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Mit tiefer Bestürzung musste ich am 13.03.03 den Tod meines langjährigen Freundes und Mitautors dieser Seiten, Helmut Stallknecht, zur Kenntnis nehmen.
Helmut Stallknecht ist vielen Aquarianern durch seine Publikationen, 23 Bücher in verschiedenen Sprachen, über 900 Artikel in der aquaristischen Fachliteratur und unzählige Vorträge, bekannt. Damit hat er sich zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt, das eine nachträgliche Würdigung eigentlich erübrigt. Dennoch müssen wir feststellen, dass einer der letzten wirklich großen "Allrounder" auf dem Gebiet der Aquaristik von uns gegangen ist, der in erheblichem Maß das Bild der heutigen Liebhaberei mit bestimmt und in der Ichthyologie Akzente gesetzt hat.
Du wirst mir fehlen!

 

Helmut Stallknecht (27.01.1935 bis 13.03.03)

Frühjahr 2002 Ghana, bei TechimanAls ich Helmut 1978 kennen lernte, hatte ich von Aquaristik keine Ahnung. Ich studierte zwar gerade Biologie an der Humboldt-Universität, aber nichts lag mir ferner als Aquarien. Als ich das erste mal bei ihm in Malchow war, „wuselte" er gerade durch seine Aquarienanlage. Obwohl wir uns erst kurz kannten, breitete er die gesamte Palette der ihn gerade interessierenden Probleme und die zugehörigen Lösungsansätze über mich aus. Erst war ich wie erschlagen, dann fragte ich mich: „Wie kann jemand nur so viele Fragen haben, und gleichzeitig an den Antworten arbeiten?"

Er war ein kritischer Geist, der Neues begierig, manchmal misstrauisch oder auch mit Euphorie analysierte. So lange ich ihn kannte hat er aber nie eine andere Auffassung ungeprüft übernommen. Mit dieser mitunter auch unbequemen Einstellung hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Als kämpferische Natur war ihm das aber ziemlich egal.

Ghana 2002, in der Nähe von Cape CoastHinzu kam sein geradezu bibliografisches Gedächtnis, dass einem Angst machen konnte. „Helmut, kannst Du mir einen Tipp geben, wo ich etwas über ... finden kann?" Es folgte eine Aufzählung der Quellenangaben aus der aquaristischen Literatur von 1897 bis zu Gegenwart.

Es zeichnete ihn als hervorragenden Pädagogen, und damit meine ich nicht unbedingt (Be-) Lehrer, aus, dass ich begann mir seine Frage und Arbeitstechniken zueigen zu machen. Natürlich kam auch bei uns, so wie auch bei vielen anderen seiner Freunde und Bekannten, ein Aquarium zum anderen, denn, um Helmut zu zitieren: Ein Aquarium kommt selten allein. Darüber hinaus hat er mich ermutigt meine Kenntnisse und Erkenntnisse zu publizieren, Artikel zu schreiben und Vorträge zu halten. In der Anfangsphase hat er mich dabei überaus produktiv unterstützt, mir Zweifel an der Mitteilungswürdigkeit meiner Aussagen genommen, und durch die Kritiken die er anbrachte zum Erfolg der Publikationen beigetragen und später durch die gemeinsame Diskussion geholfen die Vielschichtigkeit biologischer Betrachtungsweisen von Einzelphänomenen zu erkennen. Ich weiß, dass er diesbezüglich nicht nur bei mir erfolgreich war, sondern auch viele andere Aquarianer auf seine Weise ermutigt hat, mit ihren Kenntnissen an die Öffentlichkeit zu treten.

Sein Wissen und seine Erfahrungen hat er immer mitgeteilt, imGhana 2002, Biriwa Beach, mit Agama agama Freundeskreis, in Vorträgen, auf Tagungen und Kongressen. Das Mitteilungsbedürfnis schien ebenso unerschöpflich, wie seine Neugier. In über 900 Artikeln und 23 Büchern sowie ungezählten Vorträgen hat er seine Leser und Zuhörer an seinem Wissen teilhaben lassen. Dem ersten Artikel, „Grundzüge der Verbreitungsgeschichte südamerikanischer und afrikanischer Süßwasserfische", veröffentlicht in Aquarien Terrarien" 7/1960 S. 337, sollten bald weitere folgen, die auch international beachtet wurden.

Zwangsläufig folgten Einladungen zu aquaristischen Tagungen und Kongressen in Schweden, nach Polen, der Tschechoslowakei, Russland, der Bundesrepublik und Österreich. Bei seinen Vorträgen anlässlich des Internationalen Symposions „Mensch – Tier – Umwelt" auf dem Hochkar, in Lindabrunn und zuletzt in Litschau hat er nicht nur viele Zuhörer sondern auch Freunde gewonnen. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, mit welcher Begeisterung Helmut von seinem ersten Symposion zurückkehrte und von den Begegnungen mit Lilo Klammer, Erich Brenner und nicht zuletzt Konrad Lorenz erzählte. Ein besonders herzliches Verhältnis entwickelte sich im Gefolge der Symposien zu Prof. Dr. Kurt Kolar und seiner Frau Evelyn, die maßgeblich zum Erfolg der Tagungen in Österreich beitrugen. Es sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass es sich um die Zeit des „kalten Krieges" handelte, der dem unentwegten Helmut Stallknecht den freien Zutritt in die Herkunftsländer der von ihm gepflegten Aquarienfische verwehrte. Gerade seine Aufenthalte in Österreich ermöglichten es ihm aber, auch über den engen Rahmen der Heimat hinaus wirksam zu werden.

1999, Sri Lanka, kurz nach Durchwaten eines GrabensErst nach der „Wende" in der DDR konnte er endlich die Länder bereisen, die die Heimat der von ihm zum Teil seit Jahrzehnten gehaltenen und nachgezogenen Fische sind. Folgerichtig bereiste er Venezuela, Costa Rica, Sri Lanka, Thailand, Gambia und noch im Oktober vergangenen Jahres zum dritten mal Ghana. Mehrere dieser Reisen haben wir gemeinsam unternommen, Fische gefangen, nach Deutschland gebracht und auch erfolgreich nachgezogen. Auf diesen Reisen ging es nie allein nur um „die Fische", wenn sie auch maßgeblich unsere Reiserouten oder Tagesplanungen bestimmten. Helmut interessierte sich nicht weniger für die Geschichte der Länder und vor allem die Menschen. Seine Reisebeschreibungen erfreuten sich bei zahlreichen Vorträgen und in vielen Artikel großer Beliebtheit, weil er es verstand die Vielschichtigkeit des Lebens in diesen Ländern anschaulich darzustellen. Auch dort gibt es Freunde denen er fehlen wird, so wie uns.

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