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Vorbereitung von Tropenreisen von Aquarianern

Text und Bilder Dr. Jan Robel

Der nachfolgende Beitrag fasst die Ergebnisse der Diskussion des Arbeitskreises „Vorbereitung von Aquarianer-Tropenreisen" des 28. Internationalen Symposions für Vivaristik in Litschau (Österreich) 2004 zusammen.

 

bulletIndividual- oder Pauschalreise ?
Ohne geländegängiges Fahrzeug ist oft kein Weiterkommen.Beide Alternativen haben Vor- und Nachteile. Der Organisationsaufwand bei Veranstalterreisen ist gering, da alle Formalitäten der Reise, Unterbringung und Verpflegung vom Veranstalter geregelt werden. Zudem sind solche Reisen vergleichsweise kostengünstig. Allerdings ist man meist an einen Ort, bzw. an ein Programm gebunden und muss sich die individuellen Freiräume selber schaffen. In der Regel wird dadurch der verfügbare Aktionsradius eingeschränkt. Dennoch kann man auch bei solchen Reisen aquaristische Highlights erleben, wie ich, gemeinsam mit Helmut Stallknecht, sowohl in Thailand als auch in Sri Lanka feststellen konnte.
Individualreisen haben den unschätzbaren Vorteil, dass man sich sein Programm selbst zusammenstellen kann. Das erfordert aber einen ganz erheblichen Organisationsaufwand und damit Zeit. Außerdem muss man immer damit rechnen, dass die Gegebenheiten am Zielort nicht so ganz mit den in Europa gesetzten Vorstellungen übereinstimmen. Das nun wiederum erfordert ein großes Maß an Flexibilität. Und man muss natürlich mit einem wesentlich höheren finanziellen Aufwand rechnen, da die Rabatte der großen Reiseveranstalter nicht greifen – das betrifft den Hotelaufenthalt ebenso wie Verpflegung und Transport.
Wie bei jeder anderen Reise auch gilt es auch für aquaristisch orientierte Reisen zunächstFundort von Aplocheilichthys spilauchen (Ghana). zu entscheiden, ob man allein, mit der Familie, mit Freunden oder mit befreundeten Familien verreisen will. Um von vornherein Stress und Auseinandersetzungen zu vermeiden, sollten die Ziele und das Anliegen der Reise jedem genau bekannt sein. Es ist nun einmal nicht zu vermeiden, dass sich beispielsweise der Aufenthalt an einem „fischhöffigen" Gewässer, sei es ein Bach, ein Tümpel oder ein See etwas in die Länge zieht, weil nach Beobachtung oder Fang von Tieren ja die Unterbringung und Verpackung, aber auch die erforderliche Erfassung der Wasserwerte ganz einfach mal Zeit verlangen. In einer solchen Situation dann mit Vorwürfen konfrontiert zu werden, oder einen drängelnden Mitreisenden beschwichtigen zu müssen nervt, und kann die Stimmung in einer Gruppe für die ganze Reise negativ beeinflussen. Der Erfolg einer Reise ist in erster Linie von der Zusammensetzung der Reisegruppe abhängig. Dieses Problem besteht nicht, wenn man allein unterwegs ist, allerdings ist das Fehlen eines Partners „im Busch" mitunter auch problematisch.

 

bulletDer Kostenfaktor
Die Kosten einer Reise werden von vielen Faktoren bestimmt. Generell kann man sagen:
- die Reise bei einem kommerziellen Veranstalter ist billiger, als eine individuell organisierte Reise.
- individuelle Reisen werden desto billiger, je mehr Teilnehmer sie haben.
- je früher Klarheit über Reiseziel und -inhalt herrscht, desto größer ist der Spielraum für Preisverhandlungen.
Den größten Posten einer individuellen Tropenreise nimmt gewöhnlich der Flugpreis ein. Deshalb ist es angebracht hier besonders intensiv Preisvergleiche durchzuführen. Manches „Schnäppchen" ist ein Flop. In den letzten Jahren haben wir deshalb die Flugreisen über eine Agentur gebucht, die sich auf Vermittlung günstiger Flugreisen spezialisiert hat ( www.statravel.de ).
Der Kontakt zu den Einheimischen erspart manch lange Suche.Für die Unterbringung vor Ort sollte man sich über aktuelle Reiseführer oder ebenfalls über das Internet informieren. Letzteres hat den Nachteil, dass sich meist nur teure Hotels Webpräsenzen leisten.
Ansonsten gilt vor Ort – den best möglichen Preis aushandeln. Zugegebener Maßen erfordert das genaue Kenntnis der ortsüblichen Preise. Was uns als preiswert erscheint ist „ortsüblich" meist völlig überteuert. Ich habe immer wieder die Feststellung gemacht, dass ein als Führer engagierter Einheimischer diese Verhandlungen meist besser handhabt, als man selbst. Diese Investition lohnt sich allemal, gesetzt den Fall man findet eine Person seines Vertrauens.
Außerdem werden die Kosten nicht unerheblich durch den Zeitfaktor bestimmt. Wenn man an eine bestimmte Reisezeit und Reisedauer gebunden ist, kann man günstige Angebote oft nicht wahrnehmen. Steht man unter Zeitdruck vor Ort, müssen häufig teure individuell gecharterte Verkehrsmittel in Anspruch genommen werden. Auch bei der Wahl der Unterkünfte bleiben dann nicht viele Möglichkeiten insbesondere, wenn man viele Fahrten innerhalb des Landes geplant hat.

 

bulletDer Zeitfaktor
...wird in erster Linie durch die persönlichen und beruflichen Rahmenbedingungen Überraschender Besuch während der Exkursion.bestimmt. Eine Reise in die Tropen unter drei Wochen ist nach meiner Auffassung wenig effektiv. In der Regel benötigt man jeweils einen Tag für An- und Abreise
Hinzu kommt die Akklimatisierung, für die man zwei oder besser drei Tage aufwenden sollte. Vor der Rückreise benötigt man wenigstens einen Tag um eventuell gefangene Fische „reisefertig" zu verpacken. Damit wäre dann schon fast eine Woche vertan.
Reisen die länger als vier Wochen andauern bringen das Problem der Zwischenhälterung der Fänge mit sich. Zwei Wochen kann man sich diesbezüglich mit Provisorien behelfen, danach wird es meist problematisch die Fänge am Leben zu erhalten, zumal mit zunehmender Aufenthaltslänge auch die Bestände anwachsen.




 

bulletWohin in die Tropen?
Das Reiseziel wird zunächst von der Interessenlage bestimmt. Welche Fischgruppe wird bevorzugt? Das gibt zunächst grob den Kontinent vor, den man bereist. Spezielle Fischarten findet man allerdings nur punktuell. Hinweise liefern da die Verbreitungsangaben in der Literatur, so sie denn genau genug gemacht wurden.
Wer allerdings offen für alle Fischgruppen ist, wird fast überall fündig und kann so manche Überraschung erleben, wie wir, als wir beispielsweise in Thailand Trichopsis pumilus und T. vittata vergesellschaftet fanden, oder in Ghana Fundulusoma thierry an einem Fundort, der in der Literatur ausgeschlossen wurde.
Der Autor beim Fischfang im Birim-River (Ghana).Bei der Auswahl des Reiselandes sollte allerdings die Sicherheitslage im Land oberste Priorität haben. Hinweise dazu findet man auf der Webpräsenz des Auswärtigen Amtes. Einschränkend muss man allerdings sagen, dass es dort nicht immer die aktuellsten Informationen gibt. Aussagekräftiger ist da die Webseite der CIA, die man unter www.cia.gov erreichen kann. Hier werden für alle Länder sicherheitsrelevante und länderspezifische Informationen gegeben. Last not least ist natürlich die Information über im Land lebende Bekannte oder andere Ansprechpartner am aussagekräftigsten. Wenn man solche nicht hat, und das ist ja die Regel, wendet man sich am besten an Aquarienfreunde, die das Zielland bereits bereist haben. Diese sind ja meist „mitteilungsbedürftig" und haben Reiseberichte in den gängigen Aquarienzeitschriften publiziert. Über diese Artikel an die Autoren zu gelangen ist kein Problem. In der überwiegenden Mehrzahl sind diese Aquarianer auch bereit, ihre Kenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben. So konnten wir sowohl von Anton Lamboj als auch von Gerd Eggers wertvolle Tipps zu den Ländern erhalten, die diese vor uns bereist haben. An dieser Stelle sei den beiden herzlichster Dank ausgesprochen.
bulletEinreiseformalitäten
Die notwendigen Informationen erhält man über die Konsulate der Zielländer. Am einfachsten ist es, die Adressen und Bedingungen über das Internet abzurufen.
bulletDer Gesundheitsschutz
... sollte in keinem Fall vernachlässigt werden. Dazu gehört in erster Linie die Vorsorge In jedem Fall sollten Sie sich vor dem Betreten eines Gewässers vergewissern, dass keine Elefanten drin sind durch einen entsprechenden Impfschutz. Ich habe mich schon oft verwundert, mit welcher Sorglosigkeit dieser Punkt bei Reisevorbereitungen behandelt wird. In Gesprächen mit „Neulingen" wird häufig die Auffassung vertreten, dass Impfungen Risiken bergen, die den Aufwand nicht lohnen, denn schließlich könne man ja fast alle Krankheiten heilen. Dem ist absolut zu widersprechen. Selber an Malaria tropica erkrankt, hatte ich Glück einen nur „milden" Krankheitsverlauf zu durchleben, das aber nur, weil ich eine Prophylaxe durchgeführt hatte. Angesichts der Grenzwerterfahrung von Fieberschüben über 41 oC kann ich jedem nur empfehlen in Malariagebieten ein Prophylaxemittel zu verwenden. Hinzu kommen die Impfungen gegen Hepatitis A und B, Typhus, Gelbfieber, Cholera, Polio, Wundstarrkrampf, von denen man erstere und letztere auch ohne die Absicht in die Tropen reisen zu wollen haben sollte. Genauere Informationen erhält man von der Deutschen tropenmedizinischen Gesellschaft (www.dtg.mwn.de/impfen/impf.htm) oder auf der Webseite des Tropeninstituts der Universität München, die auch länderspezifische Empfehlungen enthält (www.fit-for-travel.de/reisemedizin/reiseziele/index.html).

 

bulletDie notwendige Ausrüstung
...ist abhängig von den Zielen der Reise. Selbstverständlich benötigt man entsprechendes Zwei Käscher sind besser als einer.Fanggerät, um der Fische habhaft zu werden. Es würde den Umfang des Artikels sprengen, wenn alle Vor- und Nachteile von Käschern, Reusen, Senken , Angeln oder Netzen diskutiert würden. Wichtig ist allerdings die Frage, ob die gefangenen Tiere zwischengehältert werden sollen. Das dazu erforderliche Material muss man meistens mitnehmen. Bei kürzeren Aufenthalten sind Kompromisslösungen, wie Plastikflaschen, möglich. Bei längeren Reisezeiten benötigt man allerdings größere Behälter. Hier haben sich beispielsweise aufblasbare Badebecken bewährt, die ein hinreichendes Volumen haben, trotzdem aber das Reisegepäck nicht allzu sehr belasten. Auf alle Fälle sollte man aber die technischen Voraussetzungen für eine Belüftung der Behälter bei sich haben, sprich Pumpe, Schauchmaterial, T-Stücke, Ventile, etc.
Der Transport gefangener Fische erfolgt praktischer Weise in Plastikbeuteln.Ebenfalls unerlässlich sind Geräte zur Bestimmung der Wasserwerte der Fanggewässer. Ob man dabei kolorimetrische oder elektronische Verfahren einsetzt, ist abhängig vom Geldbeutel. Kolorimetrische Analysesets, die mit Farbumschlägen von Reagenzien arbeiten, sind preiswerter, als die oft sehr teuren elektronischen Messgeräte, die allerdings wesentlich genauere Werte liefern und zudem unabhängig von Wassertrübungen und –verschmutzungen arbeiten.
Letztlich sei noch auf das erforderliche Kartenmaterial verwiesen, das für die genaue Bestimmung der Fundorte, aber auch für die Orientierung im Lande erforderlich ist. Dieses sollte man unbedingt vor Antritt der Reise besorgt haben, denn die Angebote in den von uns bisher bereisten Ländern waren ausgesprochen dürftig, und wenn wir Karten erhielten, waren diese für exakte Ortsbestimmungen zu ungenau. Hilfreich zur Positionsbestimmung sind GPS-Geräte. Ohne hinreichendes Kartenmaterial erweisen sie sich allerdings als nutzlos, sind aber für eine nachträgliche Orientierung in ihrer Genauigkeit unschlagbar.
Dass zur Dokumentation einer Reise auch eine Kamera und ausreichendes Film- oder Speichermaterial gehört, muss wohl nicht weiter erläutert werden. Denken Sie aber daran, dass in den meisten tropischen Länder die für Ihre Kamera erforderlichen Batterien entweder nicht erhältlich, oder unverhältnismäßig teuer sind. Diesbezüglich sollten Sie sich bevorraten.

 

bulletDie Aus- und Einfuhr von Tieren
...ist ein Kapitel für sich und kann hier nur kurz angesprochen werden. Nur wenige Länder Der Autor beim genehmigten Fischen im Mole-Nationalpark (Ghana).haben Beschränkungen für die Ausfuhr von Fischen. Dazu gehören z.B. Brasilien, die USA, Australien und Südafrika. Hier benötigen Sie definitiv eine Ausfuhrerlaubnis. Sie können versuchen über einen Ansprechpartner im Land vorab eine solche zu erhalten. Sollte sie Ihnen verwehrt werden, unterlassen Sie einen Versuch die Tiere dennoch auszuführen. Sie riskieren einen Gefängnisaufenthalt und horrende Strafzahlungen. Informieren Sie sich also vorab, ob es in dieser Hinsicht Beschränkungen gibt. Gleiches gilt für die Einfuhr. Nicht alle Tiere, die aus den Herkunftsländern ausgeführt werden dürfen, können auch ohne Genehmigung in die EU eingeführt werden.

Dr. Jan Robel, Berlin

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