesamtlänge von 8-11 cm noch nicht ausgewachsen. Das Farbkleid dieser herrlichen Fische lässt den Betrachter unwillkürlich an den südamerikanischen Rotkopfsalmler denken. Es ist auf dem Foto sehr gut zu erkennen und bedarf daher keines weiteren Kommentars. Bei der Haltung im Aquarium wird deutlich, dass P. denisonii offensichtlich aus stärker strömenden Gewässern stammt. Die Fische lieben es nämlich in der Strömung zu spielen und sind dabei sehr lebhaft. Sie brauchen daher zu ihrer ungehinderten Entfaltung unbedingt ein großes Aquarium mit viel freiem Schwimmraum. Dies ist auch im Hinblick auf ihre zu erwartende Endgröße von mindestens 16 cm sehr wichtig. Ich selbst halte die Rotstreifen – Torpedofische derzeit in einem recht spärlich eingerichteten, hell beleuchteten Aquarium von 160 cm Länge. Es ist in den Randzonen dicht bepflanzt und mit einer starken Strömungspumpe bestückt. Die Temperatur schwankt zwischen 22° C und 27°C. Hier fühlen sind die P. denisonii offensichtlich sehr wohl. Mit den anderen Beckeninsassen, afrikanischen Leuchtaugenfischen und kleinen südamerikanischen Salmlern, gibt es keine Probleme. Sie werden von den Rotstreifen – Torpedofischen nicht beachtet, die stets im Schwarm mit oft leicht gesenktem Kopf durch das Becken ziehen. Aggressionshandlungen untereinander konnte ich in der kurzen Zeit meiner Pflege dieser Fische nicht beobachten. Gefressen wird von den P. denisonii eine breite Palette von lebenden und gefrorenen Mückenlarven aller Couleur, Wasserflöhen, Cyclops und dergleichen über Trockenfutter bis hin zu Bananenscheiben und zerquetschten Erdbeeren, die angeknabbert werden, alles. Manchmal kann man die Torpedofische dabei beobachten wie sie mit gesenkten Kopf von Wurzeln, Pflanzenblättern oder Steinen Detritus absaugen. Ob sie dabei auch kleine Algen abweiden kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Wichtig erscheint mir, daß das Wasser häufig gewechselt wird, wie dies bei den meisten strömungsliebenden Arten aus bergigen Regionen der Fall ist. Ich hoffe, dass eines Tages auch die Nachzucht dieser herrlichen Fische gelingt um die Art einem breiteren Kreis der Aquarianer zugänglich zu machen. Mein herzlicher Dank gilt Gerhard Ott, Flensburg und Frank Schäfer, Aquarium Glaser, Rodgau für das Überlassen wichtiger Informationen und Literatur.

Literatur:

Day, F. (1865): On the fishes of Cochin, on the Malabar coast of India. Part II. Anacanthini. –Proc.Zool.Soc.London, 1865(1): 286-318

Day, F. (1889): The fauna of British India including Ceylon and Burma. Fishes. Vol.I. – London,Calcutta,Bombay,Berlin: 320 (nur Teil über P. denisonii)

Jayaram, K.c. (1991): Revision of the genus Puntius Hamilton. –Rec.Zool.Surway of India, Occ.Paper No.135 (Calcutta): 71-73 (nur Teil über P. denisonii)

Schäfer, F. (1997): Barbus denisonii Day,1865. – Aqualog News, 10: 4

Talwar, P.K. & A.G. Jhingran (1992): Inland fishes of India and adjacent countries. Vol. I-II. –A.A.Balkema, Rotterdam: 1-1158

Whitehead, P.J.P. & P.K. Talwar (1976). Francis Day (1829-1889) and his collections of Indian fishes. –Bull.Brit.Mus.(Nat.Hist)Hist.Ser., 5(1): 1-189

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