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Halsbandsittiche im Seitspagat
Renée Robel

Sicherlich ist Ihnen oben stehendes Bild schon auf der Eingangsseite zu den Reisebeschreibungen aufgefallen. Es ist eine Strandansicht aus dem Südwesten Sri Lankas, in Hikkaduwa. Die so weit über den Strand hängenden Palmen bekamen für uns eine ganz besondere Bedeutung. Habe ich Sie neugierig gemacht? Dann lesen Sie weiter.

Wer sich jahrelang mit einer bestimmten Vogelart „beschäftigt“ hat, möchte die Tiere auch in ihrer natürlichen Umwelt sehen und erleben. Wir wollen nicht sagen, dass das der Anlass gewesen wäre 1999 nach Sri Lanka zu fliegen, aber eines unserer Ziele war schon, Halsbandsittiche zu beobachten. Das Problem, dass sich dabei stellt ist „nur“ die Tiere auch zu finden. Am einfachsten ist es, die Einheimischen zu befragen, ... dachten wir. Unser Fahrer Rathna, der uns durch Sri Lanka kutschierte und zu unvergesslichen Erlebnissen verhalf, gab uns den Tipp, in Hikkaduwa am Corel Garden Hotel die Vögel zu beobachten. „Kommen jeden Abend da. Müssen kucken zwissen sechs und sieben.“, sagte er uns in seiner unvergleichlichen Tonlage. Nichts einfacher als das, lag unser Hotel mal gerade 200 Meter entfernt. Sicherheitshalber haben wir sowohl im Hotel als auch in den umliegenden Geschäften und Restaurants nachgefragt. Bares Erstaunen begegnete uns: „Sittiche? Hier? Niemals“! Ich gebe es gerne zu, wir waren enttäuscht und auch ein bisschen deprimiert. Rathnas Aussagen waren bisher immer richtig gewesen. Trotzdem liefen wir die Galle-Road zwischen sechs und sieben Uhr Abends auf und ab. Schließlich ließen wir uns ermüdet gegenüber dem „Corel Garden“ nieder und erörterten mit unseren Freunden alle möglichen Varianten, die das Ausbleiben der Vögel hätten erklären können, die falsche Jahreszeit, Brutzeit, Regenzeit – alles mögliche fiel uns zur Entschuldigung ein.

Jedenfalls keine Halsbandsittiche - und wir hatten uns so gefreut. Plötzlich, es war schon fast dunkel, setzte sich ein Vogel uns gegenüber auf den Wedel einer „King-Coconut-Palme“. Also doch ...! Dann noch einer und wieder und wieder, und plötzlich zogen Gruppen über Gruppen von Halsbandsittichen aus dem Hinterland in geraden Flug auf die Küstenpalmen von Hikkaduwa zu. Vorsichtig geschätzt müssen es zwischen dreihundert bis vierhundert Vögel gewesen sein, die sich mit schnellen Flügelschlägen und auch deutlich hörbar für uns durch ihre unverkennbaren lauten Schreie auf den Palmen niederließen. Es war im Gegenlicht gut zu beobachten, wie die Vögel zunächst die allgegenwärtigen Krähen mit lautem Geschrei aus den Palmen vertrieben. In den wenigen verbleibenden Minuten bis zur Dunkelheit sahen wir die Tiere auf den Wedeln der Palmen, bis sie schließlich verschwanden. Nunmehr neugierig geworden begaben wir uns unter einen der Bäume, um zu erkunden, wo die Sittiche abgeblieben waren. Schließlich entdeckten wir in Strandnähe zunächst einen, dann zwei Vögel schemenhaft unter den Palmenfiedern. In welcher Position sich die Tiere konkret befanden war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Mein Mann fotografierte „blind“ in den Baum hinein. Erst zu Hause angekommen und nach Entwicklung der Dias konnten wir das für uns unglaubliche Schlafverhalten sehen. Die Halsbandsittiche „verankern sich mit den Füßen in den Fiedern der Palmen und „schlafen“ im Spagat bauchunter. Erstaunlich ist, dass sie bei dieser Art „Zweipunktaufhängung“ die nötige Stabilität erreichen. Im Nachhinein ist uns dieses Verhalten erklärlich. Die Palmenblätter schützen die Vögel vor dem Wind und Regen. Von beidem hatten wir im Juli reichlich. Warum sie aber gerade in dieser, uns reichlich unbequem anmutenden Position schliefen und nicht umgedreht mit eingehaktem Schnabel, ist rätselhaft. Vergleichende Beobachtungen der von uns gehaltenen Tiere zeigten in der Schlafphase immer eine zusätzliche Verankerung mit dem Schnabel am Käfig. Eine weitere Frage, die sich aus unseren Beobachtungen in Hikkaduwa ergab war, was die Tiere veranlasst, gerade zum Schlafen die windigen Strände der Küste aufzusuchen. Spielt eventuell die salzhaltige feuchte Meeresluft für die Tiere eine Rolle? Dient sie vielleicht der Parasitenbekämpfung? Oder gibt es in den lockeren Palmenhainen einfach weniger Nachträuber, als in der dichten Vegetation des Hinterlandes? Wir wissen es nicht.

Selbstverständlich war es für uns einfach ein „Muss“, das zum Kult avancierte, an vielen weiteren Abenden, den „Sundowner“ in der Strandbar genießend, auf der einen Seite im Meer die Schildkröten auf- und abtauchen zu sehen und andererseits unter den „Schlafpalmen“ das Eintreffen „unserer“ Halsbandsittiche in der Dämmerung abzuwarten. Für uns war dieses täglich wiederkehrende, unglaublich faszinierende Schauspiel ein besonderes Urlaubserlebnis und jedenfalls erneut eine Reise wert.

Literatur: Strunden, H. (1992): Alexandersittiche.- Horst-Müller-Verlag, Walsrode.

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